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Dr. Larissa Pfaller Quo Vadis Organspende in Deutschland?

Hat der größte Organspendeskandal in der Geschichte der Bundesrepublik die Spendenbereitschaft beeinträchtigt?

Von: Andrea Roth

Stand: 04.11.2019

2012 wurde bekannt, dass Mediziner bundesweit Krankenakten gefälscht haben, um ausgewählte Patienten bevorzugt mit Spenderorganen zu versorgen. Führen Skandale wie dieser zu einer geringeren Spendenbereitschaft oder ist das eine vorschnelle Annahme? Kann eine geringe Anzahl an realisierten Organspenden überhaupt allein auf die mangelnde Bereitschaft der Bevölkerung zurückgeführt werden? Und warum würden manche Personen bereitwillig Organe spenden, während anderen der Gedanken an eine Organspende Unbehagen bereitet?

Gemeinsam mit Kolleginnen vom Institut für Ethik und Geschichte der Medizin geht Larissa Pfaller diesen Fragen im Forschungsprojekt "Ich möchte lieber nicht". -Das Unbehagen mit der Organspende und die Praxis der Kritik auf den Grund. Das Projekt interessiert sich für diejenigen, die einer Organspende ablehnend oder zurückhaltend gegenüberstehen. Dabei hinterfragt es allzu schnell getroffene Annahmen, die mangelnde Informiertheit oder erschüttertes Vertrauen nach den Skandalen als Erklärung bereithalten. Ein „Nein“ zur Organspende gründet sich in erster Linie auf Vorstellungen, die den Körper auch über den Tod hinaus als Bestandteil der Identität einer Person verstehen und auf deren Würde und Unverletzlichkeit verweisen.

Dr. Larissa Pfaller ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Sie hat Soziologie, Psychologie und Neuere Deutsche Literaturwissenschaft studiert und zum Thema "Anti-Aging als Form der Lebensführung" promoviert. Derzeit vertritt sie die Professur "Private Lebensführung und Qualitative Methoden der Sozialforschung" an der Universität Hamburg.


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