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LandauerWalk Das Making-Of zur Augmented-Reality-App

Zum Spielfilm und einer Dokumentation über den jüdischen FC-Bayern-Präsidenten Kurt Landauer hat der Bayerische Rundfunk eine Augmented-Reality-App produziert. Mit ihr kann man die Geschichte des Protagonisten an seinen Lebensorten nacherleben. Das war nicht nur technisch, sondern auch erzählerisch eine Herausforderung.

Von: Robert Schöffel, Uli Köppen

Stand: 19.09.2014

Screenshot LandauerWalk | Bild: BR

Hinweis

Die App ist leider nicht mehr zum Download verfügbar.

Mit einer kleinen Handbewegung gleitet die Rathausfassade im Handy-Display vorbei, der Blick wird frei auf den Marienplatz, über den in den 1930er Jahren noch Trambahngleise führten. Blickt man über das Display, sieht man den Platz heute, über 80 Jahre später, mit U-Bahn-Eingang, Mariensäule und ohne Gleise. Augmented Reality (AR) heißt die Technik, bei der das Kamerabild eines Handys auf einem Display angezeigt und mit Informationen angereichert wird – in diesem Fall mit historischen Fotos, die millimetergenau in das heutige Stadtbild eingepasst sind.

Mit beiden Beinen im Jetzt, mit dem Kopf in der Vergangenheit

Mit der App soll sich der User mit möglichst vielen Sinnen auf Zeitreise begeben können.

Diesen Spagat soll das Erzählkonzept der App für die User ermöglichen: Sie stehen mit beiden Beinen an den Orten, an denen sich die Geschichte ereignet hat. Im Kopf können sie sich mit Hilfe der Augmented-Reality-Technik auf Zeitreise begeben, die Lebensgeschichte von Kurt Landauer im Ohr und das historische Foto vor Augen – eingefügt in heutige Häuserzeilen. Die Herausforderung für das Storyboard war, dieser geobasierten Geschichte eine textgleiche Variante hinzuzufügen, die an jedem anderen Ort nacherlebbar ist. Die Reise durch Landauers Leben sollte nicht nur vor Ort, sondern auch komplett virtuell möglich sein. Das Ergebnis ist neben der Vor-Ort-Tour die Couch-Tour. Diese Variante funktioniert wie ein interaktives Hörspiel, bei dem der Eindruck der AR-Technik übertragen wird auf ein 360°-Panorama des heutigen Ortes mit dem eingefügten historischen Bild.

Auf Foto-Suche

Der "Story Point" Marienplatz in der Couch-Tour

Apropos Bilder: Schwierig bei der Fotoauswahl war nicht nur, historische Bilder von genau den Orten zu finden, die für Landauers Leben entscheidend waren. Sie mussten auch aus der richtigen Perspektive aufgenommen sein, auf Straßenniveau, von öffentlich zugänglichen Plätzen aus, an denen User nicht etwa von einer Straßenbahn überfahren werden, während sie sich auf die Geschichte konzentrieren. Feinjustiert wurden die Bilder dann vor Ort nach ihrem Längen- und Breitengrad mit Hilfe eines extra entwickelten Positionierungstools.

Die Grenzen der AR-Technik

Einige Erfahrungen zeigten, dass die AR-Technologie noch in der Entwicklung steckt und auch manche Geräte an ihre Grenzen bringt. Die Anzeige der AR-Bilder etwa hängt von der Genauigkeit von Kompass und GPS in den Handys ab, die die Position des Users in Abhängigkeit zur Position des AR-Bildes ermitteln. Größere Menschenmengen oder Regen stören die Genauigkeit von Kompass und GPS, woraufhin das AR-Bild um einige Grad verschoben angezeigt wird. Durch viele Testläufe wurden diese Probleme minimiert – und werden bei kommenden Projekten bestimmt mit jeder neuen Geräte- und Betriebssystem-Generation weniger häufig auftauchen.

Die Technik

  • HTML5-Cross-Plattform-App auf Basis von Apache Cordova für Android und iOS
  • 3D-Panoramen mit Open Graphics Library
  • Wikitude SDK zur Darstellung der Augmented Reality
  • Positionierung der historischen Fotos in die 3D-Welt durch GPS, Kompass und Beschleunigungssensoren

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