BR Fernsehen - Abendschau


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Weihrauch Für Kirche und Körper

Wenn in der katholischen Kirche der Pfarrer das Weihrauchfasserl schwenkt und man fast betäubt am Rande einer Ohnmacht steht, kann man sich kaum vorstellen, dass der Weihrauch gesundheitsfördernde Aspekte haben soll. Hat er aber! Und eine lange Tradition ...

Stand: 05.12.2014 | Archiv

Vorbemerkung

In einer Studie wurde die Feinstaubbelastung in einer bayerischen Kirche gemessen. Vom Ergebnis her, kommt der Kirchgänger auf eine ähnliche Belastung wie ein Anwohner einer gut befahrenen Straße oder der Besucher einer verrauchten Kneipe, als Nikotinkonsum dort noch zulässig war.
Entwarnung dafür aber an der Drogenfront: THC, wie es in Cannabis zu finden ist, produziert Weihrauch wohl eher nicht, was einige Wissenschaftler als These in Umlauf gebracht hatten ...
Zugegeben, diese Informationen kommen aus dem Internet und sind ohne verlässliche Quellenangabe - vorenthalten wollten wir Sie Ihnen aber nicht ;)

Der Heilige Rauch aus fernen Landen

Weihrauch ist seit Jahrtausenden bekannt und wurde und wird sowohl in kultischen und rituellen Handlungen benutzt, als auch zu medizinisch-therapeutischen Zwecken angewandt.

Das Harz dazu wird überwiegend aus dem Weihrauchbaum gewonnen, der vor allem in Afrika, Arabien und Indien heimisch ist. Die Bäume werden zur Ernte angeritzt, bis milchige Flüssigkeit austritt, die aufgefangen und zum Harz getrocknet wird.

Geerntet wird ab Ende März mehrmals pro Saison, wobei die Qualität von Mal zu Mal besser wird - was sich auch im Preis niederschlägt. Je Baum wird so eine Gesamtmenge von bis zu 10 Kilo gewonnen.

Der Rauch und die Religion

Weihrauch und Kultus in Stichworten

Die alten Ägypter

Der "Schweiß der Götter" fand natürlich im berühmten Totenkult der Ägypter Verwendung: Bei der Mumifizierung hochgestellter Personen wurde Weihrauch verbrannt, als Zeichen der Anwesenheit des Göttlichen.

Die alten Römer

Auch im Imperium Romanum spielte der Weihrauch bei Begräbnisritualen eine große Rolle, allerdings beschränkte sich seine Funktion keineswegs nur darauf: Rauchopfer dienten zur "Bestechung" der Götter und zur Huldigung der (gottgleichen) Herrscher!

Die frühen Christen

Da sie eher in Opposition zum römischen Reich stand und von diesem verfolgt wurde, lehnte die Urkirche Weihrauch im Gottesdienst zunächst ab, lediglich bei Begräbniszeremonien wurde er eingesetzt.

Die Evangelische Kirche

Die evangelisch-lutherische Auffassung schließt hier an: In Ablehnung aller Ablenkung vom Wesentlichen wurde auch der Weihrauch als sinnliches Erlebnis weitgehend aus der Liturgie verbannt.

Die Katholische Kirche

Lehnten die Urchristen den Weihraucheinsatz noch größtenteils ab, ist er aus der heutigen Liturgie der römisch-katholischen Kirche kaum wegzudenken: Zum einen wirkte die Religions-Anerkennung im späteren römischen Reich und der damit verbundene soziale Aufstieg der Priester förderlich, zum anderen prägte der starke Einfluss Konstantinopels und der griechisch-orthodoxen Kirche prägend auf die Liturgie aus. Der Weihrauch symbolisiert hier Reinigung und das aufsteigende Gebet.

Wohlthat Weihrauch

"Weihrauch" stammt vom althochdeutschen Wort "wihen" ab, was "weihen", "heiligen" und damit zusammenhängend auch "heilen" bedeutet. Überhaupt waren Religion und Medizin untrennbar miteinander verbunden. Die alten Ägypter, wie immer vorne dran, entwickelten schon vor dreieinhalbtausend Jahren Salben mit Weihrauchharz, die vor allem zur Wundversorgung eingesetzt wurden - die antiseptische Wirkung von Weihrauch wurde hier also schon erkannt.

Auch das alte Rom schwor auf das teure Heilmittel: Die Römer und ihre Vasallen setzten Weihrauch zur Wundreinigung ein, darüberhinaus wurde es auch bei Magen- und Darmverstimmungen angewandt, sowie zur Behandlung von Atemwegserkrankungen.

Aus dem Europa des Mittelalters wird vermeldet, dass auch die Klosterfrau und Heilkundlerin Hildegard von Bingen auf die Heilkräfte des Weihrauchs vertraute.

Das Heil-Harz heute

Die moderne Medizin tut sich mit der Einschätzung des Harzes als Arzneimittel etwas schwerer: Zwar wird der indische Weihrauch als Arzneimittel im europäischen Arzneibuch aufgeführt, Medikamente mit dem Wirkstoff Weihrauch gibt es aus der EU jedoch nicht - lediglich homöopathische Präparate sind auf dem Markt. Zur Wirksamkeit des Arzneistoffs gibt es diverse Studien, deren Aussagen jedoch meist mit Vorsicht zu interpretieren sind: Ihre Signifikanz bzw. Repräsentativität sind oft nicht sehr hoch. Positive Wirkungen werden dem Weihrauch prinzipiell bei Rheuma, Arthrose und Athritis, Atemwegserkrankungen sowie Beschwerden im Magen-Darmbereich zugeschrieben. Vielleicht ist auch hier der Glaube ein starker Helfer, der nicht unterschätzt werden sollte und die Therapie beflügeln kann. Der Kreis von Religion und Medizin schließt sich ...


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