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Bundestagswahl Jeder zweite Wähler noch unentschlossen

Knapp vier Wochen vor der Bundestagswahl sind 46 Prozent der Wähler noch unentschlossen. Das ergab eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Von: Jasper Ruppert

Stand: 23.08.2017 | Archiv

Frau wirft Umschlag in Wahlurne | Bild: colourbox.com

Das Allensbach-Institut befragte für ihren „FAZ-Monatsbericht“ 1421 Menschen zu ihren Einstellungen zur Bundestagswahl. 46 Prozent wissen noch nicht, wen sie am 24. September wählen werden – der höchste gemessene Wert der letzten 20 Jahre. 2009 lag dieser Anteil bei 39 Prozent, 1998 bei 26 Prozent.

Die meisten Unentschlossenen ziehen zwei Parteien in Betracht: Bei den Befragten schwanken elf Prozent zwischen CDU oder SPD, gefolgt von CDU oder FDP sowie SPD oder Grüne (beide neun Prozent).

Befragte gehen von Merkel-Sieg aus

Angela Merkel: Bis 2021 Kanzlerin?

Ähnlich hoch wie die Zahl der Unentschlossenen ist der Anteil derer, die die Wahl für bereits entschieden halten. 45 Prozent gehen davon aus, dass schon klar sei, wer gewinne. Hier ist der Unterschied zu den letzten Wahlen noch deutlicher: 2009 waren 26 Prozent dieser Ansicht, 1994 nur 14 Prozent.

Bei der Frage nach dem nächsten Kanzler ist das Ergebnis sogar noch deutlicher: 71 Prozent gehen davon aus, dass Angela Merkel auch nach der Wahl weiterhin Bundeskanzlerin ist. Lediglich sechs Prozent können sich vorstellen, dass es zu einem Wechsel an der Regierungsspitze kommt.

Schwerer Stand für Martin Schulz

Hat Schwierigkeiten, die SPD-Anhänger zu mobilisieren: Martin Schulz.

Die Studie zeigt auch, dass Martin Schulz – wie seine beiden Kandidaten-Vorgänger Peer Steinbrück und Frank-Walter Steinmeier – Schwierigkeiten hat, die SPD-Anhänger hinter sich zu sammeln. Nur 51 Prozent der Wähler der Sozialdemokraten präferieren Schulz als Kanzler. Damit steht er nur leicht besser da - bei Steinbrück waren es 47 Prozent, bei Steinmeier nur 40 Prozent. Bei Gerhard Schröder waren es 2005 noch 82 Prozent. Allensbach-Geschäftsführerin Renate Köcher sieht darin „ein spezifisch mit Merkel verbundenes Muster“. Merkel polarisiere nicht und verhindere damit, dass eine große Mehrheit der SPD-Wähler für ihren Kandidaten begeistert werde.

Internationale Krisen überschatten nationale Themen

Die Zahlen bestätigten den Eindruck, dass der Wahlkampf 2017 bisher auf nur geringes Interesse in der Bevölkerung stößt. Themen wie der Nordkorea-Konflikt, die Trump-Präsidentschaft oder Terroranschläge würden nationale Belange überlagern. Die Inhalte des Bundestagswahlkampfs seien im Vergleich zu den internationalen Krisen „fast rührend harmlos“, so Köcher.

"Angesichts der Turbulenzen und Unsicherheiten in vielen anderen Ländern zieht die überwältigende Mehrheit den Schluss, dass das Land nicht nur ökonomisch in einer besseren Situation ist, sondern generell besser geführt wird."

Prof. Dr. Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach

Das hat zur Folge, dass Politik bei vielen Befragten kein häufiges Gesprächsthema ist: Nur elf Prozent gaben an, sich in jüngster Zeit mit Freunden und Bekannten über die Wahl unterhalten zu haben.

Auswirkungen auf die Wahlbeteiligung hat der gegenwärtig geringe Stellenwert von politischen Themen aber wohl nicht: 67 Prozent seien fest entschlossen, wählen zu gehen. Weitere 18 Prozent seien zumindest dazu bereit.

Sonntagsfrage im August: CDU mit großem Abstand vor SPD

Bei der Sonntagsfrage errechnete Allensbach für die Union einen Wert von 39,5 Prozent. Mit großem Abstand folgt die SPD mit 24 Prozent. Beim Wettstreit um Platz drei ist derzeit die FDP vorne: Die Liberalen kommen auf zehn Prozent vor Linkspartei (8), Grüne (7,5) und AfD (7).


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