6.-7.3. Purim Karneval auf Jüdisch

Purim gehört zu den fröhlichsten Festen des Judentums. Im Zentrum steht die Erzählung von einer mutigen und listreichen Königin...

Stand: 30.12.2022

Die Ursprünge des karnevalesken Purimfestes liegen in der nachbiblischen Zeit. Die Geschichte, die im Zentrum des Festes steht, stammt aber aus dem erweiterten Kreis der biblischen Überlieferung: die Erzählung von der Königin Esther, die sich im 5. Jahrhundert vor der christlichen Zeitrechnung im alten Persien abspielt.

Die Esther-Erzählung lässt sich in Kurzform wiedergeben: Haman, der Minister des Königs Ahaschverosh, erteilt den Befehl, alle Juden Persiens töten zu lassen. Als der Tag bereits feststeht, kommt es zur entscheidenden Schicksalswende, denn der jüdische Hofdiener Mordechai ist der Cousin Esthers, der Königin Persiens. Mordechai bittet also seine Cousine, die gleichzeitig seine Adoptivtochter ist, den König vom Verbrechen an den Juden abzuhalten. Beim gemeinsamen Abendessen mit dem König kommt es zur großen Überraschung: Esther offenbart dem König von Persien ihre jüdische Herkunft. Nun versetzen den König die Pläne Hamans in Wut und der Galgen, der Mordechai gelten sollte, ist nun für Haman bestimmt. Die Juden Persiens sind gerettet.

Der Tag vor dem Fest: Esther-Fasten

Der Esther-Erzählung gemäß wurde der Tag, an dem die persischen Juden getötet werden sollten, vom König ausgelost. „Los“ ist die Übersetzung des hebräischen Wortes „Pur“, das womöglich nicht nur hebräischen sondern auch persischen Ursprungs ist. Das Los fiel auf den 13. Tag des jüdischen Monats Adar, der nach gregorianischem Kalender immer ein Tag im Februar oder auch im März ist. Heute erinnert der Brauch des Esther-Fastens an diesen Tag als den Vortag des Purimfestes.

Auch der Brauch des Esther-Fastens hat seinen Ursprung in der Purimgeschichte: Esther bittet darin ihren Cousin und alle persischen Juden, einen Tag lang zu fasten, um ihr bei ihrem Unternehmen beizustehen und Glück zu bringen. Durchgesetzt hat sich der Brauch, am Tag vor Purim zu fasten, vor allem bei den sephardischen Juden der orientalischen Länder.

Historische Ungereimtheiten der Esther-Erzählung, ob sie nun die Existenz des Königs Ahaschverosch oder anderes anbelangen, spielen an Purim keine Rolle. Das Entscheidende ist die Symbolkraft der Erzählung. So ist das Lesen der Esthergeschichte auch der wichtigste Teil des Festes in der Synagoge. Dabei ist es Brauch, bei jeder Erwähnung des Namens Haman laut zu rasseln und mit den Füßen zu stampfen, um so den Namen des Bösen zu übertönen. Besonders die anwesenden Kinder übernehmen diese Aufgabe.

Man verkleidet sich an Purim heute in ähnlicher Vielfalt wie zur Karnevalszeit. In vielen jüdischen Gemeinden werden Purimspiele aufgeführt, welche die Geschichte Esthers nacherzählen. Alt und jung veranstalten ausgelassene Kostümpartys. Nach dem Antagonisten Haman benannt ist ein typisches Gebäck zu Purim – die Hamantasch, so der jiddische Ausdruck für die Haman-Tasche. Dabei handelt es sich um ein kleines dreieckiges Gebäck, das meist mit Mohn oder Marmelade gefüllt ist.

Der Genuss von Wein und Alkohol hat an Purim einen besonderen Stellenwert. Purim ist das einzige Fest der jüdischen Tradition, in dem ausdrücklich empfohlen ist, über den Durst hinaus zu trinken – bis man nicht mehr die Namen Moredchai und Haman auseinanderhalten könne. Der jüdisch-hebräische Trinkspruch dazu lautet L'Chaim - Auf das Leben, und ist in gewissem Sinne auch die Quintessenz des lebensfrohen Festes.