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Historiker Schilling, Heinz

Prof. Dr. Heinz Schilling lehrte Europäische Geschichte der Frühen Neuzeit an der Berliner Humboldt-Universität, die Reformation ist einer seiner Forschungsschwerpunkte. 2012 erschien seine viel beachtete Luther-Biographie "Martin Luther. Rebell in einer Zeit des Umbruchs".

Stand: 11.02.2014 | Archiv

"Ja, für ihn gab es den Teufel: Der war sozusagen sein Hauptgegenspieler. Aber er hat dann eben für sich die erlösende und befreiende Botschaft erkannt. Dies hat er anschließend auch sprachlich so plausibel rübergebracht, dass das für die meisten Leute, jedenfalls in Deutschland, akzeptabel wurde, ja, dass sie sich ebenso befreit fühlten. Denn die Menschen stellten mit der Botschaft Luthers fest: 'Wir müssen gar nicht durch Prozessionen, durch Geißelung, durch Fasten, durch das Ins-Kloster-Gehen usw. ständig unserem Seelenheil hinterherlaufen! Denn der Christenmensch ist frei durch die Gnade, die Gott jedem zugewandt hat.' Im Hinblick auf die Wirkungsgeschichte Luthers ist also das Entscheidende: Kein Christ braucht für sein Seelenheil ins Kloster zu gehen, muss dafür nicht im Zölibat leben, sondern er kann mitten in der Welt als befreiter Christ und der Gnade gewiss leben, also ohne die Ängste und ohne die Furcht vor einem plötzlichen und ihn überraschenden Tod – denn das war ja der Grund gewesen, weshalb auch Luther ins Kloster gegangen war."

Heinz Schilling

Zur Person

  • Geboren
  • 23. Mai 1942 in Bergneustadt
  • Ausbildung
  • Studium der Geschichte, Germanistik, Philosophie und Soziologie in Köln und Freiburg
  • 1971 Promotion an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
  • Beruf
  • Historiker

Funktionen und Ämter

  • Aktuelle Funktion
  • Historiker und Vorsitzender des Vereins für Reformationsgeschichte
  • Ämter/berufliche Stationen
  • 1971–1979 Assistent bzw. Hochschuldozent zunächst am Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte, dann für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Fakultät für Geschichtswissenschaft der Universität Bielefeld
  • 1978 Habilitation an der Universität Bielefeld
  • 1979–1982 Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Osnabrück
  • Seit 1989 Mitglied der Sachverständigenkommission am Deutschen Historischen Museum, Berlin
  • 1982–1992 Professor für die Geschichte der Frühen Neuzeit an der Justus-Liebig-Universität Gießen
  • Seit 1996 Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
  • 1992–2010 Lehrstuhl für Europäische Geschichte der Frühen Neuzeit an der Berliner Humboldt-Universität
  • 2002 Dr.-A.H.-Heineken-Preis für Geschichtswissenschaften der Royal Netherlands Academy of Arts and Sciences
  • Seit 2004 Mitglied der Koninklijke Nederlandse Academie van Wetenschappen
  • Seit 2004 Korrespondierendes Mitglied der British Academy
  • Seit 2005 Mitglied der Academia Europea

Veröffentlichungen

  • Martin Luther. Rebell in einer Zeit des Umbruchs, München: C.H. Beck, 2012.
  • Der Augsburger Religionsfrieden 1555, Münster: Aschendorff, 2007.
  • (Hrsg.) Konfessioneller Fundamentalismus. Religion als politischer Faktor im europäischen Mächtesystem um 1600, München: Oldenbourg, 2007.
  • Die Stadt in der frühen Neuzeit, 2. Aufl., München: Oldenbourg, 2004.
  • Die neue Zeit. Vom Christenheitseuropa zum Europa der Staaten, 1250 bis 1750, Berlin: Siedler, 1999.
  • Aufbruch und Krise. Deutschland 1517–1648, München: Goldmann, 1998.
  • Höfe und Allianzen. Deutschland 1648–1763, München: Goldmann, 1998.

Erstsendung: 25.2.2014


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