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Nürnberger Zeitzeugin Die Stadtchronistin Daniela Stadler

Das Stadtarchiv Nürnberg feiert seinen 150. Geburtstag. Wie Geschichtliches dokumentiert wird, hat sich im Laufe der Zeit enorm verändert. Wurde einst noch per Hand Tagebuch geführt, wertet Stadtchronistin Daniela Stadler heute auch Internetseiten aus.

Stand: 28.03.2015 | Archiv

Stadtchronikerin Daniela Stadler betreut zusammen mit einem Kollegen die zeitgeschichtliche Sammlung und die Chronik der Stadt. Als eine Art "Tagebuchschreiberin" hält sie fest, was sich in der Stadt ereignet. Dafür wertet sie vor allen Dingen die Tagespresse aus. Und natürlich kommen auch Internetrecherchen hinzu.

"Also, dass die Zeitungen Vergangenheit sein werden, denke ich nicht. Aber, es wird eben so sein, dass man zusätzlich Facebook, Blogs et cetera berücksichtigen muss. Am besten eben auch zeitnah, um die Veranstaltungsdaten festhalten zu können, weil die sind irgendwann nicht mehr im Internet verfügbar. Die sind irgendwann weg"

Daniela Stadler, Stadtchronistin Nürnberg

Die handgeschriebene Chronik von Georg Paul Amberger

Seit 1801 besteht die Nürnberger Stadtchronik. Begründet hat sie damals Georg Paul Amberger. Als 11-jähriger Bub hat er angefangen, Tagebuch zu schreiben. Und auch als Erwachsener schrieb der Kaufmann voll Begeisterung über das, was in der Stadt geschah. Etwa die erste Fahrt der ersten Eisenbahn von Nürnberg nach  Fürth 1835 und die Enthüllung des Albrecht-Dürer-Denkmals 1840.

1890 wurde die Chronik schließlich vom Stadtarchiv weitergeführt. Der damalige Archivar Ernst Mummenhoff strebte eine Versachlichung der Chronik an. Dies gelang – mit Ausnahme während der Zeit des Nationalsozialismus.

Teresa Treuheit und Gabriele Jungk

Auch ihre Namen sind in der Nürnberger Stadtchronik verewigt: Gabriele Jungk. 1969 wurde sie als erstes Christkind von der Bevölkerung gewählt. Ihrer Heimatstadt ist sie sehr verbunden, genauso wie Teresa Treuheit, die erstmals den Prolog von der Empore der Frauenkirche verkündete.   

"Geleistet habe ich als erstes gewähltes Christkind, dass diese Tradition fortgeführt würde, weil der Christkindvater, der Herr Scherz hat gesagt, wenn das nicht klappt mit mir, dann wird es auch nicht mehr gewählt. Und deshalb ist es für mich eine Ehre, einfach diese Tradition erhalten zu haben"

. Gabriele Jungk, das erste von der Bevölkerung gewählte Christkind

"Bei mir ist es so, also ich bin hier geboren, aufgewachsen, und eigentlich will ich Nürnberg nie verlassen. Außer für den Urlaub, oder so. Von der Heimat ein Teil zu sein und in die Geschichte mit ein zu gehen, das ist eine Ehre, also ich bin da schon stolz darauf"

Teresa Treuheit verkündete erstmals den Prolog von der Empore der Frauenkirche

Doch letztlich ist die Chronik auch immer Ausdruck ihrer Zeit: Informationen, die uns heute als wichtig erscheinen, wurden von den Chronisten der Vergangenheit nicht aufgenommen.

Eine Chronik ist auch immer Spiegel ihrer Zeit

Ein Beispiel: Für eine Gedenkstele sollte Daniela Stadler die Zahl der homosexuellen Opfer zur Zeit des Nationalsozialismus recherchieren. Diese wurden nicht erfasst, aufgrund eines Chronikeintrages von 1944 konnte Daniela Stadler zumindest den Namen eines Mannes recherchieren. Und so gelang es ihr, noch weitere Informationen herauszubekommen. Sie sind nun auf einer Gedenkstele am Sterntor nachzulesen. Für Daniela Stadler ist es etwas Besonderes, dass ihre Arbeit nun im Stadtbild sichtbar ist.


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