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Kanalbauer/-in Abwasser marsch!

Nur wenige Meter unter Straßen und Häusern erstreckt sich ein kilometerlanges Labyrinth aus Rohren - die Kanalisation. Sie bringt einen nicht endenden Strom von Abwasser direkt zu den Kläranlagen. Die Kanäle sind wichtige Lebensadern. Sie sind das Werk von Kanalbauern.

Stand: 07.09.2020

Es gibt sichere angenehmere Arbeitsplätze. Vom Verkehr umbraust steht René Ruhland im Matsch einer Baugrube, es regnet leicht. René macht eine Ausbildung zum Kanalbauer. Mit seiner Kolonne, einer Handvoll Männer, soll er ein Stück Kanal unter der Hauptstraße eines kleinen Ortes rausreißen und ersetzen. Gerade montieren die Männer Metallwände. Die sollen die Baugrube absichern und verhindern, dass sie einstürzt. Erst dann kann der Bagger in die Tiefe graben.

Mathe, Mauern, Asphaltieren

Mehrmals im Jahr fährt René nach Würzburg, an die Josef-Greising-Schule. Alle Kanalbau-Azubis aus Süddeutschland kommen hierher. Sie berechnen Gefälle von Kanaltrassen und lernen technisches Zeichnen, damit sie später Pläne lesen können. Auch praktische Übungen stehen auf dem Stundenplan. Die Schüler legen Kanalrohre, mauern Rinnen, bauen Schächte und lernen zu asphaltieren und zu pflastern.

45 Meter am Tag

Großbaustelle

Berge aus Erde, Paletten voller Rohre, schweres Gerät im Einsatz - eine Großbaustelle auf der grünen Wiese. Hier entsteht ein Baugebiet. Johannes Murr und seine Kollegen sind die ersten vor Ort. Sie sollen zwei Kanäle unter der künftigen Straße legen. Einen kleineren für das Abwasser aus den Häusern, einen größeren für Regenwasser. Mindestens 40 Meter sollen sie heute schaffen. Es sind immer die gleichen Handgriffe: Sie bereiten die Schotterauflage vor, der Bagger hebt das Kanalrohr in den Graben, Johannes schmiert es mit Gleitmittel ein, damit es nicht verkantet. Dann verbindet er die Rohre sorgfältig miteinander. Eine Schaufel Sand drauf, der dann mit Rüttelplatte und Stampfer verdichtet wird. Und weiter geht’s mit dem nächsten Rohr.

"Ich habe als kleiner Bub schon beim Bau unseres Hauses geholfen. Da durfte ich dann auch mal Bagger fahren. Seitdem wusste ich genau, was ich später mal machen wollte."

Johannes Murr, 18, Facharbeiter

Mit Bagger und Schaufel

Abgesicherte Baugrube

Zurück bei René. Mittlerweile haben die Arbeiter die Baugrube abgesichert. Jetzt gräbt der Baggerfahrer vorsichtig bis zum alten Kanalrohr. René übernimmt die Feinarbeit mit der Schaufel. Kanalbauer brauchen Kraft, auch wenn ihnen Geräte und Maschinen viel Arbeit abnehmen. Bevor die Männer das Kanalstück rausreißen können, müssen sie es noch trocken legen. René flext deshalb ein paar Meter weiter unten ein Loch in den Kanal. Dann steigt er ein Stück die Straße weiter hoch in einen Schacht und stapelt Sandsäcke. Das Abwasser fließt nicht mehr weiter. Die Kanalbauer pumpen es durch einen Schlauch um das Rohr herum, das raus soll. "Rums" - mit einem Schlag zertrümmert die Baggerschaufel den alten Kanal. In den kommenden Tagen bauen die Männer an seiner Stelle ein großes Überlaufbecken aus Beton ein.

"Wenn wir unsere Baugrube nicht richtig absichern, können die Wände einfallen. Das hätte katastrophale Folgen: Es kann Schäden an den benachbarten Häusern und sogar Todesopfer geben."

René Ruhland, 23, 3. Lehrjahr

Ein Beruf mit Zukunft

Ohne Kanalisation würde das Leben in unseren Städten nicht funktionieren. Viele Kanäle sind schon ein paar Jahrzehnte alt. Sanierungsarbeiten werden immer wichtiger. Kanalbauern geht die Arbeit also nie aus. Sie haben einen Beruf mit Zukunft, der gut bezahlt wird und einige Aufstiegschancen bietet.

Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung

Offizielle Berufsbezeichnung: Kanalbauer/-in
Ausbildungsdauer: drei Jahre
Ausbildungsform: Duale Ausbildung im Betrieb und an der Berufsschule: Azubis aus ganz Süddeutschland lernen an der Josef-Greising-Schule in Würzburg; Lehrlinge aus Bayern absolvieren außerdem einen Teil ihrer praktischen Ausbildung im Bauindustrie-Zentrum in Nürnberg-Wetzendorf.
Prüfung: Industrie- und Handelskammer
Ausbildungsorte: Tiefbauunternehmen
Zugang: Ein bestimmter Schulabschluss ist nicht vorgeschrieben; die Betriebe stellen überwiegend Bewerber mit qualifizierendem Hauptschulabschluss ein.
Eignung: Kanalbauer sollten gute Kenntnisse in Mathe und Physik mitbringen; für die tägliche Arbeit brauchen sie eine gehörige Portion Kraft und technisches Verständnis; Teamgeist ist wichtig - denn auf der Baustelle geht es nur gemeinsam voran.
Perspektiven: Aufstieg zum Vorarbeiter und Polier; Weiterbildung zum Techniker in Bautechnik; Prüfung zum Industriemeister; Studium im Bauingenieurwesen
Alternativen: im Bereich Straßenbau und Tiefenbau: Rohrleitungsbauer, Straßenbauer, Spezialtiefbauer, Brunnenbauer; im Bereich Rohr- und Kanalservice: Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrieservice; im Bereich Hochbau: Maurer, Beton- und Stahlbetonbauer, Feuerungs- und Schornsteinbauer

Die wichtigsten Infos zum Beruf

Mathe

Kanalbauer müssen das Gefälle von Kanaltrassen berechnen, Pläne lesen und Baustellen ausmessen - gute Kenntnisse in Mathematik und Physik helfen dabei.

Mobilität

Kanalbauer kommen viel rum: Sie werden auf Baustellen in ganz Deutschland und auch im benachbarten Ausland eingesetzt. Nicht selten dauern die Projekte mehrere Wochen oder Monate. Die Arbeiter übernachten vor Ort.

Wetter/Info

Neben dem tobenden Verkehr bei Regenwetter im Matsch einer Baustelle stehen? Für wen das nichts ist, für den ist der Beruf des Kanalbauers nichts. Die arbeiten bei Wind und Wetter. Nur wenn es richtig schneit und friert, gehen sie in die Winterpause.

Geld

Der Alltag von Kanalbauern hat einige unangenehme Seiten. Positiv ist die Bezahlung. Wie in den meisten Berufen in der Bauindustrie verdienen auch Kanalbauer schon während der Ausbildung deutlich mehr als andere Azubis. Auch später kann sich der Lohn sehen lassen.


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