ARD-alpha

alpha-Forum: Dan Diner Historiker

Dan Diner | Bild: BR

Dienstag, 22.08.2017
20:15 bis 21:00 Uhr

ARD alpha
2015

Moderation: Jochen Kölsch

Dan Diner war von 1999 bis 2014 Direktor des Simon-Dubnow Instituts für Jüdische Geschichte und Kultur und Professor am Historischen Seminar der Universität Leipzig und unterrichtet seit 2001 Moderne Europäische Zeitgeschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem. Sein Buch "Rituelle Distanz. Israels Deutsche Frage" befasst sich mit den diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel. "Wenn man sich die Kultur der Bundesrepublik Deutschland heute anschaut, dann stellt man fest: Die Bundesrepublik ist nicht nur eines der wohlhabendsten, sondern, wie ich meine, eines der zivilisiertesten Länder heutzutage. Und das wäre wahrscheinlich nicht möglich gewesen, ohne dass der Holocaust sozusagen als eine Gedächtnisikone den Deutschen durch Mark und Bein gefahren ist. Das heißt, die Aufarbeitung, die Beschäftigung mit dem Holocaust ist auch, wenn man so will, Teil eines Zivilisierungsprojekts Deutschlands geworden. Aber die Perspektive, die die Deutschen dabei wohl notwendigerweise einnehmen, ist die eines Kollektives, das in sich selbst so gefestigt ist, dass das Stellen von existentiellen Fragen nicht notwendig ist. Die israelische Bevölkerung hingegen muss sich quasi jeden Tag diese existentiellen Fragen stellen, denn sie lebt mehr oder weniger in einer ständigen Ausnahmensituation."
Dan Diner

Redaktion: Werner Reuß

Im alpha-Forum kommen Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft, Religion und Kultur in 45 Minuten ausführlich zu Wort.

In hintergründigen Zwiegesprächen entstehen Porträts der Interviewten, in denen genügend Zeit für Details und Nuancen bleibt. Nicht das kurze, mediengerechte Zitat, sondern der Lebensweg des Gesprächspartners mit all seinen Erfolgen und Rückschlägen steht im Mittelpunkt von alpha-Forum.