Franken - Wir über uns


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Nachruf Wolfgang Buhl ist tot

Der Journalist, Schriftsteller und langjährige Leiter des BR–Studio Franken, Wolfgang Buhl, ist tot. Er starb am Sonntag im Alter von 89 Jahren nach kürzerer Krankheit.

Stand: 12.08.2014

Wolfgang Buhl, Studioleiter im Studio Franken von 1978 bis 1990 | Bild: BR; Montage: BR

Der geborenen Sachse und "gelernte Franke" studierte nach dem Krieg Germanistik, Theaterwissenschaft und Philosophie an der Friedrich-Alexander-Iniversität in Erlangen. 1951 promovierte er mit einer literaturwissenschaftlichen Arbeit über den Selbstmord im deutschen Drama. Von 1953 bis 1963 war er Feuilletonredakteur bei den Nürnberger Nachrichten. Danach wechselte er zum damaligen Studio Nürnberg des Bayerischen Rundfunks und baute dort die "Abteilung Wort" auf.

Er entdeckte junge Mundartautoren wie Gottlob Haag und Fitzgerald Kusz und bot ihnen und ihren Werken ein Forum im Rundfunk. Besonders beliebt war die von Wolfgang Buhl ins Leben gerufene Sendereihe "Wie's fränkisch klingt". Aber auch zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Wissenschaft holte er nach Nürnberg.

"Sein großes Thema wurde die Mundart-Literatur. Er hatte erkannt, dass auch die fränkische Mundart literaturfähig sei. Er legte das Pflänzchen vom volkstümelnden Rankwerk frei, indem er meist noch junge Autoren zum Schreiben fürs Radio animierte, das sich als Medium in idealerer Weise dafür anbot als das Papier: Mundart zu hören ist leichter, als sie lesen zu müssen. Damit hatte Franken Anschluss gefunden an die niederdeutsche, alemannische und österreichische Tradition."

Aus dem Nachruf von Rainer Lindenmann

In der 1966 gegründeten Reihe "Gespräche im Studio" hielten Prominente Vorträge vor geladenem Publikum - unter anderem kamen Thomas Dehler, Alexander Mitscherlich, Dieter Hildebrandt, Heinrich Böll, Wolfgang Koeppen, Hildegard Hamm-Brücher oder Hermann Kesten. Die Sendungen wurden im BR-Hörfunk ausgestrahlt.

In seiner Zeit als Studioleiter von 1978 bis 1990 prägte er das Regionalprogramm des Bayerischen Hörfunks nachhaltig und sorgte dafür, dass mehr regionale Sendezeit für Franken zur Verfügung stand.

Der Anteil wuchs unter seiner Amtsführung von 250 Stunden Programm aus Franken 1978 bis auf weit über 600 Stunden im Jahr 1990.

Auch als Publizist und Autor machte Wolfgang Buhl sich einen Namen. Mehr als 30 Bücher hat er verfasst oder herausgegeben. Darunter die Literaturgeschichte "Fränkische Klassiker" (1971), das "Lob der Provinz" (1984) oder den autobiographisch geprägten Roman "Karfreitagskind" (1999).

Neben seiner Arbeit als Journalist hatte Wolfgang Buhl auch eine Honorarprofessur am Lehrstuhl für Christliche Publizistik an der Universität Erlangen-Nürnberg inne.

"Der Unterschied zwischen Literatur und Journalismus besteht darin, dass der Journalismus unlesbar ist und die Literatur nicht gelesen wird."

Wolfgang Buhl, Einführung ins Studio-Gespräch 1981

Reaktionen

Dr. Ulrich Maly, Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg

"Mit Wolfgang Buhl ist ein leidenschaftlicher Franke von uns gegangen, der – als gebürtiger Sachse – die fränkische und Nürnberger Kunst, Kultur und Lebensart über viele Jahrzehnte gefördert hat. Die Stadt Nürnberg trauert um einen hochgeschätzten Bürger und wird ihm ein ehrendes Gedenken bewahren."

Prof. Dr. Albrecht Hesse, stellvertretender Intendant des Bayerischen Rundfunks

"Wolfgang Buhl war in seiner Zeit als Studioleiter in Nürnberg zugleich ein Förderer wie auch ein nachdrücklicher Forderer. Der Förderung der regionalen Literatur, der hochwertigen Wortproduktionen mit eigenem Profil und Inhalten aus Franken stand stets die Forderung gegenüber nach Anerkennung und steigender Präsenz dieser fränkischen Farbe im Programm des Bayerischen Rundfunks. Mit der kraftvollen Kombination von sächsischer und fränkischer Beharrlichkeit, aber auch immer mit guten Argumenten unterfüttert, hat er sich für Franken erfolgreich stark gemacht."

Dr. Kathrin Degmair, Leiterin des Studios Franken

"Schon in den ersten Tagen nach meinem Amtsantritt im Studio Franken begegnete mir die Persönlichkeit Wolfgang Buhl in Gestalt dessen, wie er das Nürnberger Haus geprägt hat. Dass er neben der Musik auch das "fränkische Wort" in seinen vielfältigen Ausprägungsformen vom Mundart-Hörspiel über das Feature, bis zum hochkarätigen "Gespräch im Studio Franken" im Programm etabliert hat, ist ein Erbe, das nachfolgende Generationen von Studioleitern dankbar angenommen haben und annehmen. Für uns bleibt die Herausforderung, diese Basis stetig dem Medienwandel anzupassen, und dabei Wolfgang Buhls Forderung nach einer angemessenen fränkischen Programmpräsenz nicht aus dem Auge zu verlieren."


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