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Der Hahnenkamm in Mittelfranken Rauh und ruhig

Hahnenkamm - Wintersportfans denken bei diesem Begriff unwillkürlich an das Skirennen in Österreich. Doch es gibt auch einen gleichnamigen Höhenzug in Mittelfranken - mitten in Bayern und doch ein wenig abseits der Welt.

Stand: 07.03.2019 | Archiv

Er ist ein Ausläufer des Frankenjura, der das Nördlinger Ries vom Altmühltal trennt, entlang der Bezirksgrenze von Mittelfranken und Schwaben. Die großen Straßen führen um den Hahnenkamm herum. Industrie ist dort nicht zu finden. Der waldige Höhenzug ist dünn besiedelt mit kleinen, aber stolzen Dörfern.

"Es ist zwar ein bisschen rauer als woanders, weil wir höher liegen, aber wir haben eine Traumaussicht und eine frische Luft, so abseits der Industrie. Es ist ziemlich ruhig bei uns, also mehr wie ruhig, und das ist das Schöne."

Fritz Schmidt, Schäfer aus Hohentrüdingen

Der letzte Schäfer von Hohentrüdingen

Schäfer Fritz Schmidt wird wohl der letzte Schäfer in Hohentrüdigen sein.

So abgelegen der Hahnenkamm liegt, so faszinierend ist seine Landschaft und Kultur. Schafzucht etwa hat dort eine uralte Tradition und wird nur noch von wenigen engagierten Menschen am Leben erhalten. Wenn der Schäfer Fritz Schmidt seine Schafe auf den Magerrasen des Hahnenkamms weiden lässt, pflegt er nicht nur die Tradition, sondern auch die Landschaft. Bevor Fritz Schmidt in Rente ging, arbeitete er beim Wasserwirtschaftsamt. Die Schäferei betreibt er seit gut vierzig Jahren im Nebenberuf.

"Ich mache das aus Liebe zu den Tieren und zur Natur. Aber nach mir wird es damit wohl nicht mehr weitergehen."

Fritz Schmidt, Schäfer aus Hohentrüdingen

Der aussterbende Dialekt von Auernheim

Der Hahnenkamm ist uraltes Kulturland, schon seit Römerzeiten. Es folgten die Kelten und die Franken, große Adelsgeschlechter hinterließen Schlösser und Burgen. Bis heute ist die Region ein Flickenteppich der Konfessionen, mit katholisch wie evangelisch geprägten Dörfern. Und die identifizieren sich nicht nur über ihren Glauben, sondern auch über ihre Sprache. So spricht man etwa in Auernheim, dem höchstgelegenen Dorf auf dem Hahnenkamm, einen Dialekt, der völlig anders klingt als in den Nachbarorten Hechlingen oder Treuchtlingen.

"Das ist eine Mischung aus Fränkisch und Schwäbisch - nur Hochdeutsch ist es nicht."

Gerhardt Standhartinger, geborener Auernheimer

Geformt von der Zeit - und von Menschenhand

Die steinerne Rinne von Wolfsbronn.

Als Teil des fränkischen Jura ist der Hahnenkamm nicht nur ein Kleinod in Sachen Flora und Fauna, sondern auch geologisch hoch interessant. Zahlreiche Quellen sprudeln aus dem Karstboden und lassen bizarre Ablagerungen wachsen: sogenannte steinerne Rinnen. Ein besonders schönes Exemplar schlängelt sich bei Wolfsbronn den Hahnenkamm hinab und verdankt seine Gestalt der kundigen Hand eines 84-jährigen Mannes: Seit seinem elften Lebensjahr kümmert sich Eduard Völklein um die Rinne, indem er ihren Wasserlauf frei hält und so für ihr ungestörtes Wachstum sorgt.

"Wenn man sieht, welches Interesse dieses Naturdenkmal jetzt gefunden hat, erfüllt mich das mit Stolz."

Eduard Völklein

Eduard Völklein kümmerte sich schon als Kind um die Steinerne Rinne.

Die Rinne wächst nur, wenn das Wasser ungehindert fließen kann. Inzwischen hilft Eduard Völkleins Sohn Wolfgang seinem Vater regelmäßig dabei, den Lauf frei zuhalten. Bei guter Wetterlage bietet der Hahnenkamm eine Fernsicht bis in die Alpen. Jetzt, im Winter, hüllt sich der Höhenzug oft in Nebelschwaden - und präsentiert sich als abgeschiedene, geheimnisvolle Welt voller Schönheiten.

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Der abwechslungsreiche Mittelgebirgszug Hahnenkamm liegt am Ende der schwäbisch-fränkischen Alb und im Norden des Naturparks Altmühltal, zwischen Geopark Ries und dem Fränkischen Seenland. Das alte Kulturland ist zugleich Bayerns "Sprachdreieck" für Fränkisch, Schwäbisch und Bayrisch.


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