BR Fernsehen - Frühling in Schwaben

Frühling in Schwaben

Lebensgefühl, Kultur und Natur Frühling in Schwaben

Stand: 19.03.2015 | Archiv

Frühlingserwachen im Stadtpark von Kaufbeuren | Bild: BR/Dr. Michael Zehetmair

"Die Schwaben sind ein liebes Volk" hat der Dichter Friedrich Schiller einst geschrieben. Kleine Geschichten und Begebenheiten über Kultur, Natur und Lebensgefühl in Bayerisch-Schwaben erzählt der Film "Frühling in Schwaben".

Bayerisch-Schwaben, und insbesondere auch das hierzu gehörende Allgäu, stehen zunächst und vor allem für grüne Natur ("Grünes Allgäu"!) und hochwertig erzeugte Lebensmittel. Einer der Betriebe, wo der Bauer nun wirklich noch weiß, wo sein Produkt herkommt und vor allem, was drinnen ist, ist der Bauernhof der Familie Kleinle in Lauingen an der Donau. Man erzeugt dort Kartoffeln, hat rund 3000 Hühner - für die man das Futter selbst herstellt - zudem macht Jungbäuerin Martina Kleinle Nudeln, einen eigenen Eierlikör, nicht zu vergessen die Spezialität des Hauses, den "Käsesalat Original Flock", nach altem Lauinger Rezept.

Typisch für Bayerisch-Schwaben ist auch die hohe Dichte an Theatergruppen. Sage und schreibe 431 verschiedene Amateurtheatergruppen gibt es im Bezirk Schwaben. Daß dem so ist, hat mit der historisch bedingten Kleinräumigkeit Schwabens zu tun. Oft wechselte innerhalb weniger Kilometer die Herrschaft. Hier katholisch, dort evangelisch, hier freie Reichsstadt, nebenan habsburgisch (wie etwa Burgau in Mittelschwaben). Man spricht auch vom "Flecklesteppich", und quasi jeder Fleck hat daher bis heute seine eigene Geschichte und eben auch seine eigene Theatergruppe. "Mia san mia" auf schwäbisch sozusagen, eine eigene Theatergruppe gehört zum Selbstverständnis eines stolzen Ortes genau so wie eine eigene Chronik. In unserem Film sind wir übrigens zu Gast bei der "Gesang- und Theatervereinigung Diedorf".

Dem schon erwähnten "Flecklesteppich" entspricht auch die noch heute enorme Zahl an kulturell eigenständigen Kleinstädten in Bayerisch-Schwaben. Wir stellen zwei davon im Film vor. Zum einen die Fuggerstadt Weißenhorn. Gelegen im Landkreis Neu-Ulm hat sie 13 000 Einwohner, prächtige historische Stadttore, eine fast schon überdimensionierte Stadtpfarrkirche mit riesigem Turm, einen schönen Stadtpark. All dies gibt es so oder ähnlich auch in vielen anderen schwäbischen Kleinstädten. Was es ganz sicher nur in Weißenhorn gibt, ist Bayerns kleinstes Theater: 140 Sitzplätze, erbaut im Jahr 1876 in neoklassizistischem Stil. Die neben Weißenhorn andere bayerisch-schwäbische Kleinstadt, auf die wir im Film näher eingehen, ist Wertingen. Deshalb, weil derzeit in einem Forschungsprojekt der Bayerischen Akademie der Wissenschaften die Bedeutung von Ortsnamen im Altlandkreis Wertingen recherchiert wird.

Weitere Themen im Film: die multikulturelle Jugendgruppe "Powergirl and Powerboy for Leipheim" in Leipheim (Landkreis Günzburg); die Kemptener Fotografin Manuela Prediger, die bereits bei der deutschen sowie bei der bayerischen Fotomeisterschaft den ersten Platz belegt hat; die Kapelle St. Johannes Nepomuk in Eisenburg bei Memmingen. Das Besondere an dieser: im Innenraum hängt die Abbildung eines mit Frühlingsblumen umrankten böhmischen Christkindleins. Wie aber kommt ein "böhmisches Jesulein" nach Bayerisch-Schwaben?

Fehlen noch drei Geschichten rund um den Frühling in Bayerisch-Schwaben. Da sind zum einen die Vogelhäuser von Amara Genevieve Robinson Adarrobinson. Sie ist eine von rund 200 Behinderten, die in den Albertus-Magnus-Werkstätten in Günzburg betreut werden. Vom "Playboy"-Vogelhaus bis hin zu dem mit der "Vogelhochzeit" bemalten Vogelhaus bis zu "dem mit den Engeln" gestaltet die junge Frau die Häuschen selbst, von der Idee über den grafischen Entwurf bis hin zum Bemalen.

Zum anderen erzählen wir im Film vom Modellflugclub Burgau. Er ist einer von rund 100 Vereinen in dem 9000-Einwohner-Ort in Mittelschwaben. Wunderschöne Bilder von durch die Frühlingsluft kreisenden Modellflugzeugen (inklusive eines selbstgebauten fliegenden Superman-Modells).

Und dann sind wir noch in Nördlingen zu Gast. Aus zwei Gründen: es gibt dort noch eine handbetriebene Bahnschranke, ja tatsächlich, handbetrieben! Und in Nördlingen wurde vor nunmehr 249 Jahren einer der bedeutendsten Verlage in Deutschland gegründet: der C.H.Beck-Verlag.

Abgerundet wird der Film von eindrucksvollen Landschaftsaufnahmen, in Gerstruben im Allgäu (auf 1155 Metern über dem Meer Deutschlands höchst gelegener bewohnter Ort!), im Lindauer Hafen, an der Mündung des Lech in die Donau, im Kaufbeurer Jordanpark. Und im Markt Wittislingen baut ein Storchenpaar sein Nest in der Frühlingssonne.