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Rap und Theater Kreativer Deutschkurs für junge Flüchtlinge

Flüchtlinge lernen mit einem Liebes-Rap und Rollenspielen deutsche Sprache und Kultur. Campus Magazin begleitet Kenny, Fiona und Michael, die ihr preisgekröntes Integrations-Projekt in Eigeninitiative und ohne Unterstützung durchführen.

Von: Annekathrin Wetzel

Stand: 17.06.2016

Fiona Schweizer und Kenny Lartey von der Universität München haben zusammen mit ihrem Freund, dem Rapper Sen-dla aus Augsburg, einen außergewöhnlichen Deutschkurs ins Leben gerufen. Flüchtlinge sollen auf eine lockere, unterhaltsame Art Deutsch lernen und dabei gleichzeitig den Umgang zwischen „Männlein und Weiblein“ in unserer Gesellschaft - in Deutschland.

Eine Liebesgeschichte im Rap von Sen-dla

Der Rap erzählt von zwei jungen Menschen, Aman, ein Flüchtling aus Eritrea, und Anna, eine Münchner Studentin lernen sich in der U-Bahn kennen. Diese Geschichte, eine Liebesgeschichte hat Sen-dla in einen Rap gepackt. Er hilft den Flüchtlingen - mit coolem Beat - die Situation zu verstehen. Fiona und Kenny spielen dazu die Handlung mit Handpuppen. Danach schlüpfen die Flüchtlinge selbst in die Rollen von Aman und Anna und lernen dadurch die deutsche Sprache kennen und zugleich wie sie jemanden, den sie mögen, ansprechen können.

Verliebt? Und dann...?

"Es ist egal aus welchem Land Du kommst, es ist egal aus welcher Kultur Du stammst, es ist egal wen oder was Du kennst, es ist egal, Du bist Mensch."

aus Sen-dlas Rap

Du bist Mensch

... so die Zeilen aus Sen-dlas Rap. Jugendliche sind Jugendliche - egal welchen Background sie haben. Und sie verlieben sich. Nur in einigen Kulturen ist es tabu, darüber zu sprechen. Hier in Deutschland gehen wir sehr offen damit um. Also helfen Kenny und Fiona den Jugendlichen, darüber zu diskutieren. Sie nehmen ihnen die Scheu oder Hemmungen, gemeinsam darüber nachzudenken: Wie spreche ich jemanden an, den ich attraktiv finde? Wie wirkt das auf den anderen? Wie sollen Jungs mit Mädchen umgehen? Was ist wichtig? Was sind mögliche Missverständnisse?

Deutsch lernen mit Rap und Theater

Die Geschichte von Aman und Anna besteht aus „offenen Enden“, für die sich die Kursteilnehmer in Gruppenarbeit mögliche Endungen ausdenken. Die entstandenen Dialoge werden dann der Klasse vorgespielt und in der Runde diskutiert. Dabei gibt es nicht die eine, richtige Antwort, sondern es wird hinterfragt: „Warum könnte man diesen Satz falsch verstehen?“ „Wie würdest Du dies in Deinem Heimatland formulieren und warum ist es hier eventuell anders?“

Viel Zeit, kein Geld und ein Preis

Fiona und Kenny haben in monatelanger Arbeit das pädagogische Konzept für den Kurs entwickelt, und zwar ehrenamtlich. Jede Woche schenken sie mindestens einen Tag ihrer knappen Freizeit an die Flüchtlinge. Dafür wurde ihr Projekt „Gender“ von den Städten München und Nürnberg mit dem Mosaik-Jugendpreis „Mit Vielfalt gegen Rassismus“ ausgezeichnet. Für ihre GUTE TAT: Ihnen geht es darum, die Kommunikation zwischen jungen Flüchtlingen und deutschen Jugendlichen zu verbessern. Ziel ist es, den anderen zu verstehen, seinen kulturellen Hintergrund und seine Auffassung von Freundschaft und Liebe.

Einer der beliebtesten Deutschkurse unter Flüchtlingen

Die jugendlichen Flüchtlinge gehen aus sich heraus, blühen auf, denn sie lieben Rap-Musik und auch das Rollenspiel. Dieser Kurs ist also der Renner. So hilft Fionas und Kennys ehrenamtlicher Einsatz, Neuankömmlingen mit cooler Musik spielerisch die Sprache beizubringen und sie gleichzeitig mit den Werten unseres Zusammenlebens vertraut zu machen.

Fiona, Kenny und Sen-dla wurden ausgezeichnet mit dem Mosaik-Jugendpreis der LMU:


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