ARD alpha - Klassiker der Weltliteratur


67

Klassiker der Weltliteratur Dantes "Göttliche Komödie"

"Es beginnt furchtbar und hässlich und endet mit dem Schönen und Wünschenswerten" - darum nannte Dante Alighieri das wohl berühmteste Werk der italienischen Literatur eine Komödie: "Die Göttliche Komödie". Geschildert wird eine Reise durch die drei Reiche des Jenseits.

Stand: 16.10.2017 | Archiv

Tilman Spengler führt durch die Literaturgeschichte. | Bild: Honorarfrei lediglich für Ankündigungen und Veröffentlichungen im Zusammenhang mit obiger BR-Sendung bei Nennung: Bild: BR/Foto Sessner. Die Nutzung im Social Media-Bereich sowie inhaltlich andere Verwendungen nur nach vorheriger schriftlicher Vereinbarung mit dem BR-Bildmanagement, Tel. 089 / 5900 10580, Fax 089 / 5900 10585, Mail Bildmanagement@br.de

Dantes Versepos erzählt die Läuterung eines empfindsamen, oft schwermütigen Icherzählers durch die drei Reiche der jenseitigen Welt - durch die Hölle (Inferno), das Fegefeuer (Purgatorio) und das Paradies (Paradiso). Der römische Dichter Vergil führt den Helden sicher durch die Reiche des Jenseits. Nur den Himmel darf Vergil als ungetaufter Römer nicht betreten.

Strenge mathematische Form

Dantes Versepos ist in drei Bücher aufgeteilt. Jedes Buch besteht aus 33 Gesängen. Diesen 99 Gesängen wird noch ein Prolog vorangestellt, die Zahl 100 gilt als vollkommene Zahl. Diese strenge mathematische Ordnung findet sich auch im Gedicht wieder: Das Inferno umfasst neun Höllenkreise, das Purgatorium und der Himmel sind ebenfalls in neun Räumen untergebracht. In Dantes Kosmos herrscht Ordnung - genauso wie in Gottes Schöpfung.

Der Berg der Tugend

Der Protagonist verirrt sich in einen tiefen Wald, weil er den rechten Weg verloren hat. Nun strebt er dem Berg der Tugend entgegen, als er von einem Panther (dem Sinnbild der Wollust), einem Löwen (dem Sinnbild des Hochmuts) und einer Wölfin (dem Sinnbild der Habgier) in ein finsteres Tal abgedrängt wird. Auf seiner Wanderung begegnen ihm Figuren aus dem Alten und dem Neuen Testament, aus der griechischen und der römischen Mythologie, aber auch Philosophen der Antike und Personen der jüngeren Geschichte.

Die Liebe zu Beatrice

Mit der "Commedia" wandte sich Dante (1265-1321) an sein Volk - und erhob dabei das Italienische in den Stand einer Literatursprache. Andere Werke verfasste er im "anspruchsvollen" Latein. Auch die poetische Form des Epos weist volkstümliche Vorbilder auf: Dante schrieb sein Werk in Terzinen, in Dreizeilern. In dieser Form entstanden im Mittelalter Auftragswerke an fahrende Sänger, an Spielmannsleute. Der Auftraggeber Dantes war in diesem Fall eine Frau namens Beatrice, die ihm erstmals begegnete, als die beiden neun Jahre alt waren. Dante verehrte sie zeitlebens und setzte ihr mit seiner Komödie ein literarisches Denkmal: An der Schwelle des Paradieses darf ihn die geliebte Beatrice empfangen.

Das Leben des "göttlichen" Dichters

Dantes Familie, die Alighieri, gehörte zu den ältesten Geschlechtern von Florenz. Der Staatssekretär der Republik Florenz kümmerte sich persönlich um die Ausbildung des jungen Mannes. Doch statt seine philosophischen und juristischen Kenntnisse zu vertiefen, wandte sich Dante schon früh den Schönen Künsten zu. Seine Helden waren die französischen Troubadoure, seine Freunde waren Dichter und Maler wie Giotto beispielsweise.

Im Streit um die Macht des Papsttums verlor der Dichter seinen Einfluss. Er wurde in Abwesenheit zum Tode verurteilt, musste fliehen, verlor sein Vermögen und die Familie blieb in Armut zurück. Es folgte ein unstetes Wanderleben, bis er schließlich 1321 in der norditalienischen Stadt Ravenna starb. Im gleichen Jahr erst hatte er seine "Göttliche Komödie" beendet.

"Durch mich geht man hinein zur Stadt der Trauer,
Durch mich geht man hinein zum ewigen Schmerze,
Durch mich geht man zu dem verlornen Volke.
Gerechtigkeit trieb meinen hohen Schöpfer,
Geschaffen haben mich die Allmacht Gottes,
Die höchste Weisheit und die erste Liebe
Vor mir ist kein geschaffen Ding gewesen,
Nur ewiges, und ich muss ewig dauern.
Lasst jede Hoffnung, wenn ihr eingetreten."

Inschrift auf dem Tor zur Hölle, dritter Gesang, aus Dante Alighieri: Die Göttliche Komödie; Übers. v. Hermann Gmelin


67