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Service Wirtshaustipp Restaurant Göttlinger

Vor allem mutig und edel kocht Martin Göttlinger in seinem Restaurant in Waffenbrunn, nicht weit von Cham. Mutig, was seine ambitionierte Küche angeht, aber auch mutig, weil es in dieser Region schon Courage braucht, weg vom klassischen Wirtshaus, hin zum kulinarischen Erlebnis zu kochen. Aber Martins Mut hat sich gelohnt, sein Wirtshaus ist unserem Tester Wolfgang Schneider eine Empfehlung wert.

Stand: 21.05.2015 | Archiv

Restaurant Göttlinger | Bild: BR/ Wir in Bayern

Was ist das Besondere am diesem Wirtshaus?

"Wenn man nach Waffenbrunn kommt, vermutet man nicht, dass man hier so gut essen kann. Respekt vor den jungen Wirtsleuten, die in dem kleinen 2.000-Einwohner-Ort gehobene Gastronomie etablieren. Man könnte die beiden fast als Botschafter des guten Geschmacks bezeichnen. Ich wünsche es ihnen sehr, dass sie mit ihrem Konzept auch langfristig Erfolg haben.

Der "Stecher", so der frühere Name des Wirtshauses, wurde 2010/2011 innerhalb eines halben Jahres komplett umgebaut und saniert. Wenn man das Restaurant jetzt sieht, glaubt man kaum, dass das einmal eine klassische Bauernwirtschaft war. Noch bis 2010 hat die alte Wirtschaft existiert, genauso wie die dazugehörige Metzgerei. Bis 1990 wurde in dem Anwesen zudem noch Landwirtschaft betrieben. Aber eine klassische Dorfwirtschaft weiter zu führen, hat sich irgendwann nicht mehr rentiert. Und als der Junior übernommen hat - der 40-jährige Martin Göttlinger - da war für ihn klar: 'Das muss alles anders werden, wir müssen uns vollkommen neu aufstellen. Zeitgemäß und modern soll es sein, natürlich mit einer gehobenen Küche.'

Und so setzt er jetzt in der vierten Generation die Gastwirtstradition seiner Familie - wenn auch in anderem Rahmen - fort."

Wie sieht es im "Göttlinger" aus?

"Große Überraschung, denn so etwas vermutet man nicht an diesem Ort. Mich hat die Inneneinrichtung fast ein wenig an Dietls 'Rossini' in München erinnert. Die Bühne im hinteren Teil des Restaurants erinnert noch an den alten Wirtshaussaal. Familienfeste wie Kommunion oder Hochzeiten finden nach wie vor statt. Insofern ist der 'Göttlinger' noch Dorfwirtshaus geblieben. 140 Gäste haben Platz im Restaurant. Wo früher der Stadel war, ist jetzt die nach Süden ausgerichtete Terrasse mit ca. 50 Sitzplätzen. Wenns Wetter passt, unbedingt draußen Platz nehmen. Sie genießen Sonne satt und einen Blick ins Grüne."

Küchenart

"Frisch, kreativ, mit einem gewaltigen regionalen Einschlag. Die Basis in der gehobenen Gastronomie sind natürlich immer die hochwertigen Produkte und darauf legt Küchenchef Martin Göttlinger größten Wert. Er ist Küchenmeister und Metzger. Viele Jahre hat er in verschiedenen Sternerestaurants gearbeitet. Seine Küche ist exzellent organisiert. Muss sie aber auch sein, denn es ist eine One-Man-Show.

Doch der Koch allein kann es nicht richten. Zu einem guten Restaurant gehört freundlicher und kompetenter Service. Dafür ist Annika Andersson zuständig, die Lebensgefährtin des Küchenchefs. Als gelernte Hotelfachfrau hat auch sie Erfahrung in der Sternegastronomie. Das Paar hat zwei Kinder und hat sich einst auf der Hotelfachschule in Heidelberg kennengelernt."

Schneiders Vorspeise

"Als Vorspeise gab es etwas durchaus Bodenständiges, nämlich eine geräucherte Entenbrust. Der rohe, grüne Spargel dazu wird mariniert (mit Salz, Pfeffer, Himbeeressig und Distelöl). Die Überraschung bei diesem Gericht ist das Bananen-Chutney, angemacht mit Schalotten, Essig und Zucker. Das habe ich noch nie gegessen, aber trotz gewisser Skepsis habe ich eine Überraschung erlebt: geschmacklich hat es perfekt zu Fleisch und Spargel gepasst."

Schneiders Hauptspeise

"Weiter geht's mit einem gehobenen Niveau: Wolfsbarschfilet mit Ochsenschwanzravioli. Versteht sich von selbst, dass hier alles handgemacht ist. Satt grün ist das Gemüse, das dazu serviert wird. Das kriegt man nicht allzu oft: Mönchsbart und Krähenfuß-Wegerich. Und es heißt ja immer: den Spitzenkoch erkennt man an der Soße! Da kann ich hier nur sagen: Hut ab! Die mit Sahne aufgemixte Geflügelbrühe, die sich auf dem Teller mit einer fast schwarzen Kalbsjus trifft, nimmt dieser ganz elegant die Vehemenz. Dazu, auch aus optischen Gründen, eine Ofentomate und hochwertige Taggiasca-Oliven. Ein perfektes Gericht."

Preise

"Die Entenbrust mit Spargel 13 Euro, das Wolfsbarschfilet 18 Euro. Hauptspeisen insgesamt zwischen 14 und 23 Euro. Wenn ich das nächste Mal hinfahre, leiste ich mir ein Vier-Gänge-Menü. Das kostet 39 Euro. Einen Gruß aus der Küche gibt es übrigens immer gratis vorneweg, auch wenn man kein Menü isst. Das Brot dazu ist selbst gebacken."

Anreise

Restaurant Göttlinger
Hauptstraße 10
93494 Waffenbrunn

Telefon: +49 (0) 09971/2594
Online: www.restaurant-goettlinger.de
E-Mail: mg@restaurant-goettlinger.de

Von München aus sind es knapp 200 km. Für die Mittelfranken aus Nürnberg ist es etwas näher, ca. 140 km.

Öffnungszeiten
Montag bis Sonntag ab 18 Uhr und tagsüber nach Vereinbarung.
Dienstag ist Ruhetag.

Freizeittipp

"In Waffenbrunn steht die Kirche noch gegenüber dem Wirtshaus und ich finde es einfach schön, wenn man in Bayern unterwegs ist, in unsere Kirchen reinzuschauen. 1922/23 wurde die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt erbaut, romanisierenden Formen nachempfunden. Es ist ein sogenannter Saalbau mit Walmdach und einem wuchtigen Turm. Das Mauerwerk besteht aus groben Granit-Bruchsteinen. Auf jeden Fall ist die doch etwas ungewöhnliche Kirche einen Besuch wert."


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