Franken - Kultur


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Frankenwürfel 2012 Eckige Ehre für Braumeister und Spaßmacher

Am Sonntag (11.11.12) sind in Kulmbach die Frankenwürfel 2012 verliehen worden. Geehrt wurden der Hofer Braumeister Hans-Joachim Hansen, der Nürnberger Komödiant Bernd Händel und die Waldaschaffer Alleskönnerin Hannelore Hock.

Stand: 12.11.2012 | Archiv

Die Gewinner des Frankenwürfels 2012 | Bild: picture-alliance/dpa

Außenstehenden fällt es oft schwer, die fränkische Seele zu begreifen. Kein Wunder:  Selbst für Franken ist es nicht leicht, typische Eigenschaften und fränkische Lebensart in Worte zu fassen. Eines ist aber allen Franken gemeinsam: Die höchste Auszeichnung, die ihnen verliehen werden kann, hat sechs Seiten. Neben den Wappen der drei fränkischen Regierungsbezirke prangt auf einer Seite des Frankenwürfels die Inschrift: "Sich wenden, sich drehen, im Leben bestehen, so ist der gewürfelte Franke zu sehen."

Hans-Joachim Hansen – kreativer Braumeister aus Hof

"Eisern verteidigt er fränkische Braukultur und bodenständigen Biergenuss", beschreibt Oberfrankens Regierungspräsident Wilhelm Wenning in seiner Laudatio Hans-Joachim Hansen. Erfindungsgeist beweist der Chef und Braumeister der Hofer Meinel-Bräu insbesondere mit seinen Spezialbieren: Zum Hofer Burgfest gibt es "Hunnenbier" und nach der Fronleichnamsprozession wird alljährlich "Konrad und Mariechen" angestochen, benannt nach den Pfarreien Sankt Marien und Sankt Konrad.

Mit dem "Absolvinator" hat Hansen ein eigenes Starkbier kreiert. Und zu einem echten Starkbieranstich (statt "O'zapft is" heißt es in Hof: "Etzert lefft's") gehört auch das Derblecken: Als "Bruder Barnabas" schenkt Hansen seinen Gästen auch verbal ordentlich ein. Darüber hinaus vertritt er als Innungsobermeister die Interessen aller Brauereien in seinem Bezirk und arbeitet im Verband mittelständischer Privatbrauereien sowie im Verein Bierland Oberfranken mit.

"Hans-Joachim Hansen [...] verkörpert einen Oberfranken, wie er im Buche steht: nach außen hin rau wie die Landschaft, aber mit einem weichen Herz und einem ganz besonderen Humor."

Wilhelm Wenning, Regierungspräsident von Oberfranken

Bernd Händel – berufsmäßiger Spaßmacher aus Nürnberg

Als "herausragenden Vertreter fränkischen Humors", charakterisiert Mittelfrankens Regierungspräsident Thomas Bauer den frisch "gewürfelten" Bernd Händel. Humor und Fasching habe dieser quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Bereits mit sechs Jahren stand Händel das erste Mal auf der Bühne, 1974 hatte er seinen ersten Auftritt auf einer großen Prunksitzung der Nürnberger "Buchnesia".

Als bis dahin jüngster Faschingspräsident übernahm er 1978 das Ruder bei der Karnevalsgesellschaft und trat 1991 zum ersten Mal bei der "Fastnacht in Franken" auf. Seit 2006 ist er Sitzungspräsident der erfolgreichen Fernsehsendung. Daneben ist Händel Moderator der Sendung "Kabarett aus Franken", arbeitet als Musiker, Stimmenimitator und nimmt auch immer wieder das politische Zeitgeschehen aufs Korn – auch wenn er von sich selbst sagt: "Ich bin kein politischer Kabarettist. Ich mache Spaß."

"Bernd Händel ist ein Botschafter für Franken, für fränkischen Humor und gelegentlich auch fränkischen Hintersinn."

Thomas Bauer, Regierungspräsident von Mittelfranken

Hannelore Hock – lebenslustiger Tausendsassa aus Waldaschaff

"Sie ist in der Fränkischen Fastnacht genauso zuhause wie auf den Kabarettbühnen am bayerischen Untermain", beschreibt Unterfrankens Regierungspräsident Paul Beinhofer "seine" Preistägerin Hannelore Hock. Sie ist das "Herz und die Seele" des Waldaschaffer Frauenkabaretts und beleuchtet im lokalen Radioprogramm das aktuelle Tagesgeschehen aus "Lores Lottolädchen", das sie seit Jahrzehnten tatsächlich betreibt.

Hock war viele Jahre lang Leiterin des Waldaschaffer Kindergartens, saß drei Jahrzehnte im Pfarrgemeinderat und vertritt ihre Gemeinde seit Beginn dieser Wahlperiode im Aschaffenburger Kreistag. Im Jahr 2000 erhielt sie den Preis für Menschlichkeit und Verständigung des Ausländerbeirats des Landratsamtes Aschaffenburg. 2006 wurde sie mit dem Goldenen Caritas-Ehrenzeichen und dem Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten ausgezeichnet. Die Gemeinde Waldaschaff bezeichnet Hannelore Hock als "Mitbürgerin an der vordersten Front".

"Lore Hock [...] hat viel für ihre Heimat, für ihr 'Dorf' – so bezeichnet sich die Gemeinde Waldaschaff mit knapp 4.000 Einwohnern übrigens selbst – geleistet. Und sie tut dies auch heute noch."

Paul Beinhofer, Regierungspräsident von Unterfranken

Stichwort: Frankenwürfel

Form und Name der Auszeichnung gehen auf eine Essaysammlung von Hans Max von und zu Aufseß aus dem Jahr 1983 zurück: "Der Franke ist ein Gewürfelter". Darin hat sich der zumindest in Franken berühmte Autor dem fränkischen Wesen genähert. "Wendig, witzig und widersprüchlich" soll er sein, der Franke. Allerdings erhalten nicht nur Komödianten die Auszeichnung: Der "Witz" kann auch für Findigkeit und Einfallsreichtum stehen.

Erstmals wurde der Porzellanwürfel im Jahr 1985 verliehen. Seitdem richten die drei fränkischen Regierungsbezirke die Feierlichkeiten im jährlichen Wechsel aus. Dotiert ist der Frankenwürfel nicht – außer mit einem lebenslangen Gansrecht: Jedes Jahr am 11. November werden weitere Franken zu "Gewürfelten", was mit den Regierungspräsidenten und allen bisherigen Preisträgern bei einem großen Gansessen gefeiert wird.


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