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70 Jahre Bikini Als Spanien mehr nackte Haut wagte

Auch kleine Revolutionen beginnen in Paris: Am 5. Juli 1946 wurde dort erstmals der Bikini präsentiert. Für das damalige Spanien unter Franco viel zu sexy. Doch einer der Badeorte zeigte sich liberal. Eine Bikini-Historie in Bildern.

Von: Bianca von der Au

Stand: 05.07.2016

Benidorm - damals ein kleines Dorf am Mittelmeer, heute Touristenzentrum mit Bettenburgen - rühmt sich, die erste Stadt in Spanien zu sein, die den Bikini erlaubt hat. Und das im katholischen Spanien unter der rigiden Moralnorm der Franco-Diktatur! Eine ältere Kundin in der Bademodeabteilung des Madrider Nobelkaufhauses Corte Inglés erinnert sich noch gut an diese Zeiten:

"Ja, ich erinnere mich noch sehr gut daran, damals war nicht nur der Bikini verboten, sondern auch ein Badeanzug durfte nicht zu freizügig sein. Denn es galt als hässlich, einen attraktiven Badeanzug zu tragen. Dann galt man als sehr liberale Person und das war alles verboten."

Eine Madrilenerin

Staunen über Urlauberinnen aus dem Ausland

Die Madrilenin erinnert sich, dass sie das erste Mal einen Bikini am Strand von Benidorm gesehen hat. "Also ich war damals noch sehr, sehr jung. Aber ich erinnere mich, es waren Ausländerinnen, die einen Bikini getragen haben und da haben wir ganz schön gestaunt." Sie selbst hatte als Jugendliche dann auch einen Bikini, aber der sah etwas anders aus als die Modelle heute:

"Das waren enorme Teile, die haben praktisch alles bedeckt. Eigentlich haben sie nur einen Streifen am Bauch frei gelassen. Und das Oberteil und die Hose waren ziemlich breit."

Eine Madrilenerin erinnert sich an die ersten Bikinis

Benidorms Bürgermeister erlaubte Bikinis

Pedro Zaragoza

Aber dass es überhaupt möglich war, im rigiden Spanien Bikini zu tragen, ist dem Bürgermeister von Benidorm zu verdanken. Der damals 29-jähride Pedro Zaragoza gab 1952 - also sechs Jahre nach der Erfindung des Bikinis - eine Verordnung heraus, die das veraltete Gesetz an die Wirklichkeit der sommerlichen Badegäste vorrangig aus Schweden anpasste. Damit hatte der Bürgermeister des Drei-Tausend-Seelenkaffs an der Costa Blanca visionäres Talent, denn diese Entscheidung ebnete der Tourismusindustrie der Comunidad Valencia den Weg.

Erzbischof exkommunizierte freizügigen Bürgermeister

Levantestrand von Benidorm

Der Erzbischof von Valencia hingegen war davon weniger begeistert - und exkommunizierte den Tourismus-Visionär umgehend. Was unter Francos Diktatur, in der der Katholizismus Staatsreligion war, einem Verlust an Bürgerrechten gleich kam. Pedro Zaragoza schwang sich daraufhin auf seine Vespa und knatterte die 450 Kilometer vom Küstenort Benidorm in die Hauptstadt, um vor Franco persönlich vorzusprechen. Der empfing ihn auch. Aber - so die Legende - der Diktator sagte weder Ja noch Nein zu der Entscheidung des Bürgermeisters, den Bikini in Benidorm zu erlauben. Er lächelte nur und machte kurz darauf mit seiner Frau und Tochter Urlaub in Benidorm. Das konnte dann durchaus als Zugeständnis des Diktators werden. Und von da an machte der Bikini seinen Siegeszug in Spanien.

Aus Protest gegen Atomwaffentests

Am 5. Juli wird der Bikini 70 Jahre alt. Ins Leben gerufen von dem französischen Designer Louis Réard - den Namen gab er seiner aufsehenerregenden Badekombi aus Protest gegen die Atomwaffentests der Amerikaner. Die bombardierten in den 40er und 50er Jahren das Naturparadies namens Bikini-Atoll im pazifischen Ozean. Am 5. Juli 1946 wurde der Zweiteiler mit Namen Bikini dann zum ersten Mal auf einer Pariser Modenschau präsentiert. Im katholischen Spanien unter Franco war der Bikini strengstens verboten - aber dank eines weitsichtigen Bürgermeisters eines kleinen Badeorts am Mittelmeer - nicht lange.


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G.W., Dienstag, 05.Juli 2016, 20:25 Uhr

3. Zweiteiler sind keine Bikinis

Typisch Mann wieder. Ich glaube es ja nicht :-))

Lilian Harvey...sie trägt auf diesen alten Bildern einen "ZWEITEILER"- das ist kein BIKINI. Oder sehen Sie@Grantler da vielleicht einen nackten Bauch?
Ich nicht !

Zweiteiler gab es schon 400 Jahre nach Christus-auch das waren keine "Bikinis"

Grantler, Dienstag, 05.Juli 2016, 16:01 Uhr

2. Wer hat's erfunden?

Es ist ja schön, dass die Spanier 1946 den Bikini erfunden haben. Warum Lilian Harvey bereits in den 1930er-Jahren Bikinis trug, bleibt offen, diese Bilder lassen sich aber leicht googlen. Warum zahlen wir soviel Rundfunkgebühren, damit öffentlich-rechtliche Qualitätsjournalisten Agenturmeldungen abtippen?

  • Antwort von Franz, Dienstag, 05.Juli, 18:32 Uhr

    ... weil sonst der Tätigkeitsbereich der Grantler massiv in Gefahr wäre ;-)

G.W., Dienstag, 05.Juli 2016, 08:20 Uhr

1. Bikini und Bademode

Ja- die Bikinis waren toll. Als gut erzogene Tochter war man auch noch Ende 60 etwas verklemmt, das legte sich dann nach und nach. In Spanien dann später oben ohne, war auch kein Thema. Immer vorausgesetzt man hatte die Figur dafür.
Heute bin ich im würdigen Alter von 60+ und trage wieder Badeanzüge. Die Stringtangas finde ich nicht schön, ein Bikini sollte stets schick aussehen und auch eine gewisse Erotik ausstrahlen. Sportlich ist auch schick, wenn jemand nun nicht so die Oberschenkel hat und ein kleines Beinchen an der Bikinihose ist.

Die Männer- die müssen was an der Strandmode tun. Diese franzsösischen Schnitte bei den Badehosen für ältere Männer ( oder generell ) g r a u e n h a f t ;-)))

Ansonsten, Hauptsache: Sommer- Sonne-Meer- nette Leute und natürlich am Strand einen Lumumba. :-) So gegen 11.30 Uhr, dann Mittagessen. Auch hier, bitte Etikette und ein T-Shirt über der Bademode.

*manchmal gruselt es einen doch sehr...

  • Antwort von Truderinger, Dienstag, 05.Juli, 10:43 Uhr

    @G.W.: Na sehen Sie, wir können uns ja sogar einmal einig sein:-). In allen Punkten;-)

  • Antwort von G.W., Dienstag, 05.Juli, 12:20 Uhr

    @Tuderinger
    isses denn möglich? Man fasst es nicht ( hat der Ludwig immer gesagt aus den Filmen Ludwig Thoma )....*man muss nachdenken, was man tun kann*. :-)
    Der BR hat ja einiges an Wiederholungen aus den alten Jahren, immer wieder nett anzuschauen, die alten Schauspieler auch.

    schönen Tag nach München

  • Antwort von Manfred Moser, Dienstag, 05.Juli, 12:57 Uhr

    aufgrund meiner ordentlichen Erziehung, war der Bikini einerseits eine ganz natürliche Sache. Selbstverständlich, daß man den Damen in erster Linie in die Augen schaute und nicht nur auf die Figur. Freilich war es insbesondere für die damals ältere Generation sehr schwierig. Die älteren Damen und insbesondere Herren wußten nicht immer damit umzugehen.
    Noch ein interessanter Aspekt: Gleichlautender Ort - das Bikini Atoll - die Amerikaner machten sich die Bademoden - Welle geschickt zunutze, um auf in der Südsee auf dem gleichnamigen Atoll ihre Atomwaffentests durchzuführen. Das war eine geschickte Tarnung, weil im Zusammenhang mit Bikini damals jeder nur an den Zweiteiler dachte.

  • Antwort von G.W., Dienstag, 05.Juli, 16:51 Uhr

    @Manfred Moser
    genau ! Das Bikini Atoll. Sieht man mal, was man alles vergisst.
    Ansonsten meine Großmutter hatte kein Problem mit dem Bikini. Sie fand moderne Sachen toll und auch was junge Leute alles "durften". Die Großväter hatten wohl eher ein Problem damit. Meine Mutter trug schon vor 1959 Bikini, ich habe nämlich ein altes Bild gefunden, da war ich höchstens 3 -4 Jahre. Sie war aber auch sehr modern. Die andern Mütter, die ich so erinnere, waren älter und dicker, die trugen das nicht. Dennoch haben wir KInder damals mit "Badeanzug" angefangen. Die saßen aber auch nicht besonders. Als wir ein Freibad bekamen, da gab es dann bessere Bademoden, weil die Väter in den 60-ern dann auch besser verdienten. Die "Alten" haben das wirklich toll gemeistert damals. Und die Familien waren eben auch noch intakter als heute. Ich hatte eine tolle Zeit und die Sorgen, die es heute gibt- die waren einfach nicht vorstellbar. Bei 3 Töchtern-haben wir natürlich auch selber genäht :-) BURDA-Moden.

  • Antwort von Rumplhanni, Dienstag, 05.Juli, 19:54 Uhr

    Hallo G.W.

    Da zeigt sich mal wie gleich die Bayern mit den Schweden sind: der blonde Michel aus Lönneberga war auch so ein Ludwig. Und nochmal „Europa“: Don Camillo und Peppone passt irgendwie auch zu diesem Artikel.

    Wie sexy und selbstbewusst unsere Großmütter und Mütter schon waren ist manchmal direkt beschämend. Manche Emanzen und sonstige Weltoffenen klingen heute oft verklemmter.

  • Antwort von G.W., Dienstag, 05.Juli, 21:43 Uhr

    liebe Rumplhanni, stimmt! der Michel und Don Camillo wird auch immer mal wiederholt. Wenn ich kann, schaue ich das auch gerne mal.

    Und die Kinder von Bullerbü- war auch lustig. Meine Eltern haben beide auch gerne im Alter mal Kindersendungen gesehen, weil sie gerne lächelten und verstanden, sie hatten ja keine lustige Kindheit, die war mit dem 2. WK zu Ende, und ihre Eltern hatten ja schon den 1.WK hinter sich, daher lebten Sie das mit uns und ihren Enkeln einfach neu. Ich kann sagen ich hatte ein reiches Leben bis heute- und damit meine ich kein Geld. Es bleibt mehr übrig, wenn man eine gute Basis hat. Meine Eltern sind im Wald beerdigt- Friedhöfe fand meine Mutter miefig und altmodisch, nee, so ein Grab, da wollte sie nicht rein.Im TV zeigten sie mal die Friedwälder- und da hat sie zu meinem Vater gesagt- "da will ich mal hin" und hat direkt "gebucht" und im Voraus gezahlt. :-) Eine alte Eiche ist es, wie im Film.