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Barbara Beuys Biografie über Maria Sibylla Merian

Sie ist Künstlerin und Naturforscherin und hatte es bis auf den alten 500 D-Mark-Schein gebracht. 2017 ist ihr 300. Todestag. Aus diesem Anlass hat die Historikerin Barbara Beuys eine neue Biographie geschrieben.

Von: Dirk Kruse

Stand: 20.12.2016 | Archiv

Buchcover: Biografie über Maria Sibylla Merian | Bild: Insel Verlag; Bild: BR-Studio Franken

Maria Sibylla Merian ist eine starke Frau, deren Leben und Werk uns bis heute faszinieren. Geboren am 2. April 1647 in Frankfurt am Main als Tochter des berühmten Kupferstechers und Verlegers Matthäus Merian, wächst sie in einer Künstlerfamilie auf. Ihr Stiefvater, der Blumenmaler Jacob Marrel, entdeckt Maria Sibyllas Talent und bringt ihr das Zeichnen bei. Und schließlich heiratet sie mit Johann Andreas Graff einen Maler und zieht mit ihm in seine Geburtsstadt Nürnberg. Dort gründet die junge Ehefrau mit der "Jungfern-Compagnie" eine Malschule für höhere Töchter und frönt ihrer naturwissenschaftlichen Leidenschaft für Raupen und Schmetterlinge.

"Maria Sibylla Merian muss eine kontaktfreudige Persönlichkeit gewesen sein, die aus ihrer Leidenschaft, der Raupenforschung, kein Geheimnis machte. Sie stieß damit in Nürnberg keineswegs auf Befremden. Der jungen Frau öffneten sich über ihre Schülerinnen prächtige Gärten, der Stolz bürgerlicher Familien."

Buch-Zitat

Das schreibt die Historikerin Barbara Beuys über Maria Sibylla Merian, deren drei Facetten als Künstlerin, Forscherin und Geschäftsfrau sie in ihrer Biografie in den Mittelpunkt stellt. Beuys präsentiert uns Merian als selbstbewusste, geschäftstüchtige und ehrgeizige Frau, die mehrere Bücher herausgab. War das "Neue Blumenbuch" noch als Stickvorlage für handarbeitende Frauen gedacht, betrat sie mit "Der Raupen wunderbare Verwandlung" wissenschaftliches Neuland. Auf den zahlreichen Bildtafeln zeigt sie nicht nur alle Zustände der Metamorphose eines Schmetterlings, sondern erstmals auch die Wirtspflanzen dieser Insekten.

"Es ist das Phänomen der Verwandlung in der Natur, dem die Merian in immer neuen Variationen auf die Spur kommen möchte."

Buch-Zitat

Nach über 15 Jahren Ehe verlässt Maria Sibylla Merian ihren Mann, geht mit ihren beiden Töchtern in eine religiöse Kommune nach Holland, lässt sich als hochgeachtete Malerin in Amsterdam nieder und unternimmt im hohen Alter eine gefährliche Forschungsreise nach Südamerika. Dort steckt sie sich mit Malaria an, aber erschafft mit dem großformatigen Buch über die Metamorphosen der Insekten von Surinam eines der schönsten Naturkundebücher der Welt. Ein kolorierter Prachtband dieses Buches und weitere Merian-Werke befinden sich im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg und werden von Johannes Pommeranz, dem Leiter der Graphischen Sammlung, dort gehütet.

"Ich bin immer wieder erstaunt. Sobald ich das Wort Merian in den Mund nehme und eine Teamführung mache oder eine Ausstellung, dann bekommen die Leute wirklich Glanz in den Augen. Es ist etwas, was nach wie vor fasziniert. Und ich denke, das ist schon auch ihre besondere Art und Weise, die ja so keine Vorbilder hatte. Nämlich Pflanzen und ihre Tiere, die sie als Wirtspflanzen benutzen, in eine Beziehung zu setzen, die teilweise auch höchsten künstlerischen Ansprüchen genügt. Das ist eine Faszination, die, unabhängig von der Frau, die auch fasziniert, uns ihr Werk heute noch nahebringt und erkennen lässt und spüren lässt."

Johannes Pommeranz, Leiter Graphische Sammlung im Germanischen Nationalmuseum

Info und Bewertung

Wertung: 3 Frankenrechen von 5 | Bild: BR

Barbara Beuys: Maria Sibylla Merian – Künstlerin, Forscherin, Geschäftsfrau, mit zahlreichen Abbildungen, Berlin 2016, Insel Verlag, 285 Seiten, 18,95 Euro, ISBN 978-3-458-36180-0

Die meisterhaften Aquarelle und Kupferstiche der insektenforschenden Künstlerin üben noch heute unmittelbaren Reiz auf den Betrachter aus. Doch das faszinierende Leben der Maria Sibylla Merian bleibt auch nach dieser neuen Biografie weiterhin unscharf. Leider gibt es nur wenige Quellen. Und da die erfahrene Biografin Barbara Beuys über die vielen Leerstellen in diesem barocken Künstlerleben nichts sagen kann, aber darüber auch nicht spekulieren will, bleibt diese Lebensbeschreibung ein Fragment. Dazu kommen mehrere unschöne Redundanzen und Wiederholungen. Und auch manches Urteil ist zumindest streitbar. Dass etwa Forschung und Kunst bei Merian eine ausgewogene Partnerschaft eingegangen sind, sehen sowohl der Rezensent als auch der Kunsthistoriker anders.

"Ich denke, dass die Künstlerin Merian bedeutender ist. Man merkt das auch an ihren Beitexten zu den Stichen, dass sie von einem sehr deskriptiven Ansatz her kommt und im Grunde gar nicht in die Tiefe geht. Ihr ging es eher um die Schönheiten dieser Verwandlungen in der Natur, denen nachzuspüren, und darin so eine Art Gottesbeweis zu sehen, und das entsprechend darzustellen."

Johannes Pommeranz, Leiter Graphische Sammlung im Germanischen Nationalmuseum

Dennoch ist Barbara Beuys Merian-Biographie durchaus lesenswert. Sie ist sachlich und unaufgeregt geschrieben und bewegt sich auf dem aktuellen Forschungsstand.


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