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Unwetter in Süd- und Ostbayern Blitze, Starkregen und ein Todesopfer

Die Unwetter haben offenbar ein Todesopfer gefordert. Eine 60-Jährige aus dem Landkreis Mühldorf am Inn wurde tot in einem Bach aufgefunden. Besonders heftig war die Situation am Abend in Ostbayern. Seither ist es ruhiger geworden - die Gefahr von Unwettern und Überschwemmungen aber bleibt.

Von: Elmar Voltz, Dagmar Bohrer-Glas, Peter Kveton und Guido Fromm

Stand: 12.07.2016

In Regen im Bayerischen Wald musste der Riedbergtunnel wegen Überflutung gesperrt werden. In Niederbayern fiel örtlich der Strom aus, in der Oberpfalz gab es vereinzelt Probleme mit dem Handy- oder Fernsehempfang. Innerhalb von nur eineinhalb Stunden, zwischen 18.00 Uhr und 19.30 Uhr registrierte die Einsatzzentrale in der Oberpfalz mehr als 80 witterungsbedingte Notrufe.

Zwei Menschen verletzt

Betroffen war die gesamte Region, wobei die Schwerpunkte im Stadtgebiet und Landkreis Regensburg sowie im Landkreis Amberg-Sulzbach und dem Stadtgebiet Amberg lagen. Die meisten Einsätze hingen mit umgestürzten Bäumen und den damit verbundenen Sachschäden zusammen. Mehrere Bäume fielen auf Hausdächer oder geparkte Fahrzeuge.

In der Stadt Regensburg wurde ein Mann durch einen herabfallenden Ast leicht verletzt. Ansonsten sorgte der Starkregen für vollgelaufene Keller, überflutete Straßen und Bürgersteige sowie ausgehobenen Gullydeckeln. Die Sturmböen wehten Verkehrszeichen, Baustelleneinrichtungen oder Mülltonnen um. In Tegernheim im Landkreis Regensburg wurde ein Auto durch ein herumfliegendes Dixi-Klo beschädigt, andersorts wurden die Dächer eines Wohnhauses und eines Getränkemarktes teilweise abgedeckt. Die Gewitter führten zu kleineren Bränden durch Blitzeinschlag, verletzt wurde niemand. Die Polizei meldete bislang insgesamt zwei Verletzte in der Region.

Viel Regen und örtliche Hochwassergefahr in Südbayern

Für heute erwartet der Deutsche Wetterdienst in Südbayern wieder Gewitter mit Windböen bis zu 80 Stundenkilometern - eine Kaltfront wandert Richtung Süden ins Alpenvorland. Dadurch kann es in der Südhälfte des Freistaats auch in den kommenden Tagen viel regnen. Für die erst kürzlich überschwemmten Gebiete besteht wieder Hochwassergefahr. "Bei kleinen Flüssen kann ein erhöhter Wasserstand vorkommen", sagt Meteorologe Volker Wünsche. Er rechnet bis Donnerstag mit örtlich mehr als 200 Liter Regen pro Quadratmeter.

Steigende Pegel

Hochwassergefahr besteht besonders an den kleineren Flüssen und Bächen in der Oberpfalz. Der Pegelstand des Weißen Regen in Lohberg (Landkreis. Cham) etwa stieg seit gestern von 40 auf über 60 Zentimeter. Das bedeutet Meldestufe 1 - hier und da sind also kleinere Ausuferungen möglich. Die Teisnach im Bayerischen Wald stieg von 25 Zentimetern gestern Nachmittag auf 88 Zentimeter am frühen Morgen. Auch vom Schwarzen Regen, der Kleinen und Große Ohe sowie der Ilz werden deutlich gestiegene Pegelstände gemeldet.

Eine Tote in Oberbayern

In Oberbayern kam eine 60-jährige Frau aus Rattenkirchen im Landkreis Mühldorf am Inn ums Leben. Der Lebensgefährte der Frau hatte beobachtet, wie die 60-Jährige eine durch den starken Regen bereits überschwemmte Straßen überqueren wollte. Dabei rutschte die Frau aus und stürzte in den hochwasserführenden Straßengraben. Nach derzeitigen Ermittlungen wurde die Frau von den Wassermassen durch ein 60 Zentimeter starkes Kanalrohr gezogen und dann weitere 160 Meter im Weidenbach mitgerissen.

Im Raum Tegernsee/Schliersee in Oberbayern gingen Hagelkörner mit einem Korndurchmesser von zwei bis drei Zentimetern nieder. In den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen kam es laut Polizeipräsidium Oberbayern Süd und der Integrierten Leitstelle Oberland ILS nur vereinzelt zu Unwettereinsätzen. In der Region Murnau/Staffelsee kam es vereinzelt zu lokalen Überschwemmungen von Straßen und Gehwegen. Gleiches gilt für die Städte Geretsried und Wolfratshausen. Im Kreis Weilheim-Schongau wurden durch kräftige Sturmböen einige Bäume entwurzelt.

Aus dem grenznahen Österreich werden Überflutungen, Murenabgänge, umgestürzte Bäume und Verkehrsbehinderungen gemeldet. Alleine in der Region Salzburg waren mehr als 300 Feuerwehrleute im Einsatz. In Schwaben und Franken dagegen gab es bisher keine nennenswerten Unwetterschäden.


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Lotti, Dienstag, 12.Juli 2016, 08:32 Uhr

4. Flächenfraß

Wenn die Politik schon nicht den Klimawandel selbst bekämpfen will (Straßenbau auf Teufel komm raus, Ökostromreform zugunsten der Großkonzerne, keine Stromtrassen, 10H-Regel), dann sollte sie wenigstens *schleunigst* den Kampf gegen die Auswirkungen aufnehmen. Da aber z. B. ein Söder keine Zubetonierung und keinen Flächenfraß erkennen kann (vielleicht braucht er eine Brille, aber die könnte Wählerstimmen kosten), wenn täglich hektarweise Landschaft für Gewerbegebiete, Straßenbau und Industrieanlagen zubetoniert wird, bleibt da wenig Hoffnung.
Also bleibt der Bevölkerung nichts anderes, als sich an volle Keller und fliegende Dixiklos zu gewöhnen.
Naja, Ihr habt sie ja selber gewählt.

  • Antwort von Truderinger, Dienstag, 12.Juli, 11:14 Uhr

    Lotti, wenn Sie uns jetzt noch erklären, wo die Leute arbeiten sollen, wenn nicht in Industrieanlagen oder Gewerbegebieten und wie sie dorthin kommen sollen, wenn nicht über Straßen, dann sind wir einen Schritt weiter.

  • Antwort von STEFAN, Dienstag, 12.Juli, 12:05 Uhr

    Insbesondere Autobahnen verbrauchen un ihrer jetzigen Breite viel Fläche. - Bei einem Tempolimit könnte man die Autobahen schmaler bauern und Fläche sparen.

  • Antwort von Lotti, Dienstag, 12.Juli, 12:09 Uhr

    @Truderinger
    Wer mit den Öffentlichen oder dem Fahrrad fährt, braucht nicht Straßen in dem gigantischen Ausmaß, wie sie bei uns gebaut werden.
    Wer an dem Ort arbeitet, wo er auch wohnt, muss nicht Gewerbegebiete in die grüne Landschaft pflastern.
    Klar, dass das nicht so idyllisch ist, wenn der rauchende Kamin praktisch im Vorgarten steht.
    Wer nicht alle 2 Jahre einen neuen Fernseher braucht, muss nicht dauernd zum Discount-Elektronikmarkt gondeln.
    Sie sehen, es gibt genug Ansatzpunkte für einen vernünftigen Umgang mit begrenzten Ressourcen.
    Ihr "es geht halt nicht anders" kann ich also nicht gelten lassen.

  • Antwort von Geld frist Hirn, Dienstag, 12.Juli, 14:02 Uhr

    @ Truderinger: In Bayern beträgt die Arbeitslosenquote ca. 3,0 %, d. h. fast Vollbeschäftigung. Wir brauchen also keine zusätzlichen Gewerbegebiete. Außerdem äußerten sich in einem anderen Beitrag einige Bürgermeister, dass Gewerbeobjekte leer stehen. Wenn, dann sollten erst einmal alte Gewerbebrachen reaktiviert werden.

Bürger, Montag, 11.Juli 2016, 23:01 Uhr

3.

Schöne Bilder

Es gibt doch nichts über ein schönes Naturschauspiel wenn mann nicht betroffen ist.

  • Antwort von Lotti, Dienstag, 12.Juli, 08:35 Uhr

    Naja, die Bilder sind eindrucksvoll und könnten so manchen daran erinnern, dass die Natur und nicht der Mensch bestimmt, wo's langgeht.
    Betroffen sind wir übrigens alle, denn z. B. die eine Milliarde Euro für Simbach und Umgebung wird die CSU schon nicht dem eigenen Parteivermögen entnehmen.
    Vielleicht gibt es ja bald einen Klima-Soli.

Timo Baumann, Montag, 11.Juli 2016, 21:44 Uhr

2. Unwetter

Ein paar Bücher zum Vertiefen des Themas:
Schlachtfeld Erde; von Gwynne Dyer
Der Letzte macht das Licht aus...; von Robert Laughlin
10 Milliarden; von Emmott ( Sachbuch ohne jede Polemik und Wertung ), absolut empfehlenswert!

Der Nachteil ist halt, man muss lesen! Und das in der heutigen Zeit von "Zwitscher", "Gesichtsbuch" und ähnlichen lebensnotwendigen "Apps".

  • Antwort von Barbara, Montag, 11.Juli, 22:01 Uhr

    "Die Grenzen des Wachstums" ist auch ein Buch, das sehr lesenswert ist.

Barbara, Montag, 11.Juli 2016, 20:55 Uhr

1. So wie der Mensch mit der Natur umgeht, so geht die Natur mit dem Menschen um.

Ausbeutung der Natur, Raubbau, Zubetonieren bis zum Geht-nicht-Mehr, massenweises Abholzen, Verschmutzung ganzer Meere und Kontinente, Übervölkerung, Müll der bis zum Himmel stinkt etc. Da braucht man sich über die vielen Unwetter und Überschwemmungen nicht wundern.

  • Antwort von steamtrain, Montag, 11.Juli, 21:29 Uhr

    Sorry, aber was haben Äpfel mit Gurken zu tun? Nichts. Alles was sie hier aufzählen hat rein gar nichts mit dem Wetter zu tun. Mit dem Klima ggf.ja. aber eben nichts mit dem Wetter. Wir können das Klima durch unvernünftiges Handeln verändern aber mit dem Wetter als solches hat das nichts zu schaffen. Glücklicher weise kann der Mensch noch immer nicht das Wetter beeinflussen. Klimaschwankungen hat es seit dem Bestehen der Erde schon immer gegeben (So war z.B.die Sahara vor einigen Jahrtausenden eine üppig blühende Landschaft). Wir haben diese allerdings seit der Industrialisierung in nicht unerheblicher weise beschleunigt und so haben sich eben die verschiedenen Klimazonen mit ihrem entsprechenden Wetter wieder einmal verschoben.

  • Antwort von Barbara, Montag, 11.Juli, 21:56 Uhr

    Lesen Sie bitte einmal nach, warum alter Baumbestand für den Sauerstoffhaushalt der Erde so wichtig ist! Der Grundwasserspiegel wird durch die Wurzeln der Bäume gehalten. Dies ist enorm wichtig für den Wasserhaushalt und für Rückzugsgebiete bei Überschwemmungen. Je mehr Baumbestand abgeholzt und je mehr zubetoniert wird, desto gestörter wird der Wasserhaushalt und desto gestörter wird die Wolkenbildung. Wasser verdampft bekanntlich, bildet Wolken und kommt dann wieder zurck! Es hat auch noch nie so viele Menschen auf der Welt gegeben wie heute. Binnen 30 Jahren hat sich die Weltbevölkerung quasi verdoppelt. Wir haben heute ca. 10 Mrd.Menschen auf der Welt. Allein in Deutschland hat sich die Bevölkerung in der letzten 40 Jahren verdoppelt. Wenn Sie meinen, daß diese Fakten keine Auswirkungen auf den Wasserkreislauf der Natur, Wolkenbildung, Klima, Stürme etc. hat, dann denken Sie mal genauer nach!

  • Antwort von Amatör, Dienstag, 12.Juli, 00:40 Uhr

    Sie (Barbara) sagen: „Allein in Deutschland hat sich die Bevölkerung in der [sic] etzten 40 Jahren verdoppelt.“ – So, jetzt wollen wir aber mal die Kultstätte beim Dorf lassen. 1975 gab es in der Bundesrepublik und der DDR zusammen 78,5 Millionen Einwohner, derzeit sind es unter 82 Millionen. Wo ist hier eine Verdoppelung? Das Wachstum der Weltbevölkerung findet anderswo statt.

  • Antwort von Doris, Dienstag, 12.Juli, 07:34 Uhr

    @Barbara: Beide Aussagen zum Bevöökerungswachstum stimmen nicht. Die Weltbevölkerung ist in den vergangenen dreißig Jahren von ca. 5 Mrd. auf ca. 7,5 Mrd. gestiegen, also etwa um 50 Prozent. Die Gesamtbevölkerung des heutigen Bundesgebiets betrug 1975 etwa 78 Millionen Menschen, heute sind es 81 Millionen. Das ist von einer Verdoppelung wirklich mehr als meilenweit entfernt.

  • Antwort von Truderinger, Dienstag, 12.Juli, 08:10 Uhr

    @steamtrain:Hat das Wetter etwa nichts mit dem Klima zu tun?

  • Antwort von Francesco, Dienstag, 12.Juli, 13:42 Uhr

    @Barbara
    Was erlauben Barbara...:-))) (..so überzeugt man nicht...)

    @streamtrain

    Das sind wohl die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse. Kannte ich bisher so nicht. War noch auf dem alten Stand, dass das Klima und das Wetter irgendwie zusammen hängen.....: Gut dass es Sie gibt...:-)))

  • Antwort von Barbara, Dienstag, 12.Juli, 15:30 Uhr

    zur Bevölkerungsentwicklung: Nach dem 2. Weltkrieg hatte Deutschland ca. 20 Mio Einwohner. Die anderen 20 Millionen waren ausgebombte und vertriebene Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten. Insgesamt waren eso zwischen 1945 und 1950 etwa 40 Mio. Heute hat Deutschland bereits ca. 83 Millionen. Das ist also seit dem 2. Weltkrieg mehr als eine Verdoppelung der Bevölkerung; die derzeitigen afrikanischen Flüchtlinge noch nicht mitgezählt.
    zur Weltbevölkerung: In den 70er Jahren lag die Weltbevölkerung bei 3 bis 4 Milliraden Menschen. Heute haben wir bereits ca. 10 Milliarden, vielleicht sogar noch mehr! Manche Jahrbücher reden sogar von 12 Milliarden! Europa allein hat eine halbe Milliarde Menschen. (mehr als die USA) Das bevölkerungsreichste Land in Europa ist Deutschland. München allein hat eine jährliche Geburtenrate von 16.000. Die Sterberate ist nur halb so hoch. Also bitte, das ist doch eine Bevölkerungsexplosion!

  • Antwort von Bongo Player, Dienstag, 12.Juli, 19:13 Uhr

    Hey Barbara, würfelst du die Bevölkerungszahlen? Wikipedia spricht von 79 Mio Einwohnern im Deutschen Reich 1939 und von 65 Mio nach dem Krieg im Jahr 1946.