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Industriekaufmann/-frau "Er muss wissen, was in einem Betrieb so läuft"

Der Industriekaufmann zählt zu den beliebtesten Ausbildungsberufen in Deutschland. Betriebe nehmen derzeit nur Schüler mit Mittlerer Reife oder Abitur und mit guten Noten.

Stand: 06.08.2019

Markus arbeitet im Innendienst. Er sitzt in einem Großraumbüro, locker gekleidet in Pulli, offenes Hemd und Jeans. Aber die Arbeit an seinem Schreibtisch ist keineswegs so locker wie es von außen erscheint. Sie erfordert äußerste Konzentration. Im Computer muss er jeden Geschäftsvorgang  genau festhalten. Nur so können zum Beispiel Buchungsvorgänge zufrieden stellend ausgeführt werden.

Betrieb kennenlernen

Daneben steht das Telefon. Das bedient er viele Male am Tag: Denn mit Kunden und Kollegen muss er ständig Kontakt halten. Zum Beispiel Abklären beim Kollegen vom Versand, ob eine Lieferung schon auf dem Weg zum Kunden ist. Damit Markus als Auszubildender seinen Betrieb mal richtig kennenlernt, übernimmt er nebenbei, wie viele Lehrlinge schon vor ihm, den Postdienst. Dieser Gang durch alle Abteilungen gehört in vielen Firmen zur Ausbildung der angehenden Industriekaufleute. So sieht er einmal, was seine Firma überhaupt herstellt: Fliesstoffe, die von anderen Firmen, seinen Kunden also, zu Windeln, Feuchten Tüchern oder Filtern weiterverarbeitet werden.

Eigene Firma auf Probe

Einige Firmen bieten ihren Auszubildenden sogar an, mal für einige Zeit ein eigenes Geschäft zu managen: "Juniorfirma" nennt sich das. Ganz eigenverantwortlich dürfen die angehenden Industriekaufleute alles ausprobieren, was sie in der Berufsschule und im Betrieb schon gelernt haben. Das machen Miriam und Sarah mit großer Leidenschaft. Sie kümmern sich auch um alles. Von der Organisation der Lagerbestände im Keller, der Kosten- und Leistungsrechnung bis hin zur Erfolgsrechnung und dem Abschluss. Sie wenden alle Ausbildungsinhalte gleich praktisch an. Und sie haben immer neue Ideen, schicken mal einen Kollegen mit einem Bauchladen durch die Abteilungen.

"Industriekaufmann ist ein Praktiker an der Front und der muss wissen, was in einem Betrieb so läuft. Im Gespräch mit Meistern, im Gespräch mit Mitarbeitern, in Einstellungsgesprächen. Da wächst Du hinein in den Betrieb, Du musst dich dafür interessieren, entsprechend weiterbilden. Und so bleibst Du fit."

Rudi Kolb

Und sie lernen dabei auch mit stressigen Situationen umzugehen. Nerven behalten heißt es, wenn ein Kunde mal wutschnaubend eine Ware reklamiert. Wenn Markus, Miriam und Sarah so eifrig weitermachen, wie in der Ausbildung, haben sie gute Aufstiegschancen. Auch Rudi Kolb hat vor 36 Jahren als Industriekaufmann angefangen und sich bis heute zum Personalleiter hochgearbeitet. Durch seine Hände gehen heute viele Bewerbungen. Oder sein Kollege Gerhard Schaffrina. Er ist seit 20 Jahren im Betrieb, ebenfalls gelernter Industriekaufmann und heute als EDV-Fachmann unentbehrlich im Betrieb.

Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung:

  • Offizielle Berufsbezeichnung: Industriekaufmann / Industriekauffrau
  • Ausbildungsdauer: 3 Jahre
  • Ausbildungsform: Dual: betrieblich und schulisch
  • Prüfung: Industrie- und Handelskammer
  • Ausbildungsorte: Ausbildungsbetrieb und Berufsschule. Im Industrieunternehmen sind die Auszubildenden überwiegend in Büroräumen tätig. Gelegentlich erfolgt auch ein kurzes Praktikum in der Produktion.
  • Zugang: Keine formale Zugangsvoraussetzung, aber meist wird mindestens Mittlere Reife verlangt. Oft auch Abitur.
  • Eignung: Der Industriekaufmann sollte ein Gefühl für Zahlen haben, sehr genau arbeiten, gut  kommunizieren können und gern im Team arbeiten. Gute Noten in den Schulfächern Mathematik, Wirtschaft, Rechnungswesen, Englisch wären optimal für eine erfolgreiche Ausbildung. Hilfreich sind auch Kenntnisse in Datenverarbeitung und im Maschinenschreiben.
  • Perspektiven: Zusätzliche Sprachen wie Französisch und Spanisch bieten die Ausbildung zum Eurokaufmann/-frau. Spezialisierung zum Personalleiter oder Projektmanager. IHK bietet eine Weiterbildung zum Fachwirt an. Auch ohne Abitur ist ein Fernstudium zum Betriebswirt möglich.

Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:

Die wichtigsten Infos zum Beruf

Kreativität

Im Ausbildungsbereich "Marketing und Absatz"ist besonders viel Kreativität gefragt. Ungewöhnliche Wege, Produkte zum Kunden zu bringen, bringen oft den Erfolg.

Genauigkeit

Der Industriekaufmann muss präzise arbeiten. Hohes Maß an Konzentration fordert die Arbeit am Computer, jeder Geschäftsvorgang muss genau festgehalten werden. Bei internationalen Geschäften sollten beispielsweise Währungskurse jeden Tag abgefragt und zur Buchungsgrundlage werden. Die Zahlen müssen einfach stimmen.

Mathematisches Verständnis

Gut in Mathe sollte der angehende Industriekaufmann schon sein. Wenn die Tagesbilanz nicht stimmt, muss er fehlende Cent-Beträge nachforschen. Jedes Produkt muss seine Kosten mindestens wieder hereinholen. Besser noch, wenn es Gewinn bringt. Das alles muss er vorher berechnen können.


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