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Sabine Weigand Ich Eleonore, Königin zweier Reiche

Sabine Weigand aus Schwabach zählt zu den erfolgreichsten deutschen Autorinnen historischer Romane. Nun ist ein neuer Roman der promovierten Historikerin erschienen: Ich Eleonore, Königin zweier Reiche.

Von: Dirk Kruse

Stand: 14.12.2015 | Archiv

Cover: Sabine Weigand "Ich Eleonore, Königin zweiter Reiche" | Bild: Bayerischer Rundfunk

Eleonore von Aquitanien war einst die Frau des französischen Königs Ludwig VII. Nach der Scheidung heiratete sie den englischen Monarchen Henry II. Die Mutter von zehn Kindern stiftete ihre Söhne zur Rebellion gegen den Vater als, als dieser sie betrog, und landete dafür jahrelang im Verlies. Sie gehört zu den interessantesten Frauenfiguren des Mittelalters. Jahrhundertelang wurde sie verteufelt, verachtet und verleumdet. Dann stilisierten sie Geschichtsschreiber zur Königin der Troubadoure und Frauenrechtlerin. Doch weder das eine noch das andere ist haltbar, sagt Bestsellerautorin Sabine Weigand aus Schwabach. Die promovierte Historikerin hat die Quellen genau studiert, lässt neue Erkenntnisse der Geschichtswissenschaft einfließen und kommt zu einem ganz anderen Bild von Eleonore.

"Sie war eine Politikerin. Sie war eine extrem kluge, selbständige Frau, die Konventionen ganz einfach nicht akzeptieren wollte. Sie hat ihr Ding gemacht und ihr Leben in die Hand genommen. Sie wollte herrschen. Sie wollte etwas tun. Sie wollte sich einfach einmischen. Das war eine Macherin. Und das ist viel zu kurz gekommen vorher."

Sabine Weigand, Historikerin und Autorin

Das Leben, Lieben und Leiden dieser Herrscherin beschreibt Sabine Weigand in einem dicken, atmosphärisch dichten, süffig zu lesenden, ebenso spannenden wie anrührenden historischen Roman, der nahe bei den Quellen bleibt und fast nichts hinzuerfindet. Dass das Buch den Titel "Ich Eleonore, Königin zweier Reiche" trägt, ist erzählerisches Programm.

"Gerade bei der Eleonore habe ich gedacht, dass ich sie selbst zu Wort kommen lasse. Über sie ist in den Chroniken immer nur geschrieben, gelästert und hergezogen wurde, doch von ihr selbst ist nie ein Wort erhalten geblieben. Da dachte ich mir: Den Gefallen tue ich ihr jetzt, indem ich sie erzählen lasse. Und gleichzeitig dachte ich mir: Sei fair und lasse ihre Männer auch etwas sagen. Darum dürfen auch der Ludwig und der Henry und die Söhne zu Wort kommen. Es geht hier ja auch viel um Beziehungen. Da sehen die einen die Dinge so und die anderen so. Und das spiegele ich über unterschiedliche Personen."

Sabine Weigand, Historikerin und Autorin

Mutter von Richard Löwenherz

Auf einer Reise von Kastilien nach Frankreich erzählt die 76-jährige Eleonore ihrer Enkelin Blanche von ihrem aufregenden Leben. Dazu kommen Rückblenden in der Dritten Person. Auch historische Quellen werden in diesem erzählerisch ambitionierten Roman der vielfältigen Perspektiven zitiert. Darüber hinaus ist Sabine Weigand eine vorzügliche Charakterschilderin – etwa wenn sie von Eleonores berühmtestem Sohn erzählt.

"Richard Löwenherz war ihr Lieblingssohn. Das ist aus den Quellen ganz eindeutig herauszulesen. Und es war sicher das Kind, mit dem sie den intensivsten Kontakt hatte. Und Richard Löwenherz war wirklich ein toller Mann. Der war schön. Lange, rotblonde Locken, ein fein ausgeschnittener Bart, blitzblaue Augen, ein Athlet. Der hat singen können. Der war ein Charmeur. Der hat gekämpft und getanzt. Er war halt bloß arrogant. Er war wagemutig und tollkühn bis zur Dummheit. Und er hat sich auf dem Kreuzzug später mit allen Fürsten überworfen. Er ist ja dann gefangen genommen worden und die Eleonore hat dann sein Lösegeld überall in England eingetrieben. Die hat England ausgeblutet für ihn."

Sabine Weigand, Historikerin und Autorin

Info & Bewertung

Wertung: 5 Frankenrechen von 5 | Bild: BR

Ich Eleonore, Königin zweier Reiche, Sabine Weigand, Frankfurt 2015, Krüger Verlag, 592 Seiten, 19,99 Euro, ISBN 978-3-8105-2257-3

"Klingen klirren, Schilde prallen donnernd aufeinander, Pferde wiehern schrill vor Panik, trampeln und steigen. Zu ihrer Männerverkleidung gehört kein Schwert, sie könnte auch gar nicht damit umgehen. Nur der Hirschfänger bleibt ihr zur Verteidigung. (…) Ein grauenvoller Schrei ertönt links von ihr, hallt gurgelnd über den Hof. Einer ihrer Beschützer kippt rückwärts vom Pferd, ein Schwert steckt bis zum Heft in seiner Seite. (…) Scharfe Schneiden durchtrennen Fleisch und Muskeln und Sehnen, metallene Spitzen lassen Knochen zersplittern und reißen Löcher in Eingeweide. Der Geruch von Blut und Kot erfüllt die Luft."
Zitat aus dem Roman

Hervorragend recherchierter Roman

Auch ist Sabine Weigand eine gute Schilderin mittelalterlichen Lebens und Kämpfens. Die Historikerin beschönigt oder romantisiert nichts, wie es häufig in historischen Romanen geschieht. "Ich Eleonore, Königin zweier Reiche" ist nicht nur ein hervorragend recherchierter Roman, sondern auch einer voller authentischer Atmosphäre.

"Das Mittelalter hat keine Rüschen und Schleifchen. Das Mittelalter ist eine gefährliche, dreckige, ekelhafte, stinkende, furchtbare Zeit, in der die Menschen früh gestorben sind, in der die Menschen ihr Leben lang Schmerzen hatten. Wir möchten das gar nicht so genau wissen. Es wird gestorben. Es ist eine Quälerei. Es gibt Krieg. Die Frauen sterben im Kindbett. Es gibt Seuchen. Man möchte da nicht gelebt haben. Ich werde immer wieder gefragt: Möchten Sie gerne im Mittelalter gelebt haben? Um Gotteswillen. Nie im ganzen Leben würde ich auch nur eine Stunde da sein wollen. Und ich möchte ganz gern, dass die Leser das auch wissen."

Sabine Weigand, Historikerin und Autorin


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