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ZUM 100. GEBURTSTAG VON FRANZ JOSEF STRAUSS Duelle - Helmut Kohl gegen Franz Josef Strauß

CDU-Chef Helmut Kohl und CSU-Vorsitzender Franz Josef Strauß am 1.12.1967 nach einem Spitzengespräch in Bonn, bei dem es um die Abspaltungsversuche der CSU ging. | Bild: picture-alliance/dpa

Nacht auf Sonntag, 06.09.2015
01:25 bis 02:10 Uhr

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Deutschland 1982

November 1976: Zum ersten Mal geraten Franz Josef Strauß und Helmut Kohl mit voller Wucht aneinander. Wochen zuvor hat Kohl als gemeinsamer Kanzlerkandidat von CDU und CSU die Bundestagswahl verloren. Seit dem herrscht Höchstspannung zwischen den Parteiführern. Strauß will die Bonner Fraktionsgemeinschaft mit Kohls CDU aufkündigen, die CSU auf ganz Deutschland ausdehnen. Eine Kampfansage. Doch Helmut Kohl, der bereits über ein dichtes Netz von Informanten verfügt, bekommt von der Sache Wind. Seine Kriegskasse ist gut gefüllt. Er will mit seiner CDU auch in Bayern antreten. Ein Gegenangriff.

Der Machtkampf zwischen Helmut Kohl und Franz Josef Strauß entwickelt sich zum Psychokrieg – wochenlang herrscht eisiges Schweigen. Dann brechen die Aggressionen auf: Kohl lässt in München demonstrativ nach einer Immobilie für seinen neuen CDU-Landesverband suchen. Strauß beschimpft Kohl vor Mitgliedern der Jungen Union: „Er wird nie Kanzler werden. Er ist total unfähig. Ihm fehlen die charakterlichen, die geistigen und politischen Voraussetzungen – alles!“

1976 gewinnt Kohl den Zweikampf – er verhindert die Abspaltung der CSU. Doch schon vier Jahre später kann sich Strauß revanchieren. Er setzt sich gegen Kohl im Ringen um die Kanzlerkandidatur durch. Eine Beziehung voller unterdrückter Rivalität, gelegentlich auch Hass. Aber auch voller Pragmatismus. An eine eigene Kanzlerschaft glaubt Strauß nun nicht mehr. Dennoch will er sein Amt als Ministerpräsident aufgeben, um bald als Superminister nach Bonn zu ziehen. Auch unter Kohl? Strauß: „Wer unter mir Kanzler ist, ist mir egal.“ Doch bei der vorgezogenen Bundestagswahl 1983 gelingt es dem raffinierten Kohl, Franz Josef Strauß aus Bonn fernzuhalten. Er übergeht Strauß bei der Kabinettsbildung. Strauß kocht vor Wut, wochenlang – bis ihm Theo Waigel schließlich rät, als Ministerpräsident in München zu bleiben. Ab jetzt sind die Rollen klar verteilt: Kohl ist Regierungschef, Strauß Chefkritiker.

Redaktion: Matthias Ott