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Herbert von Karajan "Ich kann nicht mit Menschen, die langsam sind"

Vor 25 Jahren ist Herbert von Karajan gestorben. Der berühmte Dirigent musste erst in die NSDAP eintreten, um Karriere machen zu können. Die Berliner Philharmoniker macht er weltberühmt, verfehlte aber einen würdigen Abgang.

Von: Angelika Kellhammer

Stand: 02.07.2014 | Archiv

Herbert von Karajan: Der Dirigent streckt seinen Zeigefinger bei einer Pressekonferenz | Bild: picture-alliance/dpa

Karajan  hat geherrscht in seinem Reich. Unerbittlich und rücksichtslos. Sein Größenwahn war kalkuliert. Er wollte mehr Schönheit in der Welt.

"Wissen Sie, wo ich schwierig bin? Ich kann nicht mit Menschen, die etwas anderes wollen oder mich auf irgendetwas hinführen wollen, was von vorneherein nicht möglich ist. Ich kann nicht mit Menschen, die langsam sind, die nicht begreifen können oder wollen. Ich kann nicht sehr gut mit Beamten."

Herbert von Karajan

Karriere erst mit Parteibuch

Der junge Herbert von Karajan entwickelt Ehrgeiz. Er studiert Klavier – aber für das, was er sagen will, braucht er mehr als zwei Hände. Er wird Kapellmeister in Ulm. In Aachen macht man ihn mit 27 zum jüngsten Generalmusikdirektor. Bedingung: Karajan muss in die NSDAP eintreten. Man stilisiert ihn zum Konkurrenten seines großen Idols Wilhelm Furtwängler. Der wird ihm das nie verzeihen.

200 Millionen verkaufte Platten

Herbert von Karajan und die Berliner Philharmoniker bei einem Auftritt in New York

Nach Furtwänglers Tod holen sich die Berliner Philharmoniker den begabten  Dirigenten, der immer mit geschlossenen Augen und ohne Partitur alles auswendig dirigiert. Die Ära Karajan und seine "Ehe" mit den Berliner Philharmonikern beginnt. Das Orchester wird gefeiert für seinen zauberhaften Klang. Die 34-jährige Zusammenarbeit bleibt unvergessen durch hunderte von Aufnahmen und 200 Millionen verkaufte Platten bis heute. Er übernimmt nacheinander noch die Wiener Staatsoper und die Salzburger Festspiele. Und macht, "weil er es einfach nicht mehr ertragen hat, was er da sieht" auch die Opernregie gleich mit.

Ein schwieriger Abschied

1959: Herbert von Kajaran begutachtet seinen neuen Porsche

Sein Privatleben wirkt glamourös, aber Karajan lebt seine Musik – und sein Imperium. Den richtigen Moment für einen würdigen Abgang verpasst er. Er kämpft zunehmend mit dem Alter und seiner Gesundheit. Als er nach vier Jahren Zerreißprobe die Berliner Philharmoniker 1989 verlässt, sind viele erleichtert. Ihm bricht das Herz. Das Ende seiner Ära überlebt er genau 12 Wochen. Am 16. Juli 1989 stirbt er.

DVD-TIPPS

"Herbert von Karajan - Filmdokumentation"
Regie: Robert Dornhelm
Unitel Classica

"Karajan - The Second Life"
Regie: Eric Schulz
Unitel Classica


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