BR Fernsehen - Kurzfilme


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Kurzfilm Sie heißt jetzt Lotte

Die Freundschaft von Maria und ihrer jüdischen Freundin Lea zerbricht zunehmend, als Marias Mann Hans zum SS-Karrieristen wird. Doch am Tag der ersten Judendeportation fasst Maria einen folgenschweren Entschluss …

Stand: 30.01.2015

Filmszene aus "Sie heißt jetzt Lotte" | Bild: BR/Miriquidifilm/Sabine Finger

Maria und Lea sind Anfang 20, schön, begabt und unzertrennliche Freundinnen. Lea glänzt in der Rolle der Julia am Prinzregententheater und wird als Publikumsliebling gefeiert, während Maria als Dienstmädchen vom Land von einer Schauspielkarriere nur träumen kann.

Filminfo

Originaltitel: Sie heißt jetzt Lotte (D, 2014)
Regie: Annekathrin Wetzel
Drehbuch: Annekathrin Wetzel
Darsteller: Lola Dockhorn, Maria Ehrich, Kai Malina
Länge: 16 Minuten
HD, Dolby
Produktion: Miriquidifilm in Koproduktion mit BR, gefördert durch FFF und SLM

Bis Hitler an die Macht kommt und Lea entlassen wird, weil sie Jüdin ist. Die Rolle der Julia soll ab jetzt Maria spielen. Doch tapfer unterstützt Lea ihre Freundin trotz der Demütigungen weiter.

Endlich hat auch Marias Verehrer Hans, eine Arbeit als Polizist gefunden und kann Maria heiraten. Er nutzt die neue politische Lage unter Hitlers Führung, um Karriere zu machen, tritt der NSDAP bei und steigt bald zum SS-Sturmbannführer auf.

Trotz mehrfacher Drohung von Hans schreiben sich die beiden Freundinnen weiter heimlich Briefe. Als im November 1942 Hans die erste Deportation der Münchner Juden leitet, verbietet er Maria endgültig den Kontakt zu Lea. Doch Maria hält es nicht mehr aus und geht zu ihr, um sie zu warnen. Von diesem Besuch kommt sie nicht allein nach Haus ...

Zur Person Charlotte Knoblochs

Charlotte Knobloch, Tochter des Rechtsanwalts und späteren bayerischen Senators Fritz Neuland, wurde am 29. Oktober 1932 in München geboren. Ihre Mutter Margarethe konvertierte ihrem Vater zuliebe zum Judentum. Die Ehe wurde 1936 geschieden, Charlotte wuchs danach bei ihrer Großmutter auf, die von den Nazis 1944 im KZ Theresienstadt ermordet wurde. Charlotte wurde von ihrem Vater zusammen mit Kreszentia Hummel, einer alten Hausangestellten ihres Onkels, vor den Nazis gerettet: Nach einer abenteuerlichen Zugfahrt nach Mittelfranken gelangte Charlotte nach Arberg zum Bauernhof und Hummels katholischer Familie. Dort blieb sie vier Jahre - Hummel gab Charlotte als ihr eigenes uneheliches Kind aus.
Erst 1945 kehrte sie nach München zurück. 1951 heiratete sie Samuel Knobloch, einen Juden aus Krakau, der nach Kriegsende in die amerikanische Besatzungszone nach Bayern geflohen war. Ihr Plan in die USA auszuwandern, wurde nach der Geburt des ersten von insgesamt drei Kindern verworfen. Charlotte Knobloch engagierte sich in der jüdischen Gemeinde in Form von Sozialarbeit und Altenbetreuung. Außerdem begründete sie die Zionistische Frauenorganisation mit.
1985 wurde sie Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Nicht die einzigen hohen Ämter für Knobloch:  Von 2005 bis 2013 war sie Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses, von 2003 bis 2010 Vizepräsidentin des Europäischen Jüdischen Kongresses. Von 2006 bis 2010 wirkte Knobloch außerdem als Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland.

"Sie heißt jetzt Lotte" wurde 2014 in München in stereoskopischem 3-D als Teil eines innovativen Transmediaprojektes zum Thema Freundschaft, Toleranz und Zivilcourage gedreht. Weltpremiere feierte der Film in Los Angeles. Das Projekt wurde zum Filmfestival nach Cannes, zu den CrossVideoDays Paris und zahlreichen weiteren internationalen Filmfestivals eingeladen. Neben dem Kurzfilm bietet das Projekt "Sie heißt jetzt Lotte" durch ein interaktives Lernspiel und einer Online-Community neue Wege in der Bildungsarbeit. Durch dieses interaktive Storytelling bietet es eine zeitgemäße Form der Auseinandersetzung mit den Themen "Nationalsozialismus" und "Freundschaft".

Preise und Auszeichnungen (Auswahl)

  • Los Angeles Reel Film Festival (Bester Fremdsprachiger Film, Beste Regie, Beste Kamera, Beste Darstellerin für Lola Dockhorn)
  • Los Angeles Indie Filmfest (Award of Merit)
  • Indie Film Fest Awards, La Jolla, Kalifornien (Award of Merit)
  • Shortz! Film Festival Chico, Kalifornien (3. Jurypreis, 1. Publikumspreis)
  • Internationales Film Festival Korea, Seoul (Short Film Grand Prize)
  • 3D Image Festival Lodz, Polen (Stereo Sisters Award)
  • 6th Annual Creative Arts Awards, Los Angeles (3D Creative Arts Award)

"Sie heißt jetzt Lotte" wurde bei der großen Gedenkveranstaltung zum Holocaust-Gedenktag anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung des KZ Auschwitz in der Israelitischen Kultusgemeinde München gezeigt.


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