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VW-Abgasskandal Audi-Entwicklungschef steht offenbar vor dem Aus

Audi rückt ins Zentrum des VW-Skandals. Insider aus dem Konzern haben dem BR gegenüber die Existenz einer brisanten Mail aus dem Jahr 2007 bestätigt. Darin gibt der Audi-Entwicklungsvorstand indirekt zu, von dem Abgas-Betrug zumindest gewusst zu haben.

Von: Susanne Pfaller

Stand: 22.09.2016

Ein alter Güterzug mit Logos von Volkswagen und Audi steht am 18.08.2016 am Bahnhof in Fallersleben bei Wolfsburg (Niedersachsen) | Bild: picture-alliance/dpa

Der Audi-Entwickler schrieb in der Mail aus dem Jahr 2007, dass es "ganz ohne Bescheißen" nicht zu schaffen sei, die strengen US-Auflagen für gesundheitsschädliche Stickoxide einzuhalten. Diese Mail belegt, dass der Audi-Manager bereits 2007 von den Manipulationen an den Dieselmotoren wussten.

Verordnete Schweigepflicht

Weder die Unternehmensseite noch der Betriebsrat bei Audi wollen sich dazu äußern. Auch die Insider des Bayerischen Rundfunks wollen anonym bleiben, denn für sie gilt - wie für alle im Konzern - ein Maulkorb. Alle Führungskräfte im Konzern haben sich einer strafgeldbewährten Schweigepflicht unterworfen, auferlegt von den US-Behörden und auch von den konzern-internen Ermittlern von der amerikanischen Kanzlei Jones Day. Dass nun ausgerechnet aus deren Umfeld all diese Details an die Medien gespielt wurden, macht die Insider "ratlos und wütend".

Erdrückende Beweise gegen Entwicklungsvorstand

Nach Aussage der BR-Informanten "sind die Tage von Audi-Entwicklungsvorstand Stefan Knirsch gezählt". Danach muss Knirsch seinen Posten räumen, "weil es erdrückende Beweise gibt, dass Knirsch bis zur Halskrause in den Dieselskandal verwickelt" ist und er schon sehr, sehr früh von alldem gewusst habe, obwohl er Aufsichtsratschef Müller per schriftlichem Ehrenwort genau das Gegenteil mitgeteilt hat, bevor er Anfang des Jahres als Audi-Entwicklungsvorstand installiert wurde. In den nächsten Tagen werde sich entscheiden, ob der Top-Entwickler fristlos gekündigt wird oder einem Auflösungsvertrag zustimmt. Noch bestreite Knirsch, der sich derzeit im Urlaub befindet, alles.

Keine Beweise gegen Audi-Chef Stadler

Rupert Stadler, Vorstandsvorsitzender von Audi

Audi-Chef Rupert Stadler halten die BR-Informanten hingegen für "sauber". Auch wenn manche Medien in den vergangenen Tagen behauptet haben, auch Stadler hätte schon viel früher von den Manipulationen gewusst, kennen die konzerninternen BR-Informanten "keine derartigen Beweise". Stadler würde zwar - wie alle Topmanager von den internen Ermittlern vernommen, das sei aber "Routine".

Angst vor Kundenverlust

Die Stimmung in der Belegschaft am Standort Ingolstadt liegt nach den Aussagen der Insider "am Boden". Die große Sorge sei, dass "der Skandal das Image der Marke weiter schädigt und die Kunden sich abwenden, weniger Audis kaufen" und es damit weniger zu tun gibt für die 43.000 Audianer am Standort Ingolstadt.

In Ingoldstadt wird es künftig weniger Arbeit geben

Schon unabhängig vom Diesel-Skandal werden in den nächsten Jahren weniger Autos von den Ingolstädter Bändern rollen. Der Grund dafür ist, dass im kommenden Jahr die Produktion des Verkaufsschlagers Q 5 von Ingolstadt nach Mexiko verlagert wird. Das heißt: weniger Arbeit in Ingolstadt. Derzeit, so die BR-Informanten, werde über mögliche Konsequenzen diskutiert, zum Beispiel den Wegfall einer Nachtschicht. Für die betroffenen Arbeiter würde das den Verlust hoher Zulagen bedeuten. Diskutiert wird auch über die Entlassung von über tausend Leiharbeitern. Diese Themen werden sicher die nächste Betriebsversammlung bei Audi am 5.10.2016 bestimmen.


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wm, Donnerstag, 22.September 2016, 14:21 Uhr

1. Ist der Ruf ruiniert.......

.......lebt es sich ungeniert!
Zum Abschied der obligatorische hochkarätige Handschlag.

  • Antwort von Dagobert Duck, Donnerstag, 22.September, 22:03 Uhr

    Richtig!!!
    Auch dieser Manager ist längst nicht mehr arm und wird es nie werden. Nie wird auch er für sein Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden.
    Diese hoch geachteten und geschätzten Ehrenmänner haben doch Rückendeckung in der Regierung und in der EU. Alle wußten bescheid ... niemand hat etwas dagegen unternommen ... haben wohl auch alle gut verdient!
    Ach, und mein 3 Jahre alter Diesel ist nun unverkäuflich! Pech gehabt ... lebe in D und nicht in den Vereinigten Staaten!