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Politikwissenschaftler und Wagner-Forscher Bermbach, Udo

Prof. Dr. Udo Bermbach ist Politikwissenschaftler, Verfasser zahlreicher Publikationen über Werk und Person Richard Wagners sowie Initiator und Mitherausgeber der Zeitschrift "wagnerspectrum". Im Jahr 2000 war Udo Bermbach Konzeptberater für Jürgen Flimms Inszenierung des "Rings des Nibelungen" bei den Bayreuther Festspielen. 2011 erschien seine jüngste Publikation "Wagner in Deutschland. Rezeption – Verfälschungen".

Stand: 08.11.2011 | Archiv

Udo Bermbach zu Gast alpha-Forum | Bild: BR

"Für Wagner war in der Tradition des deutschen Denkens des 19. Jahrhunderts die Kultur, und hier vor allem die Kunst, ein autonomer Bereich, der zwar von der Gesellschaft abhängig war, aber nicht steuerbar von ihr. Wagner wäre es nie in den Sinn gekommen, dass ihm meinetwegen Ludwig II. Vorschriften machen könnte, wie er den 'Tristan' oder Ähnliches zu komponieren hätte. Stattdessen war es für Wagner immer so, dass die Kunst den Vorrang vor der Politik hatte. Die Politik musste sich also danach richten, was ein Künstler anliefert. Wenn man aber die großen Reden Hitlers auf den Reichsparteitagen von 1933 bis 1939 liest, in denen er sich stundenlang über Kunst und Kultur ausgelassen hat, dann stellt man fest, dass da das Verhältnis genau umgekehrt ist: Hitler betont mehrfach, dass Kultur und Kunst die eigentliche Leistung eines Volkes sei. – Hier stimmt er mit Wagner noch überein. – Aber dann sagt er, deswegen sei es die Aufgabe des 'Führers', und das kann eben immer nur ein Führer leisten, ein Einzelner, diese Kunst zu fördern und zu beeinflussen und sie dorthin zu bringen, dass sie zum Ausdruck seiner eigenen Vorstellung von diesem Volk wird. Das hätte Wagner niemals unterschrieben, denn das ist eine fundamentale Differenz."

Udo Bermbach

Zur Person

  • Geboren
  • 28. März 1938 in Berlin
  • Ausbildung
  • 1958–1966 Studium Germanistik, Geschichte, Politische Wissenschaft und Völkerrecht an den Universitäten Marburg und Heidelberg
  • 1966 Promotion zum Dr. phil. an der Universität Heidelberg
  • Beruf
  • Politikwissenschaftler

Funktionen und Ämter

  • Aktuelle Funktion
  • Politikwissenschaftler und Wagner-Forscher
  • Ämter/berufliche Stationen
  • 1966–1968 Wissenschaftlicher Assistent an der Universität Heidelberg
  • Seit 1968 Mitglied im Beirat der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW)
  • 1970–1985 Redakteur bei der Zeitschrift für Parlamentsfragen
  • 1971–1975 stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft
  • 1971–2001 Professor für Politikwissenschaft an der Universität Hamburg
  • 1975–1977 Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft
  • 1999–2000 Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin
  • 2000 Konzept-Dramaturg bei den Bayreuther Festspielen
  • 2005 Gründer und Mitherausgeber der Zeitschrift "wagnerspectrum"
  • 2006 Professor et doctor jurisprudentiae der Universität Budapest

Veröffentlichungen

  • Wagner in Deutschland. Rezeption - Verfälschungen, Stuttgart: Metzler, 2011.
  • (Hrsg. zusammen mit Dieter Borchmeyer, Hermann Danuser, Sven Friedrich, Ulrike Kienzle und Hans R. Vaget) Wagner und seine Dirigenten, Würzburg: Königshausen & Neumann, 2009.
  • (Hrsg.) Getauft auf Musik. Festschrift für Dieter Borchmeyer, Würzburg: Königshausen und Neumann, 2006.
  • Richard Wagner. Stationen eines unruhigen Lebens, Hamburg: Ellert und Richter, 2006.
  • Opernsplitter, Würzburg: Königshausen und Neumann, 2005.
  • Der Wahn des Gesamtkunstwerks (2., überarbeitete und erweiterte Auflage), Stuttgart: Metzler, 2004.
  • "Blühendes Leid". Politik und Gesellschaft in Richard Wagners Musikdramen, Stuttgart: Metzler, 2003.
  • (Hrsg.) "Alles ist nach seiner Art", Stuttgart: Metzler, 2001.
  • (Hrsg.) Oper im 20. Jahrhundert, Stuttgart: Metzler, 2000.
  • Wo Macht ganz auf Verbrechen ruht, Hamburg: Europäische Verlags-Anstalt, 1997.

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