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Traumhäuser Ein Haus, ein Hang und zwei Generationen

Samstag, 10.02.2018
21:30 bis 22:00 Uhr

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ARD alpha
Deutschland 2006

"Seit die Kinder weg sind, ist uns das Haus viel zu groß. Wir brauchen den ganzen Platz gar nicht mehr, die Instandhaltung ist zu aufwändig, die Treppen zu steil, die Wege zu lang". Wer hat diese Klage nicht schon von älteren Bewohnern typischer Einfamilienhäuser gehört? Neue Lebensabschnitte erfordern veränderte Wohnverhältnisse. Die Baukultur der Zukunft wird dem zunehmend Rechnung tragen müssen. Das Mehrgenerationenhaus in Pressath bei Weiden, das Architekt Armin Juretzka für eine vierköpfige Familie entworfen hat, tut dies jetzt schon.

Die Bauherren hatten sich ein Haus gewünscht, das später je nach Bedarf variabel nutzbar sein sollte, etwa mit einer Einliegerwohnung für die zukünftige Familie eines der beiden Kinder oder einem abtrennbaren Wohnbereich für Pflegepersonal, sollten die Kinder ausziehen und die Eltern im Alter pflegebedürftig sein. Oder mit der Möglichkeit, einen Teil des Gebäudes zu vermieten. Jedenfalls wollten sie sich alle Optionen offen halten und nicht im Alter alleine in einem viel zu großen, nur halb genutzten und nicht Behinderten gerechten Haus sitzen.

Architekt Armin Juretzka nutzte die Hanglage des Baugrundstücks, um die zwei Geschosse des Wohnhauses mit je einem eigenen ebenerdigen Eingang auszustatten. So können später die beiden Geschosse voneinander abgetrennt und zu eigenständigen Wohneinheiten umfunktioniert werden. Natürlich barrierefrei und Rollstuhl gerecht. "Pragmatisch, funktional, reduziert auf das Wesentliche", so fasst Juretzka den traditionellen Baustil in der Oberpfalz zusammen. Und so baute er auch das Mehrgenerationenhaus. Was nicht heißt, dass auf ansprechende Stilelemente, geschickte Lichtführung, interessante Sichtachsen und hochwertige Materialien verzichtet wurde.

Auf den ersten Blick ist das Haus in Pressath vielleicht nicht das, was sich viele unter einem typischen "Traumhaus" vorstellen. Doch gibt es einen größeren Luxus als die flexible und optimale Anpassung von Architektur an sich verändernde individuelle Wohnbedürfnisse? Für die pragmatischen, unprätentiösen Oberpfälzer jedenfalls ist das zurückgenommene, genau durchdachte Haus ihr absolutes Traumhaus.

Redaktion: Sabine Reeh