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alpha-Thema: „Flucht & Neuanfang“ Lesbos - Helfer der Gestrandeten Ein Kölner Ärztepaar auf der Flüchtlingsinsel

Ein Flüchtlingskind wartet an der Registrierungsstelle in Moria, Lesbos. | Bild: © WDR/WDR/Julia Horn, honorarfrei - Verwendung gemäß der AGB im engen inhaltlichen, redaktionellen Zusammenhang mit genannter WDR-Sendung bei Nennung "Bild: WDR/WDR/Julia Horn" (S1). WDR Presse und Information/Bildkommunikation, Köln, Tel: 0221/220 -7132 oder -7133, Fax: -777132, bildkommunikation@wdr.de.

Dienstag, 09.02.2016
21:00 bis 21:45 Uhr

ARD alpha
2015

Es sind Momente, die sich einbrennen: Frauen, Männer und Kinder torkeln auf den Strand, sinken völlig erschöpft zu Boden. Ein Junge, der eigentlich zu "groß" zum Weinen ist, heult hemmungslos.
Wir sind am Strand von Lesbos, mitten in der Nacht. Ein Schlauchboot rutscht auf den Strand, ausgelegt für 30 Menschen, mit 60 Flüchtlingen völlig überladen. Schreie hallen durch die Dunkelheit. Alle sind klitschnass, es ist kalt und doch haben sie Glück in dieser Nacht. Die Menschen, die vor Krieg und Terror geflohen sind, haben die gefährliche Überfahrt von der Türkei nach Lesbos überlebt. Und: Diesmal sind Helfer vor Ort, wie das deutsch-iranische Ärztepaar Bita und Khalil Kermani aus Köln, die die Boote empfangen und den Menschen an Land helfen. Mitten im Chaos, umgeben von Wellen und schreienden Menschen: eine Frau mit einem vier Wochen alten Baby. "Es war unglaublich, sie zu sehen, wie sie das kleine, zerbrechliche Kind rüber gegeben hat", erzählt Bita.
Der Bruder ihres Mannes Khalil, der Schriftsteller Navid Kermani, hat kurz zuvor Lesbos besucht, die chaotischen Zustände erlebt. Er ruft Khalil und Bita an: "Ihr müsst kommen, ihr werdet hier gebraucht, vor allem als Ärzte." Das Paar überlegt nicht lange und bricht den gerade begonnenen Urlaub auf Kreta sofort ab. Tagelang versorgen sie die oft völlig entkräfteten Menschen medizinisch, geben ihnen zu essen und zu trinken oder nehmen sie einfach nur in den Arm. "Allein die Tatsache, dass wir hier mit anpacken konnten, hat mir emotional geholfen", sagt Bita. "Es hat mir geholfen, nicht von der Trauer über das Schicksal dieser Menschen überwältigt zu werden."

Redaktion: Gábor Toldy