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Textillaborant/-in Testen, testen, testen

Textilien sind fast überall - nicht nur in Kleidung, sondern auch im Autositz, dem Sofa oder in der Babywindel. Textilien gibt es aus allen möglichen Rohstoffen, in vielen Farben, mit unzähligen Eigenschaften. Dafür, dass ihre Qualität immer passt, sorgen Textillaboranten.

Stand: 16.12.2019

27.01.15Sarah ist kaum zu erkennen: Sie trägt ein Haarnetz, Mundschutz und selbst ihre Schuhe sind eingepackt. Sie greift in einen großen Haufen mit weißen Fasern. Sarah macht eine Ausbildung zur Textillaborantin. Ihr Ausbildungsbetrieb will aus diesen Fasern einen Vliesstoff für Babywindeln machen. Der Rohstoff darf auf keinen Fall verunreinigt werden. Im Labor untersucht Sarah, mit welchem Rohstoff sie es zu tun hat, sie misst die Länge der Fasern und ermittelt ihren Schmelzpunkt. Analysen, Tests und Prüfungen - der Alltag von Textillaboranten. Sie untersuchen Rohstoffe, sammeln Proben in der Produktion und nehmen das Endprodukt unter die Lupe. Sarah und ihre Kollegen sind viel auf den Beinen, in Schichtarbeit, denn die Maschinen laufen rund um die Uhr.

"Meine Ausbildung ist sehr abwechslungsreich. Ich würde den Beruf auf jeden Fall wieder wählen, weil es nicht alltäglich ist, in einem Labor zu arbeiten. Mein Job ist anders!"

Sarah Fischer

Zwölf Mal im Jahr kommt Sarah an die Textilberufsschule im oberfränkischen Münchberg - wie fast jeder, der in Deutschland eine Ausbildung zum Textillaboranten macht. Zwei Wochen Blockunterricht stehen auf dem Programm. Im dritten Lehrjahr wählen die Azubis einen von drei Schwerpunkten - Sarah hat sich für die Textiltechnik entschieden. Ihre Chancen, nach der Ausbildung übernommen zu werden, stehen sehr gut: Die deutsche Textilindustrie gehört technologisch zur Weltspitze, qualifizierte Bewerber werden immer gesucht.

Feuerfest, knitterfrei und wasserabweisend

Genaue Untersuchung mit dem Mikroskop

Mit viel Geschick präpariert Monika Noderer einige nur Millimeter große Fasern auf einem Glasplättchen. Unter dem Mikroskop erkennt sie: Es handelt sich um Polyamid. Monika Noderer arbeitet im Schwerpunkt Textilchemie. Die Probe hat sie von einem Veredelungsbetrieb bekommen, der den Stoff färben soll. Doch davor muss das Polyamid von Wachsen und Konservierungsmitteln gereinigt werden. Die hat der Hersteller des Stoffes zum Schutz aufgebracht. Nur: Was genau ist darauf? Das ermittelt Monika mit dem Einsatz von Chemikalien - natürlich mit der nötigen Vorsicht.

"Chemie, Physik und Mathematik das waren in der Schule immer meine Lieblingsfächer. Es ist unglaublich faszinierend, wie vielseitig die Chemie ist und was man dank der Chemie alles mit Textilen anstellen kann."

Monika Noderer

Monika arbeitet bei einem Unternehmen, das Textilhilfsmittel herstellt - die verleihen Stoffen die unterschiedlichsten Eigenschaften, machen sie schwer entflammbar, knitterfrei oder wasserabweisend. Und sie reinigen: Weiß Monika, womit das Polyamid behandelt wurde, mischt sie aus den Hilfsmitteln eine Wasch-Lotion - die entfernt den Schutzfilm.

Vom blassen Stoff zur roten Jacke

Im Veredelungsbetrieb werden die Polyamid-Bahnen nach Monikas Rezept im großen Maßstab gereinigt - und Sarah Steeger, Schwerpunkt Textilveredelung, kommt ins Spiel. Das noch farblose Polyamid soll mal zu einer roten Jacke weiterverarbeitet werden. Sarah analysiert am Computer eine Farbprobe und wählt drei Farbstoffe aus, die zusammen das gewünschte Rot ergeben könnten. Dann wird gemischt und verglichen.

"Ich trage eine große Verantwortung, denn die Produktion und die Kunden verlassen sich auf die Ergebnisse meiner Tests im Labor. Wenn ich einen Fehler übersehe, wirkt sich das auf die Produktion aus - und es entstehen noch mehr und noch teurere Fehler."

Sarah Steeger

Stoff wird gefärbt

Hat sie die richtige Farbe gefunden, wird das Polyamid gefärbt - und von Sarah noch mal ganz genau untersucht: Geht die Farbe bei Reibung ab? Hält sie Wasser und Schweiß stand? Sarah muss gewissenhaft arbeiten und ihre Messergebnisse genau dokumentieren. Und? Die Farbe hält! Perfekte Arbeit - auch dank Sarah, der Textillaborantin.

Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung

  • Offizielle Berufsbezeichnung: Textillaborant/-in
  • Ausbildungsdauer: Dreieinhalb Jahre, die Ausbildungszeit kann auf drei Jahre verkürzt werden
  • Ausbildungsform: Duale Ausbildung im Betrieb und an der Berufsschule: Fast alle Azubis in Deutschland kommen an die Textilberufsschule im oberfränkischen Münchberg - zwölf Mal im Jahr, meist zwei Wochen am Stück, Übernachtung im Internat inklusive.
  • Prüfung: Bei der Industrie- und Handelskammer
  • Ausbildungsorte: Betriebe der Textil- und Bekleidungsindustrie, Forschungsinstitute und Materialprüfungsämter
  • Zugang: Offiziell vorgeschrieben ist kein bestimmter Schulabschluss - die Unternehmen stellen aber überwiegend Bewerber ein, die mindestens die mittlere Reife mitbringen; Textillaboranten mit qualifiziertem Hauptschulabschluss gibt es nur wenige.
  • Eignung: Bewerber brauchen gute Kenntnisse in Mathematik, Physik und Chemie; sie sollten sorgfältig und gewissenhaft arbeiten sowie Geduld und Geschick mitbringen.
  • Perspektiven: Spezialisierung auf bestimmte Einsatzgebiete, Weiterbildung zum Techniker, Prüfung zum Industriemeister im Bereich Textilwirtschaft, Bachelor-Studium der Textiltechnik oder Textilchemie
  • Alternativen: Im Bereich Textilprüfung: Textiltechnischer Assistent; im Bereich Labor und Materialprüfung: z.B. Chemielaborant, Physiklaborant, chemisch-technischer Assistent, physikalisch-technischer Assistent, Baustoffprüfer, Werkstoffprüfer; im Bereich Textilreinigung und -veredelung: Produktveredler Textil, Textilreiniger

Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:

Die wichtigsten Infos zum Beruf

Verdienstmöglichkeiten

Textillaboranten verdienen während der Ausbildung nicht schlecht – sie bekommen zwischen 750 und 800 Euro brutto im Monat. Danach liegt der Monatslohn um die 2.200 Euro.

Genauigkeit

Textillaboranten haben oft mit winzigen Stoff-Fasern zu tun. Die analysieren sie unter dem Mikroskop. Sie müssen aufpassen, dass ihre Proben nicht verunreinigt werden und protokollieren ihre Ergebnisse ganz genau – machen sie einen Fehler, wirkt sich das auf die Produktion aus.

Mathematik

Man muss zwar nicht gleich Einstein sein – gute Kenntnisse in Mathematik und Naturwissenschaften gehören bei diesem Beruf aber dazu. Der Umgang mit Messdaten, chemische Analysen und physikalische Tests sind Alltag im Labor.

Gefahr

Häufig hantieren Textillaboranten mit Chemikalien. Eine Schutzbrille und Handschuhe gehören zu ihrer Standard-Ausrüstung. Halten sie sich sorgfältig an alle Vorschriften, kann bei der Arbeit aber nichts passieren.


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