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DAS BAYERISCHE JAHRTAUSEND - 12. Jahrhundert Würzburg - Wandel der Herrschaftsverhältnisse

Ein neues Staatsverständnis entwickelt sich: Der Kaiser gibt einen Teil seiner Macht an Bischof und Bistum ab. So erringt das Fürstbistum Würzburg im 12. Jahrhundert seine Eigenständigkeit, die es 650 Jahre lang bewahren kann.

Stand: 28.03.2012 15:47 Uhr

Der Kaiser ist auf seine Bischöfe angewiesen: Die Regierungsgeschäfte werden komplexer und er ist viel unterwegs. Deshalb braucht er vor Ort Verbündete, die das Reich in seinem Sinne regieren. Ein neues Staatsverständnis entwickelt sich: Der Kaiser gibt einen Teil seiner Macht und Souveränität an Bischof und Bistum ab.

Lehnswesen

Aber nicht nur der Ausbau einer Landeshoheit nach außen, auch der Aufbau einer Landesherrschaft im Innern des entstehenden Territoriums ist im vollen Gange. Hierzu benötigt der Bischof treue und fähige Dienst- und Gefolgsleute. Der Lehnsmann bekommt ein Stück Land, das er bewirtschaftet - dafür leistet er seinem Lehnsherrn Dienste, darunter auch Waffendienst. Viele Ritter sind rücksichtslose Kämpfer, die die Straßen unsicher machen. Um dieser rohen Gewalt Einhalt zu gebieten, ruft die Kirche den "Gottesfrieden" aus, von mittwochs bis sonntags herrscht Waffenruhe. Wer sich nicht daran hält, wird bestraft und aus der Gemeinschaft ausgestoßen.

Ideal des höfischen Ritters

Mit der Zeit kristallisiert sich eine neue Ritterideologie heraus, in der das Schwert nicht mehr nur eine Waffe darstellt, sondern durch seine Kreuzform auch als Zeichen des Guten gilt.

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Das 12. Jahrhundert wurde zur großen Epoche der höfischen Rituale. Dem Ideal des tugendhaften Ritters versuchten wackere Männer in Turnieren nachzueifern. Tischsitten und Manieren verfeinerten sich. In der Lyrik wurde der Minnesang zum Hit. [mehr]

Das Beschützen von Armen und Schwachen wird zum ritterlichen Ideal. Geschicklichkeit wird in Ritterspielen erprobt, das erste deutsche Ritterturnier 1127 vor Würzburg ausgetragen. Ein neues ritterliches Selbstbewusstsein entwickelt sich, das Ansehen der nunmehr edlen und tugendhaften Ritter steigt. Überhaupt ändern sich die Sitten, "Höflichkeit" heißt das neue Ideal bei Hofe, angefangen bei feineren Tischsitten bis zur höfischen Kultur der Minne mit Minnedichtung und -gesang, in der die unerfüllte Liebe zur angebeteten Hohen Frau gepriesen wird.

Das Fürstbistum Würzburg erringt im 12. Jahrhundert seine Eigenständigkeit, die es 650 Jahre lang bewahren kann: der Kern eines Würzburger Selbstbewusstseins, das bis heute nachwirkt.


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