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Grüne Unis Wie nachhaltig sind Hochschulen?

Bei vielen Unis ist das Thema Nachhaltigkeit noch nicht angekommen. Die Uni Tübingen und die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf nennen sich "grüne Hochschule" - aber wie nachhaltig sind sie wirklich? Campus Magazin hat den Check gemacht.

Von: Johannes Reichart

Stand: 10.01.2018

Fleisch müsste an Uni-Mensen deutlich teurer werden, nähme man es ernst mit der Nachhaltigkeit an deutschen Hochschulen. Denn eine nachhaltige Küche bedeutet deutlich weniger Fleischkonsum, dafür in Bioqualität angerichtet mit regionalen Produkte. All das sucht man in den meisten deutschen Mensen vergebens, denn Bio kostet, viel mehr als bisher und zu viel für viele Studierende.

An der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf scheint ein grüner Geist zu wehen:

Auf dem Hochschulcampus sieht man grüne Schilder, grüne Wände, sogar grüne Spinde. Die Studierenden gehen nicht nur in ihren Studiengängen Landwirtschaft, Agrartechnik, Umweltsicherung und Wassertechnologie der Frage nach, wie der Mensch nachhaltig leben kann. Auch außerhalb engagieren sich Jungakademiker für die Umwelt. Beispielsweise im Projekt „Mülltrennung“ analysieren Studierende, wie gut das an der Hochschule klappt und wie man das System verbessern kann.

"Auch privat achte ich darauf, umsichtig mit der Umwelt umzugehen: das Auto nur zu nutzen, wenn es absolut notwendig ist und keine Pappbecher mehr zu nutzen."

Emma Christa, Projektgruppe Mülltrennung.

Einwegbecher noch immer präsent

Schaut man allerdings in die Seminarräume der Hochschule, sind die Einwegbecher für Kaffee immer noch präsent. Auch das Essensangebot ist konventionell: günstige Fleischgerichte und Wurstsemmeln. Träger der Mensen, die Studentenwerke. Sie scheuen Preiserhöhungen für die Umstellung auf nachhaltige Lebensmittel und fürchten den Unmut der Studierenden.

Hubert Weiger ist Vorsitzender des Bund Naturschutzes in Deutschland und sitzt im Rat für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung. Von den Hochschulen in Deutschland erwartet er deutlich mehr Nachhaltigkeit in den Küchen:

"Das muss sich ändern. Hochschulen müssen zentrale Orte für Nachhaltigkeit werden, wenn es nicht gelingt, die junge Generation davon zu überzeugen, dann hat Nachhaltigkeit keine Chance."

Hubert Weiger, Rat für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung.

Mehr Schein als Sein?

Auch in Tübingen ist die Nachhaltigkeit in den Cafeterien noch ausbaufähig. Sehr gut dagegen schneidet Weihenstephan-Triesdorf beim Thema Wärme und Strom ab. Tübingen hat bei der Lehre die Nase vorne. Beide Hochschulen sind Best pratice Beispiele und Vorreiter als grüne Unis, doch es bleibt noch viel zu tun.


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