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Mythos Orchideenfächer Berufschancen mit Exotenstudium?

Im Jungle unzähliger Studienmöglichkeiten versuchen Hochschulen mit hip klingenden Fächern zu locken. Aber macht es Sinn ein Orchideenfach zu wählen? Und findet man dann einen Job? Oder sollte man Fächer, die nur von einer Handvoll Exoten belegt werden, nicht lieber abschaffen?

Von: Saskya Kamphuis

Stand: 21.06.2017 | Archiv

Studieren kann man vieles - bundesweit sind über 14.500 Studiengänge gelistet und es kommen immer neue hinzu. Wie wäre es zum Beispiel mit Coffeemanagement, Friesistik, Eurythmie, Spacemaster, Equine-Studies oder gar Master of Desaster? Braucht man das wirklich?

Ein paar dieser "Orchideen" haben wir uns angeschaut: "Vegan Food Management" in Bamberg sowie "Kristallographie" und "Biodiversität & Ökologie" in Bayreuth.

Vegan Food Management

Seit dem Wintersemester 2016 bietet die staatlich anerkannte, private Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Bamberg einen brandneuen Studiengang "Vegan Food Management" (B.A.) an, der gezielt auf eine Tätigkeit als Fach- und Führungskraft in der Lebensmittelbranche mit veganem Bezug vorbereitet.

Den Studierenden liegen alternative Ernährungsformen, Gesundheitsbewusstsein, Nachhaltigkeit und Tierschutz am Herzen. Lebenseinstellungen, die immer weniger "exotisch" sind, denn in Deutschland ernähren sich inzwischen knapp eine Million Menschen vegan - Tendenz steigend.

Rezept: Algen-Chips einfach selber machen. Hier!

Ein Studienfach mit immer besseren Jobaussichten

Die Berufsaussichten der Foodmanager sind daher gut. Im Studium geht es nicht nur um Warenkunde, sondern vor allem um BWL, Volkswirtschaft, Marketing sowie Ernährungslehre und Ernährungsmedizin.

Verkostung veganer Algen-Chips in Bamberg

Am Standort Bamberg belegen sechs Studenten dieses Fach. Am Standort Köln weitere zehn. Ab dem WS 2017/18 soll der Bachelorstudiengang ebenfalls in Bielefeld, Rostock und Berlin angeboten werden. Die FHM denkt sogar über einen Master "Vegan Food Management" nach, so dass von einem "Orchideenfach" vielleicht bald keine Rede mehr sein kann…

Um Vegan Food Manager zu werden, zahlen Studierenden in Bamberg 525 Euro monatlich.

"Wir haben gesehen, dass in den letzten Jahren der Markt bei veganen Lebensmitteln, Milch-Alternativen und Brotaufstrichen zweistellige Zuwachsraten hat. Heute kommt eigentlich kein Handelsunternehmen mehr daran vorbei, solche Produkte anzubieten. Aber da reicht es nicht, eine Öko-Wurst ins Regal zu legen, sondern es geht darum zu wissen,  was ein gutes Produkt ausmacht und warum die Kunden das eigentlich kaufen. Dafür bilden wir Spezialisten aus."

(Dr. Markus Keller, Ernährungswissenschaftler und Studienleiter 'Vegan Food Management' an der FHM)

Ein kleines Quiz der Kuriositäten

Die skurrilsten Studiengänge - Welche gibt es wirklich?

Angewandte Sexualwissenschaft?!

Ja, gibt es wirklich!

Master an der Hochschule Merseburg

Die skurrilsten Studiengänge - Welche gibt es wirklich?

Eurythmie?! (Bewegungskunst)

Ja, gibt es wirklich!

Bachelor und Master an der Alana-Hochschule Mannheim

Die skurrilsten Studiengänge - Welche gibt es wirklich?

Skateboarding?!

Nein, das gab’s nur mal 2012 als Seminar an der Uni Münster...

Schade eigentlich...!

Die skurrilsten Studiengänge - Welche gibt es wirklich?

Master of Disaster Management?!

Ja, gibt es wirklich!

Die skurrilsten Studiengänge - Welche gibt es wirklich?

Lego-Studium?!

Ja, gibt es wirklich!

Die skurrilsten Studiengänge - Welche gibt es wirklich?

Science of Unfugologie?!

Ja, gibt es wirklich!

Bestimmt! Studiert eigentlich jeder im Nebenfach! =)

Kristallographie

Historisch gesehen ist "Kristallographie" ein Teilgebiet der Mineralogie. Inzwischen ist sie jedoch vor allem eine "Materialwissenschaft", ohne die Chemie, Physik, Geo-Wissenschaften und Biologie nicht auskommen, denn sie bestimmt physikalische und chemische Parameter von Kristallen und untersucht die in ihnen auftretenden Prozesse.

Deshalb kann und sollte sich jeder Physik-, Chemie- oder Biologiestudent Kenntnisse in Kristallographie in einem überschaubaren Umfang von Lehrveranstaltungen aneignen. Im Labor der Kristallographie der Universität Bayreuth ist es zwar möglich in diesem Orchideenfach zu promovieren, als Studienrichtung wurde dieses jedoch vor einigen Jahren abgeschafft. Einen Master in Kristallographie kann man heute nur noch in Zürich, in der Schweiz machen. Sehr exotisch also!

"Die Erfindung von immer wieder neuen Bachelor- und Masterstudiengängen ist in den letzten Jahren sehr populär geworden. Ich denke, das kann vom Werbegesichtspunkt her sehr sinnvoll sein, weil es macht sichtbar, welche Spezialisierungen man studieren kann. Fachlich gesehen habe ich eher Bedenken, weil viele von diesen verschieden gennanten Studiengängen auf einem gemeinsamen Grundgerüst basieren, das 70 bis 80 Prozent des Studiums ausmacht."

(Sander van Smaalen, Lehrstuhlinhalber Kristallografie Uni Bayreuth)

Biodiversität & Ökologie

Marie Ende und Paula Mercier machen es richtig. Sie haben sich im Bachelorstudium ein breites Basiswissen aneignet, um sich dann im Master zu spezialisieren. Beide sind im letzten Semester "Biodiversität & Ökologie" und schreiben aktuell ihre Masterarbeit.

"Biodiversität & Ökologie" an der Universität Bayreuth ist zwar auch ein Orchideenfach - im Studiengang sind sie weniger als zehn - aber durch den zunehmenden Bedarf an Öko-Spezialisten haben die Absolventen sicher gute Berufsperspektiven.


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