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Sophia Loren Eine Filmikone wird 80

Sie ist die wohl berühmteste Italienerin der Filmwelt. Sophia Loren wuchs als uneheliches Kind in Neapel auf und schaffte über Schönheitswettbewerbe den Sprung ins Filmbusiness. Am 20. September feiert Sophia Loren ihren 80. Geburtstag.

Stand: 15.09.2014 | Archiv

Sophia Loren | Bild: picture-alliance/dpa

Der Modeschöpfer Gianfranco Ferré hat Sophia Loren einmal als die "letzte wahre Diva" bezeichnet. Und das ist sie auch, bis heute. Grüne Katzenaugen, ein sinnlicher Mund und diese weiblichen Rundungen - das sind ihre Markenzeichen, mit denen sie Männern zwischen Cinecittà und Hollywood den Kopf verdrehte. Wem sie all das zu verdanken hat, ist bekannt: den Spaghetti, die sie Zeit ihres Lebens mit großer Leidenschaft gegessen hat.

Tochter aus armen Verhältnissen

Geboren wurde das Schauspieltalent 1934 in Rom als Sofia Villani Scicolone. Sie wuchs als uneheliches Kind in großer Armut in Neapel auf. Ihre ehrgeizige Mutter, die selbst von der Schauspielerei träumte, schleppte ihre Tochter zur diversen Schönheitswettbewerben. 1950 begann sie als Komparsin in Mervyn LeRoys "Quo Vadis?". Vorher schlug sich Sophia Loren als Leinwandnackedei in Billigproduktionen und "Heldin" von Fotoromanen durch, bis sie von Produzent Carlo Ponti entdeckt wurde, der als Jurymitglied einer Schönheitskonkurrenz fungierte. Er verschaffte ihr eine Schauspielausbildung und bessere Rollen, gab ihr den neuen Namen, produzierte viele ihrer Filme, und Carlo Ponti wurde schließlich auch ihr Lebenspartner.

In nationalen und internationalen Produktionen zu Hause: Loren in dem Sandalenfilm "DerUntergang des römischen Reiches" (1963)

Diese Beziehung zu legalisieren, war mehr als schwierig. Carlo Ponti war verheiratet und eine Scheidung damals ungesetzlich. Der in Mexiko geschiedene Ponti wurde der Bigamie angeklagt, die neue Ehe annulliert. Erst 1966 gaben die beiden den Behördenkrieg auf, wurden französische Staatsbürger und heirateten legal in Frankreich. Über 40 Jahren hielt die Ehe, Skandale gab es keine.

Von Billig-Produktionen zu internationalem Filmruhm

Ein Superstar, der mit Superstars drehte: Loren an der Seite von John Wayne in "Die Stadt der Verlorenen" (1955)

Nachdem sie sich in italienischen Hits wie "Schade, dass du eine Kanaille bist" zu einer ernsthaften Konkurrenz für Gina Lollobrigida entwickelt hatte, klopfte auch Hollywood bald bei Sophia Loren an. Ihr erster englischsprachiger Film war Stanley Kramers "Stolz und Leidenschaft", es folgten "Der Knabe auf dem Delphin", "Begierde unter Ulmen" und "Die schwarze Orchidee". Schauspielerische Herausforderungen und die Höhepunkte ihrer Karriere verdankt sie jedoch Regisseur Vittorio De Sica, der in den 50er Jahren vor der Kamera mehrfach ihr Partner gewesen war und sie in den 60ern unter anderem in den Hits "Boccaccio 70" und "Gestern, heute und morgen" inszenierte.

Filmografie (Auswahl):

2002 Zwischen Fremden
1995 Der dritte Frühling
1994 Prêt-À-Porter
1977 Ein besonderer Tag
1976 Treffpunkt Todesbrücke
1974 Die Reise nach Palermo
1971 Die Frau des Priesters
1967 Schöne Isabella
1966 Arabesque
1965 Hochzeit auf italienisch
1961 El Cid
1960...und dennoch leben sie
1958 Stadt der Verlorenen
1958 Hausboot
1955 Eine Frau für schwache Stunden

Mit immer größerer Leichtigkeit wechselte die Schauspielerin mittlerweile zwischen europäischen und amerikanischen Produktionen. Für "Die Millionärin", "Die Eingeschlossenen von Altona", "Der Untergang des römischen Reiches", "Geheimaktion Crossbow", "Arabeske" und "Die Gräfin von Hongkong" wurde sie auf den Festivals in Cannes, New York, London und Moskau ausgezeichnet. Zuletzt glänzte sie in einer Charakterrolle in dem preisgekrönten Regiedebüt ihres Sohnes Edoardo Ponti, in "Zwischen Fremden" (2002). Insgesamt ist die Loren in mehr als 80 Filmen aufgetreten. Zusammen mit ihrem italienischen Kollegen Marcello Mastroianni bildete sie viele Jahre ein Dreamteam der Filmwelt. Ihr letzter gemeinsamer Film war Robert Altmans Satire "Prêt-À-Porter".

Preisgekrönter Superstar

In einer Szene des Films "Arabesque" von 1966

Sophia Loren hat bisher als einzige Schauspielerin den Oscar als beste Hauptdarstellerin in einem nicht englischsprachigen Film gewonnen: 1961 für Vittorio De Sicas Kinodrama "...und dennoch leben sie". 1964 wurde sie für "Hochzeit auf italienisch" erneut nominiert. 1991 erhielt sie schließlich den Ehren-Oscar und den Ehren-César, 1994 den Goldenen Bären der Berlinale, 1995 den Golden Globe, wieder ehrenhalber, 1997 den "Silver St. George"-Preis in Moskau und 1998 den Goldenen Löwen von Venedig, jeweils für ihr Lebenswerk. Zwischen 1964 und 1977 gewann sie vier Mal den Golden Globe als "berühmteste Frau der Filmwelt".

Sophia Loren beim Cannes Filmfestival im Mai 2014

Für Aufsehen sorgte Sophia Loren 2007, als sie sich hüllenlos für den Pirelli-Kalender ablichten ließ - sie ist bis heute das älteste Pirelli-Model. Eine besondere Ehre wurde ihr 2009 zuteil. Im Mai wurde eine Seepromenade im italienischen Jesolo in der Provinz Venedig nach Sophia Loren benannt. Die Academy of Motion Pictures Arts and Sciences verlieh ihr schließlich 2011 einen Preis für ihr Lebenswerk. Dieses Jahr zeigte sie, dass sie Publikum und Medien gleichermaßen faszinieren kann, und das mit fast 80: Beim Cannes Filmfestival stellte sie im Mai ihren jüngsten Film "The Human Voice" vor. Der Film nach einem Stück von Jean Cocteau ist ein 25-minütiger Kurzfilm ihres Sohnes Edoardo Ponti, in dem die Loren quasi in einer One-Woman-Show eine Frau darstellt, die während eines Telefonats auf eine emotionale Achterbahnfahrt geht. Loren erntete minutenlange Standing Ovations vom Publikum. Einmal ein Star, immer ein Star.


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