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Challenge Kind erziehen und Tiermedizin studieren

Mutter sein und gleichzeitig studieren, eine Herausforderung, die nicht jedermanns Sache ist. Verena tut es aus Überzeugung. Als Campus Magazin sie vor drei Jahren besucht hatte, war ihr Sohn grade geboren. Jetzt haben wir sie wiedergetroffen und nachgefragt, wie es ihr geht.

Von: Claudia Fröhlich

Stand: 31.10.2019

Studierende, die gleichzeitig Kinder großziehen, sind an Unis und Hochschulen immer noch die Ausnahme. Nur 6 Prozent, etwa 131.000 Studierende, wagen dieses Abenteuer und sind damit auch auf die Unterstützung ihrer Unis angewiesen. Doch wie gut funktioniert diese Hilfe? Wir schauen, wie sich das Mentoring-Programm TandemPlus an der Uni München nach drei Jahren bewährt hat und was es sonst noch so braucht, um Kind und Studium unter einen Hut zu bekommen. Wir besuchen dazu auch Tiermedizinstudentin Verena wieder, die wir schon damals beim Start des Programms begleitet haben.

Für wen ist TandemPlus?

Verena und ihr Sohn Vinzent

Im Wintersemester 2014/15 bot die Universität München ihr Programm TandemPlus zum ersten Mal an. Es ist ein Mentoring-Programm, das speziell für Studierende mit „Pflegeverantwortung“ eingerichtet wurde. Pflegeverantwortung haben z. B. alle Studierenden, die Kinder großziehen oder ihre nahen Angehörigen pflegen.

TandemPlus hilft auf Augenhöhe!

Beim Mentoring-Programm TandemPlus unterstützen fortgeschrittene Semester, jüngere Semester dabei ihren Studienalltag zu organisieren und den Lernstoff besser zu bewältigen. Vor drei Jahren nahmen Alina als Mentorin und Verena als Mentee an TandemPlus Teil. Verenas Sohn war damals etwa ein Jahr alt. Gemeinsam bildeten sie ein sogenanntes Tandem.

Verena lernt heute viel effektiver als vor TandemPlus.

Selbstmanagement, Zeitmanagement, Lernmanagement – das alles lässt sich viel leichter von jemandem lernen, der noch selbst vor nich allzu langer Zeit in der gleichen Studienphase war, wie man selbst. Außerdem profitieren die Mentees nicht nur vom Wissensvorsprung ihrer Mentoren, sondern auch von deren Erfahrungsschatz. Auf was kommt es bei den Prüfungen wirklich an und wie viel Zeit muss ich einplanen?

"Ich war früher so die „Last Minute Lernerin“. Ich habe in der Nacht gelernt. Also geschoben, geschoben, geschoben. Und dann in der Nacht irgendwann panisch angefangen zu lernen. Und das geht halt mit Kind überhaupt nicht. Wenn das Kind ausgerechnet kurz vor der Prüfung krank ist, dann läuft halt nichts mehr mit lernen. Und das Risiko ist einfach zu groß. Die Alina macht tatsächlich immer Lernpläne. Sie schreibt sich jeden Tag auf, schon vor Semesterbeginn, was sie zu lernen hat und das habe ich so übernommen. Das hat mich bis zum Physikum begleitet und tatsächlich durch jede Prüfung gebracht."

Verena, Studierened Mutter mit Kind

Diese „Hilfe auf Augenhöhe“ an der Uni München gibt es für etwa 10 Tandems pro Jahr.

Wie geht es dem Tandem heute? 

Verena untersucht ein Huhn.

Alina und Verena studieren beide weiter Tiermedizin. Alina ist jetzt fast fertig. Verena studiert im 5. Semester und hat ihr Physikum im Sommer bestanden - ist somit ihrem Traum Tierärztin zu werden, ein Stück näher gekommen. TandemPlus hat ihr dabei geholfen, aber sie braucht weit mehr Unterstützung, um Kind und Studium wirklich gerecht zu werden - ohne Familie und Freunde ist es nicht zu schaffen. Ihr Mann unterstützt sie in ihrem Studium. So übernimmt er z. B. Kind und Haushalt, wenn Verena mehr Zeit für ihr Studium braucht. Einen Nebenjob, wie viele andere Studierende, hat Verena nicht. Das würde selbst ihr zu viel werden.
Verena geht gerne ungewöhnliche Wege. Ihr Abi hat sie auf dem Zweiten Bildungsweg gemacht. Erst mit Mitte 20 entschied sie sich dazu Tiermedizin zu studieren, dafür dann gleich mit Kind. Verena ist jetzt wieder schwanger. Wir sind überzeugt, sie wird alles gut meistern.

Service- und Beratungsstellen für Studierende mit Kind:

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