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Mikrotechnologe/-technologin Klein, aber oho!

Mikrotechnologen stellen winzig kleine Dinge her. Ob Mikrochips für Computer und Autos, bunt strahlende Leuchtdioden oder Motoren so klein wie ein Geldstück - ihre Produkte sind mit bloßem Auge kaum zu erkennen, haben aber eine enorme Bedeutung für unseren Alltag.

Stand: 21.12.2020

Veronika Huber sieht aus wie eine Astronautin. Sie trägt eine Haube mit Mundschutz, einen Overall und feste Schuhe. Die Mikrotechnologin ist auf dem Weg in den Reinraum. Das ist das Herz der Fertigung bei Infineon. An zahllosen Maschinen entstehen dort Mikrochips, die so klein sind, dass selbst Staub und Hautschuppen Schaden an ihnen anrichten könnten. Solche Chips steuern Computer, stecken in Sensoren von Autos und speichern Daten im Handy. Im Reinraum soll Veronika einen neuen Produktionsprozess überwachen. Noch durch eine Luftschleuse gehen, dann ist sie drin.

Halbleiter und Mikrosysteme

Auch Christina Sattler will Mikrotechnologin werden. Sie ist im ersten Lehrjahr. Es gibt zwei Fachbereiche, für die sich Azubis entscheiden können: Halbleitertechnik, das ist die Herstellung von Chips, und Mikrosystemtechnik - dabei geht's um kleine mechanische oder optische Bauteile. Die meisten Azubis kommen zur praktischen Ausbildung entweder an die Berufsschule nach Itzehoe oder, wie Christina, zur Siemens Berufsausbildung nach Regensburg. Im Chemielabor und in der Elektronikwerkstatt lernt sie die Grundlagen ihres Jobs.

Chips so teuer wie ein Wohnhaus

Zurück zu Veronika. Sie ist mittlerweile im Reinraum. Ein Kollege bestückt eine Maschine mit Siliziumscheiben - in zahllosen Arbeitsschritten entstehen darauf die Chips. Die Maschinen tragen verschiedene Schichten auf - leitende oder isolierende. Je nach Kombination haben die Chips am Ende andere elektrische Eigenschaften. Das dauert einige Wochen. Veronika kommt immer wieder in den Reinraum, um die Produktion zu kontrollieren. Sie trägt eine große Verantwortung: Eine Kiste Siliziumscheiben kann schon mal so viel wert sein wie ein Zweifamilienhaus. Immer wieder kontrolliert sie die Chips ganz genau unter dem Mikroskop.

"Ich trage viel Verantwortung: Eine Kiste mit 25 Siliziumscheiben hat einen Wert von einem Kleinwagen bis zu einem Zweifamilienhaus. Ich kontrolliere die Scheiben während der Produktion regelmäßig, damit keine Fehler passieren."

Veronika Huber, 22, Mikrotechnologin

Draht dünn wie ein Haar

Christina Sattler ist konzentriert: Sie versucht, an einer Maschine einen Golddraht durch eine kleine Öse zu fädeln. Der Draht ist gerissen, die Maschine steht. Christina braucht ein ruhiges Händchen, denn der Draht ist so dünn wie ein Haar. Dann hat sie es geschafft. Die Maschine läuft wieder. Sie verbindet Mikrochips, die auf einem Keramikplättchen sitzen, mit feinen Leiterbahnen. Das Ganze wird mal die Steuerung von Automatikgetrieben von Fahrzeugen. Christina macht ihre Ausbildung bei Continental, einem Automobilzulieferer. Sie kommt herum im Unternehmen - gerade arbeitet sie in der Fertigung, bestückt Maschinen und behebt Fehler.

"Ich habe mich am Anfang ziemlich verloren gefühlt zwischen all den piepsenden und blinkenden Maschinen. Aber die Ausbildungsbetreuer erklären einem alles und helfen einem, und dann fühlt man sich viel wohler."

Christina Sattler, 21, 1. Lehrjahr

Ein Beruf mit Zukunft

Mikrotechnologen sind gesucht - ihre Bauteile stecken in immer mehr Anwendungen: Computer, Autos und Handys würden ohne sie nicht laufen. Medizintechnik und Solarenergie wären ohne sie undenkbar. Kurzum: Sie machen winzige Produkte mit großer Wirkung.

Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung:

  • Offizielle Berufsbezeichnung: Mikrotechnologe/-in
  • Ausbildungsdauer: drei Jahre
  • Ausbildungsform: duale Ausbildung im Betrieb und an der Berufsschule; die meisten Azubis im Fachbereich Halbleitertechnik kommen zum praktischen Unterricht nach Regensburg zur Siemens Berufsausbildung, die meisten Azubis im Fachbereich Mikrosystemtechnik gehen an die Berufsschule nach Itzehoe in Schleswig-Holstein
  • Prüfung: Industrie- und Handelskammer
  • Ausbildungsorte: Hersteller von Halbleiterprodukten und Mikrosystemen, Forschungseinrichtungen im Bereich Mikrotechnik
  • Zugang: Ein bestimmter Schulabschluss ist nicht vorgeschrieben; die Betriebe stellen überwiegend Bewerber mit Mittlerer Reife und Abitur ein.
  • Eignung: Mikrotechnologen sollten gute Kenntnisse in Mathe und Chemie mitbringen. Genauigkeit und Geschick sind Voraussetzungen für die tägliche Arbeit. Da sie oft jeden Tag andere Aufgaben haben, sollten Bewerber flexibel sein.
  • Perspektiven: Weiterbildung zum Prozessmanager und zum Techniker in Mikrosystemtechnik oder Leiterplattentechnik; Prüfung zum Industriemeister in Elektrotechnik; Studium der Mikrosystemtechnik
  • Alternativen: im Bereich Elektronik: z.B. Elektroniker/-in für Geräte und Systeme, Systemelektroniker/-in, Systeminformatiker/-in; im Bereich Automatisierungstechnik: Mechatroniker/-in, Elektroniker/-in für Automatisierungstechnik; im Bereich Labor: z.B. Physiklaborant/-in, Technischer Assistent/-in für Metallografie und Werkstoffkunde

Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:

Die wichtigsten Infos zum Beruf

Kleidung

Den Reinraum dürfen Mikrotechnologen nur in aufwändiger Schutzkleidung betreten. Das Umziehen dauert bis zu einer Viertelstunde. Und das manchmal mehrmals am Tag.

Mathematik

Mikrotechnologen brauchen für ihre Arbeit gute Kenntnisse in Mathematik und Chemie. Sie sollten technische Grundlagen verstehen, müssen aber keine Technikfreaks sein.

Geschick

Kleine Chips, winzige Leuchtdioden, feine Drähte: Mikrotechnologen leben in einer Welt im Miniaturformat. Für ihre Arbeit brauchen sie ein ruhiges Händchen und viel Geschick.

Geld

Mikrotechnologen arbeiten in einer Zukunftsbranche. Ihre Bezahlung ist dementsprechend gut. Schon während der Ausbildung verdienen sie mehr als die meisten anderen Azubis. Auch später kann sich der Lohn sehen lassen.


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