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Arbeitsmarkt in Bayern Viele Azubis schmeißen Ausbildung

Viele Azubis in Bayern beenden ihre Ausbildung ohne Abschluss - mehr als jeder fünfte Ausbildungsvertrag wird laut einer neuen Studie vorzeitig beendet. Nach Ansicht von Arbeitsmarktforschern liegt das häufig daran, dass sich die Jugendlichen ihren Wunsch-Beruf anders vorstellen, als er tatsächlich ist.

Stand: 14.08.2016

Azubis einer Technikerschule | Bild: picture-alliance/dpa

Ein Paradebeispiel nennt die Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) den Beruf des Kochs. Demnach lassen sich viele Jugendliche von TV-Kochsendungen dazu inspirieren, diesen Beruf zu erlernen. Die Shows entsprächen aber nicht der Ausbildungsrealität, die mit körperlicher Arbeit, Stress und hoher Konzentration verbunden sei.

Die Folge: Die Azubis beenden ihre Ausbildung vorzeitig. Im Jahr 2014 waren das laut der IAB-Studie nahezu die Hälfte der Koch-Azubis in Bayern. Ähnlich hoch war die Quote in den Berufen Fachverkäufer, Lebensmittelhandwerk und Friseur. Ausdauernder sind dagegen angehende Bank- und Industriekaufleute sowie Mechatroniker. Sie beendeten ihre Ausbildung nach Angaben der Studie eher selten vorzeitig.

Schlechtes Betriebsklima und zwischenmenschliche Konflikte

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Laut Arbeitsmarktforschern liegt die Ursache der vielen Vertragsauflösungen nicht nur bei den Azubis, sondern durchaus auch bei den Betrieben selbst: Berufsschüler kritisierten etwa in einer Befragung besonders häufig ein schlechtes Betriebsklima und Konflikte zwischen Ausbildern und Auszubildenden. Die Ausbildungsbetriebe bemängelten wiederum fehlende Grundfertigkeiten ihrer Azubis, wie etwa Sozialkompetenzen im zwischenmenschlichen Umgang. Oft könnten sich die Jugendlichen zudem nur schwer an einen geregelten Arbeitstag und feste Arbeitsstunden gewöhnen.

Dabei stellt sich meistens relativ schnell heraus, wenn eine gewählte Ausbildung nicht klappt. Die Ergebnisse der Studie zeigen: Wenn ein Ausbildungsvertrag vorzeitig gekündigt wird, passiert das überwiegend noch während der Probezeit.

Mittelschüler brechen schneller ab als Realschüler und Abiturienten

Es gibt allerdings große Unterschiede in den Branchen: Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Ausbildungsabbruch komme, sei im Handwerk sieben Mal größer als im Öffentlichen Dienst, heißt es in der Studie. Außerdem bestehe bei Mittelschülern ein deutlich höheres Risiko einer vorzeitigen Vertragslösung als bei Realschülern und Abiturienten.


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Gabriele W., Sonntag, 14.August 2016, 16:17 Uhr

2. Äpfel und Birnen

Je nach Bundesland wurden die Mittelschulen früher oder später in Realschulen umbenannt, weil die Elternschaft den Namen „Mittelschule“ herabsetzend empfand.
***
Habe mich schon gewundert -Mittelschule, sagt das heute noch einer? Aber egal.
Wer Koch werden will, der muss flink sein und auch in der Lage sein, sich anbrüllen zu lassen, wenns schnell gehen muss. Koch und Gourmet-Koch ist ja nun ein Himmelweiter Unterschied. Es liegt auch viel an der Einstellung, Erziehung und auch an der eigenen Motorik. Ich kenne 2 Köche, die nach der Ausbildung einen anderen Beruf erlernt haben. Die Stellenangebote sind ja auch nicht so rosig und es ist viel Geschick nötig, überhaupt an die 1. Plätze zu kommen.

Und die Azubis im "öffentlichen Dienst" die müssen ja auch nicht um 4 Uhr morgens aufstehen und körperlich so schuften wie Handwerker, Köche.
Der Vergleich ist absolut daneben ! für mich jedenfalls.

Bonk, Sonntag, 14.August 2016, 15:49 Uhr

1. Betriebsklima

Das viele Lehrlinge ihre Ausbildung abbrechen - sind die jungen Leute selbst daran schuld. ABER nicht alle. Oft ist das Betriebsklima so schlecht, daß auch ältere und erfahrene Mitarbeiter den Druck nicht aushalten können. Ich bin z.B. 61 und mußte aufhören, weil ich schon kurz vor einen nervenzusammenbruch stand. Bin kein "weichei" und kann viel verkraften, aber ich konnte es nicht mehr...
Was soll dann ein junger Mensch denken? Soll ich so arbeiten? - Ohne mich!

  • Antwort von Gabriele W, Sonntag, 14.August, 16:40 Uhr

    @Bonk
    das geht vielen Menschen so und von jungen Menschen verangt man einfach zu schnell-zu viel. Es gibt eben auch die Handwerksberufe nicht mehr wie früher, Die Meister fehlen, die Vaterfigur- bei Jungs halt. Keiner nimmt sich Zeit und natürlich gibt es bei beiden Seiten - gute und schlechte Leute. Das Elternhaus spielt eine Rolle und auch der soziale Kontakt. Es gibt ja auch viel weniger intakte Familien als früher. Großväter und Väter, die da den Jungs Beistand leisten könnten, fehlen auch.

    Die Schnelligkeit, die Wegwerfgesellschaft und Spassgesellschaft zahlt hier ihren Preis. Ebenso weil die Globalisierung und auch die EU Wertarbeit immer schlechter aussehen lassen. Alles was billger ist als in Deutschland hat Vorrang.

    Die Chinesen und Japaner oder überhaupt Asiaten, die wissen seit frühester Kindheit, was es heißt zu rennen und schnell zu sein, da kämen wir gar nicht mit in Europa.