Franken - Buchtipps


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Walter Hansen Wagner für Eilige: Sein Leben in Bildern

Walter Hansen nähert sich seinem Studienobjekt dieses Mal mit einer Art Bilderbuch. Darin findet man nicht nur die typischen Fotografien Wagners mit Barett, sondern auch ungewöhnliches Bildmaterial.

Von: Dirk Kruse

Stand: 06.08.2008

Richard Wagner | Bild: dtv

Walter Hansen, der auch schon eine flott geschriebene Biographie über Richard Wagner verfasst hat, nähert sich seinem Studienobjekt dieses Mal mit einer Art Bilderbuch. Darin findet man nicht nur die typischen Fotografien Wagners mit Barett, der Villa Wahnfried in Bayreuth oder seines Schwiegervaters Franz Liszt, sondern auch ungewöhnliches Bildmaterial. Etwa Wagners Mäzen Ludwig II. vor seinem Raddampfer auf dem Starnberger See, den der Bayerische Märchenkönig nach einer Wagner-Oper "Tristan" taufte.

Oder die wackeligen Gestelle, in denen die Rheintöchter auf der Bühne im Bayreuther Festspielhaus hin- und hergeschoben wurden, damit es so aussieht als würden sie schwimmen. Auch in seinen Texten nähert sich Hansen Wagner mit teilweise hintergründigem Humor, etwa wenn er über die Pannen beladene Eröffnung der ersten Bayreuther Festspiele berichtet, zu der 1876 die Prominenz des Deutschen Reiches anreiste, inklusive des Kaisers.

Textausschnitt: Richard Wagner. Sein Leben in Bildern:

"Göttervater Wotan ließ den fluchbeladenen Ring fallen, rannte gegen die Kulissen, eine Seitenwand wurde zu früh weggezogen, und das Publikum erlebte davon flitzende Bühnenarbeiter. Farbschillernde Dämpfe wurden in die falsche Richtung geweht und verursachten würgenden Hustenreiz im Orchester und im Publikum. Doch von der Musik und der Inszenierung waren alle begeistert - außer Wagner."

Info und Bewertung:

Wertung: 5 Frankenrechen von 5 | Bild: BR

Walter Hansen: Richard Wagner. Sein Leben in Bildern, München 2007, DTV, 176 Seiten, 186 Abbildungen, Großformat, 19,50 Euro, ISBN 978-3-423-34457-9

Walter Hansen ist nicht etwa Antiwagnerianer, sondern ein neutraler, aber nicht unkritischer Beschreiber von Wagners Leben. Er lässt dessen antisemitische Haltung, seinen Größenwahn und die vielen Liebschaften natürlich nicht unerwähnt. Und er trüffelt seinen kurzweiligen Text mit zahlreichen Anekdoten. Dass Wagner als Siebzehnjähriger ein Bordell miterstürmte und demolierte, dass Kaiserin Sissi ihm mal mit 1.000 Gulden aus der Schuldenfalle half oder dass Wagner von dem nervtötenden Lärm eines benachbarten Blechschmieds zur Schmiedeszene im „Siegfried“ inspiriert wurde, dürfte selbst nicht jedem Wagner-Fan bekannt sein. Richard Wagners Leben in Bildern ist eine informative und unterhaltsame Schnelllektüre für Wagner-Einsteiger.


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