26.-27.1. Lailatu-l-Raghaib Nacht der Wünsche

Die Nacht vom ersten Donnerstag auf den folgenden Freitag des 7. Monats im islamischen Kalender, des Monats Radschab, ist für Muslime eine ganz besondere. Denn die "Lailatu-l-Raghaib", die "Nacht der Empfängnis des Propheten Mohammed" leitet als erste der fünf heiligen Nächte im Islam einen Zeitabschnitt der geistigen Einkehr ein, die gesegneten drei Monate.

Von: Roswitha Buchner

Stand: 30.12.2022

Istanbul - Neue Moschee | Bild: picture-alliance/dpa

Die "Lailatu-l-Raghaib", "die Nacht der Empfängnis des Propheten Mohammed" oder die "Regaib Kandili", wie sie auf Türkisch heißt, wird auch die "Nacht der Wünsche" genannt. Der arabische Begriff "Raghaib" bedeutet "das Erwünschte", "das Ersehnte" und es heißt dass Gott in dieser Nacht den Gläubigen besondere Barmherzigkeit, Segen, Gnade und Wohltaten zuteil werden lässt. Bezüglich der Namensgebung gibt es zahlreiche Überlieferungen. Eine davon ist, dass Amina, die Mutter des Propheten Mohammed in dieser Nacht ihre Schwangerschaft bemerkte. Der Legende nach wurde Mohammed gezeugt, indem ein göttliches Licht von der Stirn seines Vaters in den Schoß der Mutter gelangte. Auch sollen in der Nacht der Zeugung allerlei Wunderzeichen geschehen sein, die das Geburtsereignis ankündigten. Beispielsweise konnten die Tiere plötzlich sprechen und verkündeten das frohe Ereignis. Geschichten, die eher in der volkstümlichen Unterhaltungsliteratur fußen, das offizielle Bild des Propheten Mohammed aber im Volksglauben stark beeinflussten. Eine andere, für die meisten islamischen Gelehrten schlüssigere Überlieferung besagt , dass der Prophet Mohammed in der "Lailatu-l-ragaib" anfing seine Gebete zu vermehren. Dadurch sollen in dieser Nacht, die die anderen vier gesegneten Nächte im Islam ankündigt, Milde und Vergebung Gottes zunehmen.

Sünden finden Vergebung und gottesdienstliche Handlungen werden mehrfach belohnt

Erst im 18. Jahrhundert begann man in islamischen Derwisch Klöstern das Fest zu feiern. Mit großen feierlichen Zeremonien, in welchen die Sufis, die Mönche dieser Klöster eigens dafür geschriebene Gedichte vortrugen, die sogenannten "Ragaibija". Das Volk begann die Nacht der Empfängnis mit Gottesdiensten, Gebeten und Fasten zu verbringen. Denn es heißt, Sünden die man  in der "Lailatu-l-raghaib" bereut, werden von Gott vergeben und Gebete mehrfach belohnt. Um auf die Nacht festlich zu gestalten brachte man zwischen und an den Minaretten der Moscheen kleine Öllämpchen (türk. kandil) an. Ein Brauch, der sich bis heute in der Türkei gehalten hat. Darüber hinaus sollen die Gläubigen über ihr vergangenes Leben nachdenken, und in der darauffolgenden Zeit eigene Interessen nicht so wichtig nehmen. Das heißt sich mehr um die Mitmenschen zu kümmern, also etwa alte und kranke Menschen in der Umgebung zu besuchen, Bekannte anzurufen und sich nach ihrem Befinden zu erkundigen, nach Wegen zu suchen Zerstrittene wieder zu versöhnen oder Arme und Waisen mit Geschenken und Spenden bedenken. So entstand auch der Brauch in der Nacht der Empfängnis und am darauffolgenden Tag Süßigkeiten und Lokma, ein mit Zucker bestreutes Öl Gebäck mit Zucker an die Nachbarn zu verteilen.