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Sichtbare Naturzeichen Bayerns Klimawandel auf der Spur

Der Klimawandel lässt nicht nur die Gletscher schneller schmelzen, auch die Gebirgsvegetation verändert sich.

Stand: 10.07.2012 | Archiv

Zeichen des Klimawandels finden sich schon jetzt in der Alpenregion. Die beiden Biologen Uli Kohler und Michael Wecker suchen im Gunzesrieder Hochmoor nach besonderen Pflanzen, die bei einer ansteigenden Gesamttemperatur nicht überleben würden. Vor rund 10.000 Jahren, nach der letzten Eiszeit, entstand dieses Sumpfgebiet.

Wollgras

Ein Eiszeitrelikt ist dabei besonders bedroht: die Torfsegge. Sie ist besonders wählerisch am Standort und würde bei einem fortschreitenden Klimawandel sofort verschwinden. Und die Torfsegge ist nicht das einzige schwindende Überbleibsel aus der Eiszeit. Auch vom "zierlichen Wollgras" finden sich nur noch ganz vereinzelte Exemplare. Die "rote Liste" wird jährlich länger.

"Also seit 20, 30 Jahren beobachten wir, dass Eiszeitrelikte immer mehr zurück gehen, da sind Verluste von 80 bis 90 Prozent inzwischen. Naheliegend ist natürlich, dass es sich um den Klimawandel handelt als Ursache, aber wir wissen es nicht, das wird jetzt gerade erst intensiver untersucht. Im Hochgebirge ist die Situation so: die Vegetationszonen verschieben sich nach oben, Talpflanzen steigen höher und kälteliebende alpine Arten haben keine Möglichkeit, weiter nach oben auszuweichen. Diese Arten werden vermutlich verschwinden."

Uli Kohler, Biologe

Der einzige Gletscher der Allgäuer Alpen schmilzt weg

Auch der 74-jährige Wanderführer Manfred Pudell beobachtet diese Entwicklung. Über viele Jahre hat er sich ein ganz besonderes Wissen über die Pflanzenwelt in den Alpen angeeignet. Der Weg hinauf zur Mädelegabel ist vom ungewöhnlich harten Winter stark zerstört. Dennoch findet er die Soldanelle, eine Glockenblume, die nur in den arktischen Temperaturen des Hochgebirges leben kann. Und er zeigt uns ein untrügliches Zeichen des Klimawandels: Unter dem Gipfel der Mädelegabel schmilzt der einzige Gletscher der Allgäuer Alpen dahin, der Schwarzmilzferner.

Mit den Gletschern verschwinden auch zunehmend Pflanzen, die sich vor 10.000 Jahren in unsere Berge zurückgezogen haben. Ein großer Verlust, der diese grandiose Landschaft ärmer machen würde.


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