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Traum oder Albtraum für Delfine?

Von: Vera Held

Stand: 28.07.2011

Drei Delfine springen aus dem Wasser | Bild: BR-Studio Franken/Vera Held

Die Lagune soll den Delfinen vor allem eines bieten: Platz. Sie ist die erste Freianlage für Delfine in ganz Deutschland. Die Meeressäuger können durch sechs verschiedene Becken schwimmen, die alle miteinander verbunden sind. "So können sich die Tiere auch einmal zurückziehen, wenn sie keinen Bock auf die anderen haben", erklärt Helmut Mägdefrau, stellvertretender Tiergarten-Direktor.

Proteste am Eröffnungstag

Tierschützer protestieren vor dem Nürnberger Tiergarten gegen die Delfinlagune.

Mehrere Tierschutzorganisationen haben kurz vor der eigentlichen Eröffnung gegen die Delfinlagune im Nürnberger Tiergarten demonstriert. Sie forderten mit dem Wahlspruch "Ozean statt Gefängnis - Freiheit für Delfine" die Freilassung der Meeressäuger. Tiergartendirektor Dag Encke hielt dagegen, die Delfinlagune sei eine "naturnahe Wasserwelt". Sie biete den Tieren einen abwechslungsreicheren Lebensraum als das alte Delfinarium.

Delfine für alle

Die Verantwortlichen hoffen auf einen neuen Publikumsmagneten. "Im alten Delfinarium konnten nur rund 40 Prozent unserer Besucher die Delfine sehen, jetzt können es theoretisch alle", erklärt Mägdefrau. Die Tiergartenbesucher können die Delfine den ganzen Tag "live" und draußen erleben. Auf den angelegten Naturtribünen finden bis zu 1.500 Menschen Platz. Allerdings wird es keine Delfinshows mehr geben. Wie bei den Seelöwen wird mehrmals am Tag die Fütterung kommentiert. Das Training mit den Delfinen ist ebenfalls öffentlich.

Europaweites Verbot

Delfinlagune in Zahlen

Kosten: 24 Millionen Euro

Wasservolumen: 5,4 Millionen Liter Meerwasser

Wassertiefe: 0,5 bis sieben Meter

Bauzeit: 33 Monate Bewohner: vier Delfine, acht Seelöwen

Besonderheiten: Panoramascheibe unter Wasser (13 Meter lang, 18 Tonnen schwer)

Bei Tierschützern ist die Lagune umstritten. Der Neubau sei ein "Millionengrab" und würde sich nicht rechnen, erklärte der Verein "Menschen für Tierrechte" in Nürnberg. Außerdem bezweifeln sie die artgerechte Haltung in der Lagune. Die "Whale & Dolphin Conservation Society" (WDCS) will ein europaweites Verbot der Delfinhaltung durchsetzen. Die Tierschützer haben sich vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof im Mai 2011 schon erfolgreich uneingeschränkte Akteneinsicht über die Delfinhaltung im Nürnberger Tiergarten erklagt.

Helmut Mägdefrau blickt auf die Delfinlagune im Nürnberger Tiergarten | Bild: BR-Studio Franken/Vera Held zum Artikel Pro Delfinhaltung Tiergarten hofft auf Zuchterfolge

"Bildung, Forschung sowie Werbung für Tier- und Artenschutz" sind für den stellvertretenden Direktor des Nürnberger Tiergartens Helmut Mägdefrau die schlagenden Argumente für die Delfinhaltung. [mehr]

Karsten Brensing | Bild: Jens Kramer zum Artikel Kontra Delfinhaltung "Besser in Delfinschutz investieren"

"Die Delfinzucht ist nicht nachhaltig", argumentiert Karsten Brensing, Meeresbiologe der "Whale & Dolphin Conservation Society" (WDCS). Der Tiergarten hätte das Geld für den Lagunenbau in den Delfinschutz investieren sollen. [mehr]


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