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Die Kellerdetektive Im Würzburger Bürgerspital

Übernächstes Jahr feiert das Würzburger Bürgerspital 700. Geburtstag. Das Archiv des Weinguts mit mehr als 25.000 Flaschen soll bis dahin hin genau erforscht sein. Das geht nur durch Probieren - Weine aus über hundert Jahrgängen.

Stand: 14.10.2014 | Archiv

2014 – Noternte im Rekordtempo

Das diesjährige Weinjahr ist ein Rekord in der Geschichte des Bürgerspitals: Noch nie wurde so früh und so schnell gelesen wie 2014. Schuld war ein Hagelsturm am 11. September. Weil die Trauben schon ausgereift waren, begann jetzt der Wettlauf mit der Fäulnis, den die Kellermeister des Bürgerspitals am Ende gewonnen haben.

Bis 2016 wird probiert

Gutsdirektor Robert Haller erhofft sich aus der Historie Erkenntnisse für das neue Weinjahr

Sie sind auch die Schatzmeister des Bürgerspitals: Fast das ganze vergangene Jahrhundert deckt die Sammlung der eigenen Weine in den alten Kellern ab. Dazu existieren Dokumente über Ernte und Reifedaten des Leseguts, aus denen sich eine faszinierende Datenreihe über Wetterereignisse, Weinqualitäten und Verarbeitung ergibt. Jahrgang für Jahrgang probieren die Fachleute des Bürgerspitals jetzt, um bis zum großen Jubiläum 2016 ihren Kellerschatz detailliert erforscht zu haben.

So manche Überraschung in verstaubten Boxbeuteln

Erstaunliche Noten finden sich in den uralten Boxbeuteln

Manche Weine sind ungenießbar, viele andere haben Aromen, Säure und Mineralik bewahrt. Der Weltkriegsjahrgang 1917 zum Beispiel zählt zu den Überraschungen. Auch 1904 und 1934 waren ausgezeichnet. Inzwischen sind die Tester im Jahr 1974 angekommen - der Fußballweltmeisterschaftsjahrgang. Die erhaltenen Wetter- und Erntedaten verheißen kein besonders gutes Jahr, aber der Praxistest überrascht: in den verstaubten Boxbeuteln finden sich erstaunliche, wenn auch gewöhnungsbedürftige, mineralische Noten eines 40 Jahre alten Silvaners.

Aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen

Detektivarbeit im Weinkeller

Aus dem Blick in die Vergangenheit wollen die Weinmacher des Bürgerspitals für die Zukunft lernen: Wie haben es ihre Vorgänger geschafft, Weine zu machen, die auch nach einem halben Jahrhundert noch etwas von den Besonderheiten des damaligen Vegetationsverlaufs und der Reife konserviert haben? So spielt die Probe durch die Jahrzehnte eine Rolle für den Umgang mit dem neuen Weinjahr 2014 – ein weiterer ‚Weltmeisterjahrgang‘, der möglichst lang erhalten bleiben soll.


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