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Glühende Leidenschaft Werkzeug aus dem Frankenwald

Sich als kleine Schmiede auf dem globalen Markt zu behaupten, ist nicht einfach. Die Familie Krumpholz hat es geschafft. Bereits in der achten Generation ist sie mit ihren Produkten erfolgreich - mit vereinten Kräften!

Stand: 20.02.2016 | Archiv

Mit Kraft und Köpfchen

Mitten im Frankenwald nahe Kulmbach liegt der Guttenbergerhammer - eine kleine Schmiede, ein Familienbetrieb in dem drei Generationen miteinander arbeiten. Großvater Georg, Jahrgang 1937, sein Sohn Claus und der Enkel Claus Georg. Bereits in der achten Generation sind die Krumpholz auf ihrem Anwesen und schmieden von Hand Werkzeug - von der Buchsbaumschere bis hin zum patentierten "Spork", einer Kombination aus Spaten und Gabel.

Hier wird heißes Eisen zu einer Gartenschaufel.

Als der erste Krumpholz das Anwesen 1799 für damals 1.000 Gulden gekauft hatte, war es völlig verwahrlost. Seit dem Mittelalter stand hier bereits eine Schmiede. Johann David Krumpholz brachte seinen neuen Besitz wieder auf Vordermann und begründete damit die Familientradition.

"Der David Krumpholz, das war ja der erste, ist mit seiner Frau auf der Kutsche den Berg heruntergekommen. Da hat die Frau geweint, weil sie gedacht hat: Um Gottes Willen wo komm ich denn da hin. Dem David sein Herz hat gelacht, weil er ja gefunden hat, was er wollte. Er hat Wasser gehabt, er hat Holz gehabt und er hat Erz gefunden."

Georg Krumpholz

Das Herz geht den Krumpholz auch heute noch auf, wenn es um das Schmieden geht. Mittlerweile verarbeiten sie sogenannten Schwedenstahl, der am besten für Werkzeuge geeignet ist. Dabei waren die letzten Jahre nicht leicht für die Familie.

"Mein Vater hat sich Mühe gegeben, der hat alles versucht. Aber er hat halt zu kämpfen gehabt mit China-Importen. Er hat eigentlich die Firma nur am Leben erhalten können. Ich hab' sie dann 2003 übernommen. Da haben die Banken zunächst gesagt, jawohl Herr Krumpholz, wenn sie das übernehmen, dann unterstützen wir sie, wir machen alles für sie und wie es dann soweit war, als die Unterschriften drunter waren, dann haben die alles vergessen gehabt. Das hat sehr viel Kraft gekostet, ganz viel Kraft, vielleicht hat uns das aber auch jung gehalten! Es hat sehr viel Zielstrebigkeit gebraucht, oft hab' ich mich gefragt, ist das alles richtig, was ich da mache? Vor allem, wenn ich von irgendeinem Großhändler eine auf die Mütze gekriegt habe, dann hab' ich an mir selbst gezweifelt. Aber ich hab' mir gesagt: O.k., ich hab den Weg eingeschlagen und jetzt geh' ich den auch."

Claus Krumpholz

Nicht nur "Hirnschmalz" ist wichtig, das Schmieden ist ein Beruf für kräftige Männer und im Sommer wird es manchmal auch ganz schön heiß. Die Hämmer in der Schmiede werden aber mit Wasserkraft angetrieben. Der Große und der Kleine Rehbach helfen bei der Energiegewinnung. Bis vor 60 Jahren trieben sie die Schmiedehämmer noch direkt an. Heute produzieren die Krumpholz' mit ihnen den Strom für ihre Maschinen.

"Man kann sich mit jeder Arbeit plagen, aber man kann sich´s auch einfach machen. Schmieden hat auch was mit Köpfchen zu tun. Die Maschinen machen heute das meiste, es ist keine schweißtreibende Arbeit mehr!"

Claus Krumpholz

Claus und Claus Georg Krumpholz - die Generation 7 und 8.

Peu à peu hat sich die Familie Krumpholz neue Kundenkreise erschlossen - mit Erfolg. Ihr Rezept: "Klein bleiben" und statt auf Masse auf Qualtität setzen. Vor allem in Russland sind die Krumpholz-Produkte gefragt, dort schätzt man das außergewöhnliche Handwerk, auch wenn's etwas mehr kostet. Aber auch nach Österreich, Tschechien, Polen und in die Schweiz geht es von der Einöde im Frankenwald hinaus. Frischen Wind in die 200 Jahre alte Schmiede bringt Sohn Claus Georg, er studiert Maschinenbau. Die Schmiedekraft hat die Familie zusammengeschweißt und ihr immer wieder die Kraft gegeben, weiter zu machen.


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