Franken - Zeitgeschichte


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Arbeitslosigkeit Die BA als Seismograph des Arbeitsmarktes

Seit 1928 werden in Deutschland Arbeitslosenzahlen ermittelt. Ab 1983 werden die Daten monatlich von der BA bekanntgegeben.

Stand: 29.11.2011 | Archiv

Agentur für Arbeit Logo und eine Schlange arbeitsloser Menschen | Bild: picture-alliance/dpa; Montage:BR

Die Bundesagentur ermittelt die registrierte Arbeitslosigkeit in Deutschland und veröffentlicht monatlich die Arbeitsmarktzahlen. Die Berechnung der registrierten Arbeitslosigkeit wird von der BA durchgeführt, wobei das Bundesministerium für Arbeit und Soziales die Definition der Zählkriterien festlegt. Durch Auswertung der Daten aus den Arbeitsagenturen ermittelt die BA die Arbeitslosenquote, die Zahl der Arbeitslosen und die der offenen Stellen. Wer in Deutschland als arbeitslos gilt, ist eine Frage der Definition. Die offiziellen Kriterien sind in Deutschland per Gesetz festgelegt. Jede Änderung hat unmittelbare Auswirkungen auf die Statistik. Die offizielle Arbeitslosenstatistik umfasst nicht alle Menschen, die keine Arbeit haben. Bestimmte Gruppen werden nicht berücksichtigt.

Ohne Arbeit, aber für die Statistik nicht arbeitslos – das sind die Gründe:

• Nicht gemeldet

Das ist natürlich logisch: Wer sich nicht als arbeitssuchend gemeldet hat, wird nicht in der Arbeitslosenstatistik aufgeführt.

• Fördermaßnahmen

Wer dagegen an sogenannten Maßnahmen zur Arbeitsförderung teilnimmt, gilt in der offiziellen Arbeitslosenstatistik als unterbeschäftigt und nicht arbeitslos. Das gilt für Personen in Fort- und Weiterbildung ebenso wie für alle, die zum Beispiel an Bewerbungstrainings oder Sprachkursen teilnehmen oder auch für alle in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen Beschäftigten.

• Kurzarbeit

Kurzarbeitende sind zwar nicht arbeitslos, arbeiten aber weniger als sie möchten und gelten damit ebenfalls als unterbeschäftigt. Die Summe dieser sogenannten Minderarbeit fließt nicht in die Arbeitslosenzahlen ein.

• Ich-AG

Von der Bundesagentur einen Zuschuss genehmigt bekommen, um eine Firma zu gründen? Glückwunsch, damit tauchen Sie in der Arbeitslosenstatistik nicht mehr als arbeitslos auf!

• Ein-Euro-Job

Auch wer einen Ein-Euro-Job hat, ist statistisch gesehen nicht arbeitslos. Dabei arbeitet ein Empfänger oder eine Empfängerin von Arbeitslosengeld II lediglich für eine Aufwandsentschädigung: einen Euro als Stundenlohn.

• private Vermittlung

Neben der staatlichen Bundesagentur für Arbeit gibt es auch private Arbeitsvermittlungen, die Arbeitslose mit einen Vermittlungs-Gutschein nutzen können. Wer so betreut wird, zählt in der offiziellen Statistik seit 2009 automatisch nicht mehr als arbeitslos.

• 58er-Regelung

Unter die sogenannte 58er-Regelung fallen alle Menschen, die zwischen 58 und 64 Jahre alt sind und als nicht mehr vermittlungsfähig oder -willig eingestuft wurden. In der Statistik werden sie ebenfalls nicht mehr als arbeitslos gezählt.

• Krankheit

Und schließlich: wer krankheitsbedingt nicht in der Lage ist, mindestens 15 Stunden pro Woche zu arbeiten oder krankgeschrieben ist, gilt in der Arbeitslosenstatistik ebensowenig als arbeitslos.

Versteckte Arbeitslosigkeit - Stille Reserve

Neben den offiziell registrierten Arbeitslosen sprechen die Arbeitsmarktexperten noch von einer sogenannten "Stillen Reserve". Dazu zählen alle erwerbsfähigen Menschen ohne Anstellung, die nicht in der Arbeitslosenstatistik geführt werden. Für 2009 bezifferte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) die Stille Reserve auf 1,02 Millionen Menschen. Das statistische Bundesamt kam mit einer anderen Rechenweise auf eine "Stille Reserve" von 1,2 Millionen Menschen. Seit 2011 führt die BA zu den offiziellen Arbeitslosendaten jeweils noch eine weitere Arbeitslosenzahl auf, die diesen Personenkreis mit einbezieht.

Die Sache mit den saisonbereinigten Zahlen

Im Verlauf eines Jahres gibt es ein typisches Auf und Ab der Arbeitslosigkeit. In der Regel steigt die Quote im Winter und sinkt in den Sommermonaten. Dafür verantwortlich sind Branchen wie etwa die Bauwirtschaft, die Gastronomie und die Landwirtschaft. Aber auch regelmäßige Termine wie etwa Schulferien beeinflussen die Arbeitslosigkeit. Für diese saisontypischen Schwankungen haben die Statistiker Durchschnittswerte errechnet. Dieser von Monat zu Monat unterschiedlich ausgeprägte Effekt wird von den Arbeitslosenzahlen abgezogen oder hinzugezählt. Das Ergebnis sind saisonbereinigte Zahlen, die sich besser eignen, um den wirklichen Trend auf dem Arbeitsmarkt zu erkennen, der hauptsächlich auf der konjunkturellen Entwicklung basiert. Diese Saisonbereinigung wird vom IAB durchgeführt.

Stärkeres Augenmerk auf Beziehern von Arbeitslosengeld II

Da die korrekte Definition von Arbeitslosigkeit umstritten ist und sich nicht eindeutig festlegen lässt, ist insbesondere die Zahl der Leistungsempfänger von Arbeitslosengeld II statt die der Arbeitslosen ins Blickfeld gerückt. Dabei werden alle Empfänger von Sozialleistungen nach dem Sozialgesetzbuch II (SGB II) betrachtet, unabhängig davon, ob sie arbeitslos, in einer Maßnahme oder aus anderen Gründen nicht arbeitsuchend sind

Arbeitsmarktforschung

Joachim Möller, Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)

Seit April 1967 beschäftigt sich das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) mit der Erforschung des deutschen Arbeitsmarktes. Im IAB untersucht ein Team aus Soziologen, Ökonomen und Ökonometrikern den Arbeitsmarkt sowie einzelne Berufsgruppen und Branchen. Dabei wird beobachtet,wie sich die Berufsgruppen und Branchen entwickeln und verändern. Mit seinen Ergebnissen berät das IAB politische Akteure auf allen Ebenen.


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