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Die Königin der Wissenschaften "Philosophie" eine brotlose Kunst?

Wer Philosophie studiert, sollte sich warm anziehen, denn sie/er wagt sich an eine "brotlose" Wissenschaft. Erfolgreiche sind in Lehre, Verlagen oder Medien unterwegs- Erfolglose werden Taxifahrer oder Hartz-4-Empfänger, so das Vorurteil. Campus Magazin zeigt, was hinter Mythen des Philosophie Studiums steckt.

Von: Barbara Weber

Stand: 13.01.2017 | Archiv

Lange Studienzeiten und zahlreiche Studienabbrecher, Haarspalterei statt fundiertes Wissen, so die landläufige Einschätzung des Faches Philosophie. Die Mutter aller Wissenschaften stand nie so schlecht da, wie 2500 Jahre nach ihrer Entstehung. Sokrates, Platon und Aristoteles gehen baden in einer Welt, die auf Spezialisierung, Effizienz und ein hohes Arbeitstempo ausgerichtet ist. Wer nimmt sich noch Zeit, lange nachzudenken und im Zweifel eben keine unmittelbare Lösung präsentieren zu können? Die Vogelperspektive der Philosophie auf die Welt und ihre Probleme geht unter im Lärm einer technisch-fortschrittlichen Gesellschaft, die mit aufgesetzten Marketingkonzepten jedem alles verkaufen will, auch wenn vieles davon unnütz ist.

Oἶδα οὐκ εἰδώς. „Ich weiß, nicht wissend.“ Sokrates

Wahr ist, derzeit studiert nur knapp ein Prozent in Deutschland Philosophie. Das sind gerade mal 20.000 Menschen, die sich an die komplexe Reflexionswissenschaft wagen. Nur etwa 60% der Studierenden schaffen es in der Regelstudienzeit plus zwei Semester, 40% studieren länger.

Wahr ist auch, der Studienzugang wird an vielen Universitäten begrenzt. Eine persönliche Bewerbung dient als Hürde für Interessenten und soll die Zahl der Philosophie-Studenten möglichst niedrig halten.

Wer dem Lockruf des Faches dennoch folgt, taucht tief ein in die Faszination einer Wissenschaft, die in einer Welt der vielen Möglichkeiten Halt und Orientierung geben kann.

"Vor allem die Frage, was machst du mal später mit deinem Studium, was machst du mit Philosophie? Den Leuten, die mich das fragen, kann ich nur antworten, was sie eigentlich ohne dieses Studium in ihrem Leben machen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man ein erfülltes und gelungenes Leben führen kann, ohne sich einmal mit  so fundamentalen Gedanken auseinandergesetzt zu haben."

Eine Philosophiestudentin der Hochschule für Philosophie, München

In gewisser Weise ist Philosophie also die Wissenschaft, die uns radikal auffordert, über den Tellerrand einer materialisierten Welt zu blicken und das Sein wider über das Haben zu stellen. Die "Brotlosigkeit" als konsequente Verweigerung von Besitz und Geld ist dann auch ein mutiger Akt der Selbstbeschränkung und der Reduzierung auf das Wesentliche.

Wo Philosophie studieren?


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