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TV-Ungarn Ein Öko-Dorf versorgt sich selbst

Mitte der 80er Jahre beschlossen ein paar Freunde in Ungarn, sich nicht ausschließlich auf ihre eigenen Bedürfnisse zu konzentrieren, sondern mit dem Blick auf die folgenden Generationen in Galgahévíz ein Öko-Dorf zu errichten.

Von: Zsuza Sári

Stand: 26.01.2015 | Archiv

Ein Haus mit Solaranlage und Windrädern | Bild: BR

In dem Dorf, 50 Kilometer von Budapest entfernt, denken die Menschen verantwortungsvoller als üblich über ihre Umwelt nach und glauben daran, dass die Nachhaltigkeit einer der wichtigsten Werte unserer Gesellschaft ist.

Die Bewohner des Öko-Dorfes im Grenzgebiet der Gemeinde Galgahévíz nehmen Umweltschutz wirklich sehr ernst.

Géza Varga

Dieser Ort, in dem zur Zeit zehn bis zwölf Familien leben, unterscheidet sich von anderen ungarischen Öko-Dörfern, weil hier nicht eine ausgestorbene Siedlung zu neuem Leben erweckt, sondern ein völlig neuer Lebensraum geschaffen wurde.

"Ursprünglich schwebte uns Gründungsmitgliedern vor, dass wir und natürlich auch unsere Familien ausschließlich chemiefreie Lebensmittel konsumieren. Um reine Lebensmittel konsumieren zu können, mussten wir eine Farm gründen."

Géza Varga, Obmann der Galgafarm-Genossenschaft

Géza Varga verschrieb sich noch als Student der naturnahen Lebensweise. Bei einem Umweltschutz-Gipfeltreffen in Schweden wurde ihm klar, dass das derzeitige grenzenlose Wirtschaftswachstum nicht mehr lange funktionieren könne, und dass die Nachhaltigkeit fehlt.

"Wir betreiben seit 25 Jahren ökologische Landwirtschaft und bemühen uns, die Bioprodukte weitgehend selber zu verarbeiten. So haben wir einen Molkereibetrieb, eine Fleischverarbeitung, eine Bäckerei, eine Steinmühle und einen Obst und Gemüse verarbeitenden Betrieb."

Géza Varga, Obmann der Galgafarm-Genossenschaft

Eszter Varga

Unter den ersten Siedlern war auch Eszter Varga, die ähnlich wie die meisten hier nur den Lärm der Großstadt gegen ländliche Ruhe tauschen wollte.

"In den Menschen steckt diese Art Bauernromantik, dass wir also, wenn wir hier auf dem Land leben, selbstverständlich Gemüse anbauen und Viehzucht betreiben. In Wirklichkeit geht es hier aber um viel mehr. Da passiert nichts von einem Tag auf den anderen. Auch der Kräutergarten war das Ergebnis eines mehrjährigen Lernprozesses. Jetzt sind wir soweit, dass wir schon viele verschiedene Kräuter haben und sie auch haltbar machen können."

Eszter Varga

Im Reihenhaus der Familie Varga warten noch einige halbfertige Wohnungen auf weitere Bewohner. Denn die Pioniere des Ökodorfes hatten ursprünglich damit gerechnet, dass sich hier fünf Mal so viele Familien ansiedeln werden.

"Das Wachsen der Bevölkerung und der Aufbau der Gemeinschaft des Öko-Dorfes gehen viel langsamer voran, als wir gedacht haben."

Géza Varga, Obmann der Galgafarm-Genossenschaft

Bei den Bemühungen, die weitgehend mit Geldern der EU errichteten Quellen für erneuerbare Energien optimal zu nutzen, stößt man auf Hindernisse.

"Mit diesen erneuerbaren Energien könnte die aus 50 Familien bestehende Siedlung versorgt werden. Es wäre möglich, aber derzeit ist das noch ein Prozess, noch geht es nicht. Es gibt rechtliche, finanzielle und technische Hindernisse."

Géza Varga

Das aus Holz geschnitzte Spielzeug, die ewigen Motive des Lebensbaumes und die Kraft der Gemeinschaft stehen alle für die in der Natur verborgene Schönheit und die Nachhaltigkeit des menschlichen Lebens. Schließlich gehen alle Bemühungen im Öko-Dorf Galgahévíz in eine Richtung:

"Dass man die Welt so gestalten kann, dass auch unsere Enkel und Urenkel ähnliche Lebensbedingungen vorfinden, wie wir sie hatten."

Géza Varga


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