ARD alpha - Campus


0

Besser Lehren & Lernen Just-in-Time Teaching - Neue Lehrmethoden für den Vorlesungsalltag

Die immergleiche Vorlesung mit den Overheadfolien aus den 80ern? Langweiliges, eintöniges Vorlesen des eigenen Buchs vom Lehrstuhlinhaber? Das muss nicht sein! Campus Magazin zeigt die Lösung: Just-in-Time Teaching

Von: Florian Falzeder

Stand: 07.06.2019

“Das ist jetzt mein 34. Test”, erklärt Dominik Eibl und tippt die Antwort auf eine Rechenaufgabe in seinen Computer. Genauer: sein 34. Test in Physik, den der Wirtschaftsingenieurwesen-Student im zweiten Semester an der Hochschule Rosenheim absolviert. Vor jeder Vorlesung dasselbe Spiel: Erst selbstständig die wichtigen Inhalte lernen, dann ein kurzer Test, kurz vor der Vorlesung.

Lernen - Just in Time

Just-in-Time Teaching heißt die Methode, abgekürzt JiTT. So wissen die Studenten immer schon vorher, worum es geht, und haben sich die wichtigsten Begriffe, Definitionen oder Formeln schon angeschaut. Und der Professor kann in der Lehrveranstaltung dann auf die Probleme, die es in den Tests noch gab, eingehen, mit den Studierenden diskutieren, Beispiele bringen, üben und vertiefen. Campus Magazin hat an der Hochschule Rosenheim drei Physik-Professoren getroffen, die praktisch zu Lern-Coaches wurden.

"Physik ist eines der schwierigsten Fächer; ich würde sogar sagen, das schwierigste Fach - für mich und ich glaube auch für viele andere."

Dominik Eibl, Wirtschaftsingenieurwesen, 2. Semester:

Einer der Professoren ist Elmar Junker. Zusammen mit seinen beiden Kolleginnen Silke Stanzel, der Dekanin der Fakultät für Angewandte Natur- und Geisteswissenschaften der Hochschule Rosenheim, und Claudia Schäfle hat er dafür dieses Jahr den Ars legendi Fakultätenpreis Physik gewonnen. Ars legendi, das ist der renommierteste Preis, den es hierzulande für gute Lehre an Hochschulen gibt.

Just-in-Time Teaching, kurz JiTT

Die Lehr- und Lernmethode dreht das Spiel, das man aus der klassischen Vorlesung kennt, um. Der Prof predigt im Hörsaal nicht mehr die Inhalte, die die Studenten danach lernen. Bei JiTT ist das Spiel umgekehrt. Erst lernen die Studenten die wichtigen Inhalte, Formeln, Begriffe, Definitionen, dann machen sie einen Test und geben dem Dozenten so Rückmeldung, was sie schon können und wo es noch hakt. In der Lehrveranstaltung selbst kann dann diskutiert, geübt und vertieft werden. Und zwar immer nach dem aktuellen Wissensstand der Studenten, individuell auf die Gruppe angepasst - daher der Begriff Just-in-Time Teaching.

MINT-Fächer profitieren von Just in Time Teaching

Und in der Physik ist es wichtig, gute Lehrmethoden zu haben. Gerade die MINT-Fächer sind oft besonders schwierig, machen den Studierenden die meisten Probleme. Genau dafür gibt es Lehrmethoden wie JiTT.

"Mir macht das Unterrichten sehr viel mehr Spaß, weil ich jetzt nicht zum 300. Mal ½mv² erklären muss. Das können sich die Studenten selbst erarbeiten. Ich habe dafür mehr die inhaltlich spannenden Diskussionen und viel mehr Interaktion."

Prof. Dr. Elmar Junker, Hochschule Rosenheim

Just in Time Teaching ist arbeitsintensiv für alle

Das Problem dabei ist nur: JiTT macht nicht nur den Studierenden mehr Arbeit, sondern auch den Dozenten. Das Standardprogramm durchzuziehen - einmal Vorlesung geschrieben, dann Jahr für Jahr bis zur Rente vorgetragen - geht nicht mehr. Jede Vorlesung ist maßgeschneidert. Und das funktioniert. Dominik Eibl und auch seine Kommilitoninnen und Kommilitonen nehmen deutlich mehr mit, weil sie jede Woche gezwungen sind, dran zu bleiben. Und Elmar Junker und seine Kolleginnen haben mehr Spaß am Unterrichten - und merken, dass ihr Engagement gewürdigt wird.

Für ihr Engagement wurden die drei Professoren Claudia Schäfle, Silke Stanzel und Elmar Junker mit dem Ars legendi-Fakultätenpreis 2017 auszegeichnet.


0