Party all night long? Studentenwohnheime und ihre Tutoren
Party, Party und sonst nichts, das ist eines der Vorurteile über Studentenwohnheime. Campus Magazin hat im Olympiadorf in München einen Tutor begleitet, der für das Social Life der Studierenden zuständig ist.
Nach dem anstrengenden Lernen an der Uni ist nur noch Feiern angesagt, oder? Und in den Wohnheimen geht es eh die ganze Nacht lang rund - so das Klischee. Tatsächlich ist alles ganz anders. Für die meisten Studierenden steht das lockere Miteinander im Vordergrund, das sich mit dem Studium vereinbaren lässt.
Tutoren sind für das social life in den Wohnheimen zuständig
In den Wohnheimen der Studentenwerke organisieren Tutoren Partys, Feste, kulturelle und andere Events. Tutoren sind selbst Studenten und werden von ihren Mitstudenten auf Zeit gewählt. Tutoren müssen also, bevor sie ihren Job antreten können, sogar einen Wahlkampf gewinnen.
Richtlinien Tutorenprogramm Format: PDF Größe: 1,61 MB
Tutor sein - das ist ein Ehrenamt, das Zeit und Engagement verlangt. Zwar erhalten Tutoren, im Schnitt, je nach Aufgabe 120 Euro „Ehrenamtspauschale“ im Monat und das Recht ein Semester länger im Wohnheim bleiben zu dürfen. Diese Vorteile stehen aber bei den Meisten nicht im Vordergrund.
Nicht wenige Studierende, die sich als Tutor engagieren, verlängern deshalb ihr Studium. Sinksar Ghebremedhin ist Tutor im Olympiadorf, einer der großen Wohnanlagen des Studentenwerks in München.
Das Tutorenamt bietet Chancen
Sinksar sieht in seinem verlängerten Studium keinen Nachteil. So kann er doch später, neben dem Studienabschluss, auch soziales Engagement in seinen Lebenslauf schreiben. Sinksars Eltern sind in den 1980er Jahren aus Eritrea geflohen und haben sich im Schwarzwald niedergelassen. Er selbst ist in Deutschland geboren und aufgewachsen. Wenn Sinksar nach Hause telefoniert, spricht er schwarzwald-schwäbisch. Und doch ist er ein Wandler zwischen den Welten.
"Ich komme ja selbst irgendwie aus zwei verschiedenen Ländern. Einerseits bin ich hier in Deutschland aufgewachsen, andererseits kommen meine Eltern aus Eritrea. Ich habe zwei Kulturen mitgekriegt und wenn du so 14, 15 Jahre alt bist, dann suchst du so ein bisschen deine Zugehörigkeit. Gehörst du zu den Eritreern oder zu den Deutschen?"
Sinksar Ghebremedhin
Sinkars Rezept sich selbst zu finden war und ist sein persönliches Engagement für andere, sei es für Flüchtlinge oder für Studierende als Tutor.
Das Tutorenprogramm des Olydorfes in München ist vielfältig
Studentenviertel Olympisches Dorf München
Das Olympiadorf in München war einst die Unterkunft für die Sportler der Olympischen Spiele 1972. Gleich nach den Spielen sind Studierende hier eingezogen. Insgesamt wohnen im Olympiadorf rund 2.000 Studierende, die Hälfte von ihnen in Bungalows, die anderen im Hochhaus. Bei den Bungalows gibt es spezielle Apartments für Studentenfamilien.
Die Tutoren organisieren Kochabende, Schafkopfturniere, Theaterbesuche, Ausflüge in die Berge oder Computerkurse. Jeden letzten Sonntag im Monat gibt es das „Sonntagsfrühstück“ in der Tutoria. Dort ist auch eine Töpferwerkstatt eingerichtet und ein Werkraum, in dem sich Studierende künstlerisch betätigen können. Dazu kommen Feste wie die „Party on the roof“, die Sinksar und seine anderen 11 Tutorenkollegen in unregelmäßigen Abständen organisieren. Dann feiern die Studenten oben im 15. Stockwerk mit einem beeindruckenden Ausblick über das gesamte Olympiagelände und München. Selbst die bunte Bemalung der Bungalows im Olydorf ist ein künstlerischer Wettbewerb, den die Tutoren veranstalten.