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Handwerkskunst mit langer Tradition Krippenbauer in Oberammergau

Einst verkauften die Oberammergauer Herrgottsschnitzer ihre Waren in ganz Europa – heute ist das Geschäft fast zum Erliegen gekommen. Einer der letzten traditionsreichen Werkstätten ist die Schnitzerei "Lang sel. Erben".

Stand: 19.12.2014 | Archiv

Oberammergau, das war und ist der Inbegriff der Holzschnitzerei im bayerischen Alpenraum. Heute noch zeugen große Schnitzer- und Handelshäuser von der einstigen Blüte.

239 Jahre Geschichte

Florian Lang, Chef von "Lang selig Erben", ist selbst Schnitzer.

Das erste Haus am Platz mitten im Ortskern war "Lang selig Erben". 239 Jahre Geschichte sind in diesem Familienbetrieb versammelt, der einst mit 100 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber in Oberammergau war. Im lebhaften Szenario der Schnitzstuben arbeiteten Dutzende Herrgottsschnitzer an den Werkbänken. Im Jahr 1839 verkaufte Lang sel. Erben allein 25.000 Kruzifixe in die halbe Welt. Die noch erhaltenen Auftragsbücher dokumentieren die Handelsverbindungen nach London, Amsterdam, Kopenhagen oder Königsberg.

Maschinelle Konkurrenz aus Südtirol überschwemmt den Markt

Marc Heinzeller und Florian Lang.

Heute arbeiten noch der 83-jährige Helmut Eitzenberger und der 44-jährige Marc Heinzeller bei "Lang selig Erben". Das einst blühende Geschäft ist fast ganz zum Erliegen gekommen, weil wesentlich billigere maschinengefertigte Schnitzfiguren aus Südtirol die Märkte überschwemmen. Die Zukunftsaussichten für die traditionelle Holzschnitzerei sind unsicher geworden.

Holzbildhauer ist auch weiterhin ein gefragter Beruf

Schnitzschülerin Anna Frommknecht.

An der alteingesessenen Schnitzschule in Oberammergau ist davon aber nichts zu merken. Über 40 Schülerinnen und Schüler absolvieren in drei Jahrgangsstufen die Ausbildung zum Holzbildhauer. Ihre Zukunft sehen sie aber nicht mehr in der traditionellen Krippen- und Herrgottsschnitzerei, sondern als Kunstlehrer, Künstler oder Kulissenbauer. Wie Jan und Christian, die im großen Gebäude von "Lang sel. Erben" eine leerstehende Werkstatt bezogen haben und dort ihren eigenen künstlerischen Weg angehen. So scheint eine jahrhundertelange Epoche in der Geschichte dieser besonderen alpinen Handwerkskunst zu Ende zu gehen; die Zukunft ist ungewiß.


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