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Wer hat Angst vor Virginia Woolf?

Das Leben des alternden Akademikerpaares George (Richard Burton) und Martha (Elizabeth Taylor) besteht nur noch aus Streit, gegenseitiger Bloßstellung und Demütigung. | Bild: BR/Telepool

Sonntag, 26.02.2012
23:30 bis 01:35 Uhr

  • Schwarz-weiß

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USA 1966

Martha und George, ein alterndes Akademiker-Ehepaar, führen eine Beziehung, die von zynischen Wortgefechten und lustvollem Streit, Missachtung, Bloßstellung und Demütigungen geprägt ist. Um eine neue Qualität - die Öffentlichkeit - in ihre bittersüßen "Spiele" zu bringen, lädt Martha für einen Abend ein junges Ehepaar zu Besuch ein: den dandyhaften Biologiedozenten Nick und seine schüchterne Gattin Honey. Was zunächst harmlos beginnt, eskaliert bald zu einem gnadenlosen Seelenstriptease. Martha, dominanter Mittelpunkt des Geschehens, lässt nichts unversucht, den jungen Dozenten demonstrativ zu verführen und ihren Mann der Lächerlichkeit preiszugeben. George sinnt derweil auf Rache und demütigt Martha mit ihrer Wunschvorstellung von einem gemeinsamen Sohn. Mit vereinten Kräften halten die Gastgeber wiederum dem jungen Paar den Spiegel vor und entlarven die Nichtigkeit ihrer Beziehung. Für alle Beteiligten verschwimmen im Verlauf der Nacht die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge, Realität und Wahn, Spiel und bitterem Ernst.

Dem 1931 in Berlin geborenen Hollywoodregisseur Mike Nichols ("Catch 22", "Die Reifeprüfung", "Was vom Tage übrig blieb") gelang mit seinem Regiedebüt ein Werk, das über die Jahre nichts von seiner Faszination verloren hat. Mit genauem Gespür für Zwischentöne und Atmosphäre seziert Nichols zusammen mit seinen ausgezeichneten Darstellern die psychischen Abhängigkeiten der Protagonisten. Eine unvergessliche Leistung gelang Elizabeth Taylor mit ihrer Darstellung der ebenso exzentrischen wie verletzlichen Martha in dieser Verfilmung des berühmten Bühnenstücks von Edward Albee. Als ihr Ehemann brilliert Richard Burton, der zu dieser Zeit auch im echten Leben mit der Filmdiva verheiratet war. 1967 wurde das düstere Kammerspiel für 13 Oscars nominiert, fünf davon konnte es schließlich für sich verbuchen, darunter die Auszeichnung Elizabeth Taylors als beste Hauptdarstellerin - ihr zweiter Oscar nach "Telefon Butterfield 8" (1961). Weitere Oscars gingen an Sandy Dennis als beste Nebendarstellerin, den Kameramann Haskell Wexler, Richard Sylbert und George James Hopkins für das Szenenbild und die Kostümdesignerin Irene Sharaff. Das Bayerische Fernsehen zeigt den Hollywoodklassiker zur Erinnerung an die im letzten Jahr, am 23. März 2011, gestorbene Elizabeth Taylor, am 27. Februar 2012 wäre sie 80 Jahre alt geworden.

Besetzung

Rolle: Darsteller/Darstellerinnen:
Martha Elizabeth Taylor
George Richard Burton
Nick George Segal
Honey Sandy Dennis

Regie: Mike Nichols
Redaktion: Walter Greifenstein