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Brille Für den scharfen Durchblick

Brillen gibt es heute in den verrücktesten Formen und Farben. Manche sind knallbunt und manche sehen aus wie Herzchen oder Schmetterlinge. Bei den tollen Gestellen ist es doch gar nicht schlimm, eine Brille zu tragen!

Von: Olga-Louise Dommel und Börni Schulz

Stand: 21.08.2022

Junge mit Brille | Bild: picture-alliance/dpa

Edelsteine im Blick

Im Mittelalter, als die Brille erfunden wurde, musste man sich noch regelrechte Ungetüme auf die Nase setzen, wenn man besser sehen wollte. Die Brillengestelle waren aus Eisen, Holz, Horn oder Knochen. Es gab noch keine Bügel, die man sich hinter die Ohren legen konnte, sondern man hielt sich die Brille mit der Hand vor die Augen.

Die Linsen - also die Brillengläser - wurden zuerst aus Bergkristall oder aus Halbedelsteinen namens Beryll geschliffen. Man kann fast hören, wie sich daraus unser Name Brille entwickelt hat. Später lösten dann Linsen aus Glas den geschliffenen Bergkristall ab. Heute benutzt man meist Kunststoff, denn der ist leichter.

Der Anfang: Ein Stein als Lupe

Bevor man auf die Idee kam, für jedes Auge eine Linse zu benutzen und sie sich direkt vor die Augen zu halten, halfen sich die Menschen mit dem sogenannten Lesestein. Lesesteine sind ein Zwischending aus Halbkugel und Kugel. Auch sie wurden aus Bergkristall oder Beryll gefertigt. Den Lesestein legte man auf das Schriftstück, das man lesen wollte, und führte ihn beim Lesen auf der Schrift entlang. Er vergrößerte dann die Schriftzeichen so wie eine Lupe.

Vom Lesestein zur Brille

Bis heute ist nicht genau bekannt, wer eigentlich die Brille erfunden hat. Im Kloster San Nicolo in Treviso (Italien) ist ein Gemälde aus dem Jahr 1352 zu sehen: Es zeigt einen lesenden Mönch. Er hält sich dabei ein "Einglas" mit Griff vors Auge. Wichtige Ideen für die Entwicklung der Brille lieferte schon im Mittelalter der englische Franziskanermönch Roger Bacon. Er konnte auf Vorarbeiten des arabischen Mathematikers, Astronomen und Optikers Alhazen zurückgreifen. Die Brille mit den seitlich angebrachten Bügeln, wie wir sie heute kennen, entstand erst im 18. Jahrhundert. Weil die Bügel auf den Ohren aufliegen und so die Brille nicht von der Nase fallen kann, heißt die Brille eigentlich Ohrenbrille.

Ohren als Rutschstopp

Auf dem Weg zur Ohrenbrille gab es aber noch einige lustige Versuche, die Brille im Gesicht festzuhalten. Zum Beispiel die Mützenbrille: Man knotete seine Brillengläser so an seiner Mütze fest, dass sie einem vor den Augen herunterbaumelten. Oder den Zwicker: Den zwickte man sich einfach auf der Nase fest. Ihr kennt ihn bestimmt von Onkel Dagobert. Dann gab es noch das Monokel, ein einzelnes Augenglas, das man zwischen Wange und oberem Augenlid einklemmte. Das Monokel wurde hauptsächlich von Männern getragen. Frauen bevorzugten dagegen das Lorgnon, auch Scherenbrille genannt. Sie sah tatsächlich ein bisschen aus wie eine elegant verzierte Schere, die man sich vor die Augen hielt.

Unsichtbare Brillen

Bei all den ulkigen Brillenkonstruktionen kommen einem die heutigen Modelle ja fast langweilig vor. Und die Möglichkeiten, etwas gegen Sehschwächen zu unternehmen, werden immer unsichtbarer! Zum Beispiel Kontaktlinsen: klitzekleine Linsen, die man sich direkt auf die Augäpfel legen kann. Die Kontaktlinsen wurden übrigens schon 1877 von Adolf Eugen Fick erfunden. Und inzwischen kann man sich sogar mit einem Laserstrahl die Augen operieren lassen. Das geht allerdings nur bei Erwachsenen, weil deren Augen schon "ausgewachsen" sind.

Die Sonnenbrille

Vor unangenehm hellen und schädlichen Sonnenstrahlen (UV-Strahlen) sollten wir unsere Augen mit einer Sonnenbrille schützen. Dafür sind die Gläser der Brille dunkel "getönt". Das sieht nicht nur "cool" aus: Am Wasser, in den Bergen oder im Schnee ist es wirklich ratsam, eine Sonnenbrille aufzusetzen.

Frage: Wenn man durch eine Sonnenbrille guckt, sieht man alles gut. Aber die anderen sehen meine Augen kaum. Warum ist das so?

Antwort:
1. Die Augen liegen im Schatten der Brille, sie werden einfach nicht so hell angestrahlt wie das Gesicht außenherum. Und die Augen sind im Schatten der Brille gut versteckt.
2. Der "Camouflage-Effekt": Das ist französisch und bedeutet Tarnung. Dunkle Gläser verschleiern die Augen. Sie werden vom gleichmäßig braunen Brillenglas abgedeckt wie von einem Schutzschirm.

Deshalb: Der Sonnenbrillenträger kann alles sehen - wenn auch ein wenig dunkler - aber alle, die ihm in die Augen blicken wollen, sehen erstmal die braune Fläche der Brillengläser. Und können dahinter die Augen nur vermuten.


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